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  4. Unglücklich im Job? Sparen und andere Fragen vor Kündigung:
Der sichere Weg in die Arbeitslosigkeit

Wieviel Geld brauche ich, um meinen Job zu kündigen?

Kopf oder Bauch. Die Orte, wo Entscheidungen gefällt werden. Welchem Körperteil sollte man welche Fragen stellen, bevor man seinen Job kündigt? Wie trifft man die Richtige und was sollte man in finanzieller Hinsicht beachten? So viel vorab: Es ist kompliziert.

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Mann ohne Geld in der Tasche

Bevor man mehr oder weniger freiwillig einen gesichterten Job aufgibt: Wieviel Geld sollte man auf der Seite haben?

Getty Images

Dürfen wir vorstellen? Wir. Die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Wir haben viele Namen. Wir arbeiten Teil-, Halb-, oder Vollzeit. Wir sind Mütter, Väter – oder nicht. Wir sind viele Generationen – von Generation Z bis zum Baby Boomer. Wir könnten alle unterschiedlicher nicht sein. Was uns vereint, ist der Glaube, dass das was wir tun, einen Sinn haben soll. Das heisst aber nicht unbedingt, dass wir alle unsere Selbstverwirklichung nur in unserer Arbeit finden. 

Aber: Er soll perfekt zu uns passen. Bei ihm wollen wir ganz wir selbst sein können. Wir wollen uns nicht eingeengt fühlen, auch wenn wir viel Zeit mit ihm verbringen. Er soll uns Raum zur Entfaltung lassen, mit ihm wollen wir uns weiterentwickeln. Wir wollen uns angekommen fühlen, und wenn es in anderen Lebensbereichen einmal nicht so gut laufen sollte, soll er es sein, der uns auffängt. Der Job. Oder? Und wenn nicht? Wie beenden wir eine Beziehung, wenn sie uns nicht gut tut? Welche Fragen sollten wir uns davor stellen? Und wie wägen wir ab, ob wir wirklich ins Blaue kündigen sollen?

Im Schnitt sechs Monate, bis man was Neues hat

Wir, die Schweizer Arbeitnehmer*innen benötigen im Schnitt sechs Monate, um einen neuen Job zu finden, nachdem wir uns arbeitslos gemeldet haben. Gemäss des Schweizer Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO). Knapp 50 Prozent (der Registrierten) sind nicht länger als ein halbes Jahr Arbeitslos. Die Langzeitarbeitslosigkeit (über ein Jahr) steigt jedoch (über 25%). Ob wir schnell wieder eine neue Anstellung finden ist natürlich sehr individuell. Faktoren wie Alter oder Branche spielen dabei eine Rolle – aber auch sogenannte «weiche Faktoren» wie Eigenmotivation oder Netzwerk.

Mit sechs Monaten sollte man jedoch etwa rechnen, sagt auch Psychologin Anita Glenck vom Zentrum Berufs-, Studien- & Laufbahnberatung der IAP ZHAW. Aber natürlich gibt es da keine Faustregel. Jede*r muss sich individuell die Fragen stellen, wieviel Geld er oder sie monatlich braucht? Wieviel Sicherheit er oder sie braucht. Neben dem finanziellen gibt es jedoch eine viel wichtigere Frage, die wir uns stellen müssen: «Warum möchte ich künden?»

Der Brotjob – oder die Selbstverwirklichung

Wir Selbstverwirklicher*innen haben es selbstverständlich nicht leicht. Beruf oder Berufung? Was ist meine? «Selbstverwirklichung ist in aller Munde. Dabei vergiss man manchmal, dass dies auch Stress auslösen und zu einer rastlosen Suche nach Glück werden kann», sagt Glenck. Es helfe, bei Unruhen und beim Gefühl noch dies und das zu müssen, das Jetzt zu analysieren. Sich hinzusetzen, seine Bedürfnisse, Werte niederzuschreiben. Was löst genau den Stress aus, was die Unzufriedenheit?

Vielleicht liegt die Lösung gar nicht beim Beruf, sondern in einem anderen Bereich. Vielleicht bietet sich eine Reduktion des Pensums an, um Dingen in seiner Freizeit stärker nachgehen zu können. Oder vielleicht gibt es innerhalb des Jobs Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. «Solche Überlegungen aufzuschreiben, bringt Ruhe in die ganze Sache.» Wenn wir uns kennen, können wir gute Entscheidungen treffen. Unsere Bucket list. Unsere Wünsche

Wir Bauchmenschen. Wir Kopfmenschen. Die Psychologin hält eine Mischung für ideal. Auf beides zu hören. Die rationalen Argumente und das Bauchgefühl. Ersteres sammeln wir am besten wieder durchs Notieren von Punkten, die uns in den letzten Jahren zufrieden gemacht haben. Wir schreiben auf, was wir besonders gut können – und gerne. Und für die unter uns, die ihren Bauch nicht deutlich genug hören können: «Man sollte dazu darauf achten, mit wem man darüber spricht. Man spricht unbewusst mit den Menschen, von denen man weiss, man kriegt zu hören, was man hören will», sagt Glenck.

Wir, die Arbeitslosen. Eines noch, bevor wir ins Blaue künden. Nämlich was genau heisst dieses Blaue? Was bedeutet es für uns? «Das ist, wie auch die Frage nach der finanziellen Absicherung, sehr individuell», sagt Glenck. «Mit der Kündigung sind nicht alle Herausforderungen sofort gelöst. Es kommen weitere. Andere. Es kann eine Leere entstehen. Daher sollte man sich vorher überlegen, was kann man mit der Zeit danach anfangen? Natürlich muss man nicht alles durchplanen, aber man kann sich überlegen, wo will ich hin? Will ich etwas neues lernen? Reisen? Das Glück liegt da, wo wir es aus freier Entscheidung finden. Viel Erfolg.

Von zin am 4. November 2021 - 18:00 Uhr