Die Wohnwände sind zurück. Doch im Gegensatz zu früher sind es nicht mehr mächtige, schwer Möbelstücke, sondern leicht-luftige Regale. Was empfiehlst du, wenn jemand eine Neue anschaffen möchte?
Nuria Rodriguez: Ich empfehle, auf Modularität zu setzen. Man kann verschiedene Elemente nach Bedarf kombinieren, was die Wohnwand sowohl funktional als auch ästhetisch anpassbar macht. Besonders gut gefällt mir, wenn Regalsysteme massgeschneidert werden, um genau den Bedürfnissen des Raumes und der Bewohner gerecht zu werden.
Warum entscheiden sich wieder mehr Personen für Wohnwände?
Wohnwände bringen Struktur und Persönlichkeit in einen Raum. In einer Zeit, in der wir immer mehr von modernen, offenen Räumen sprechen, bieten sie eine Möglichkeit, sowohl Stauraum zu schaffen als auch den Raum mit dekorativen und persönlichen Elementen zu bereichern. Eine gut gestaltete Wohnwand trägt dazu bei, dass sich ein Raum nicht nur funktional, sondern auch wohnlich und gemütlich anfühlt.
Wie gelingt es, viel Stauraum zu schaffen, ohne eine Schrankwand zu kreieren?
Der Schlüssel liegt in offenen Regalsystemen, die eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlen, ohne den Raum zu erdrücken. Um nicht zu einer massiven Schrankwand zu greifen, kann man vertikale Regale oder modulare Elemente wählen, die sowohl Stauraum bieten als auch Platz für persönliche Deko und Kunst lassen. Wichtig ist, dass man Stauraum intelligent nutzt, zum Beispiel durch versteckten Stauraum in einer eleganten Box oder hinter Türen.
Wie findet man die passende Wohnwand-Grösse? Worauf sollte bei der Wahl der Wohnwand geachtet werden?
Die Grösse einer Wohnwand sollte immer proportional zum Raum sein. Eine zu grosse Wohnwand kann den Raum schnell erdrücken, während eine zu kleine Wand in einem grossen Raum verloren wirken kann. Wichtig ist, dass die Wohnwand nicht den Raum dominiert, sondern ihn ergänzt. Ich empfehle, die Wandfläche zu messen und die Wohnwand in einem Verhältnis von etwa 60-70% der Wandbreite zu wählen, damit der Raum nicht überladen wirkt.
Als Wohnwände werden auch gerne offene Regale eingesetzt. Wie bringt man Ruhe und Ordnung ins Regal?
Offene Regale wirken oft einladend, können aber leicht unordentlich wirken, wenn sie überladen sind. Wichtig ist, die Regale bewusst zu gestalten und nur Dinge zu präsentieren, die wirklich zum Raum passen. Dabei sollte man nicht nur nach funktionalen Aspekten schauen, sondern auch auf die Ästhetik – beispielsweise indem man Objekte nach Grösse und Farbe sortiert oder Körbe für Kleinkram nutzt. Weniger ist oft mehr, um Ruhe zu bewahren.
Was sollte auf keiner Wohnwand fehlen?
Bücher, Kunst, Pflanzen und Souvenirs aus Reisen – diese Dinge machen eine Wohnwand lebendig und persönlich. Sie erzählen Geschichten und verleihen dem Raum Charakter. Es sind die kleinen, bedeutungsvollen Details, die eine Wohnung wirklich zu einem Zuhause machen.
Was sind No-Gos?
Ein klares No-Go ist, eine Wohnwand einfach mit allem vollzustopfen. Oft sehe ich, dass Menschen Regale ohne Konzept überladen, was schnell unruhig und chaotisch wirkt. Auch zu viel unstrukturierter Stauraum kann schnell die Atmosphäre eines Raumes stören. Der Grundsatz lautet: Weniger ist mehr.
Teilweise sind Wohnwände ziemlich massiv. Kann das mit der Farbwahl ausgeglichen werden?
Ja, absolut! Eine massive Wohnwand kann durch die Wahl der richtigen Farbe optisch zurückgenommen werden. Wenn man die Wohnwand zum Beispiel in der Wandfarbe wählt, verschmilzt sie fast mit dem Raum und tritt weniger dominant auf. So bleibt der Raum offen und die Wohnwand wirkt weniger erdrückend, was besonders in kleineren Räumen wichtig ist.
Hast du Tipps. Wo sollte die Wohnwand stehen oder eben nicht?
Eine Wohnwand sollte niemals den Raum blockieren oder den natürlichen Fluss stören. Ich würde empfehlen, sie an einer Wand zu platzieren, die nicht den Blickfang beim Betreten des Raumes bildet, sondern den Raum ergänzt. Sie sollte auch nicht den Lichteinfall blockieren. Es ist wichtig, dass die Wohnwand harmonisch ins Gesamtbild des Raumes integriert wird und nicht zu massiv oder unflexibel wirkt.
Du gehst als Interior Designerin auch zu Menschen nach Hause und stellen gemeinsam mit ihnen ihre Wohnungen um. Wie ist dein Ansatz, wenn du eine Wohnwand neu organisieren?
Bei der Neugestaltung einer Wohnwand achte ich darauf, dass sowohl Stauraum als auch persönliche Gegenstände wie Bücher oder Dekoration Platz finden. Ich überlege, wie der Raum optimal genutzt werden kann, ohne ihn zu überladen – und dabei auch auf die Integration von Technik wie TV und Lautsprechern Rücksicht genommen wird. Ziel ist es, eine funktionale und ästhetische Lösung zu schaffen, die den Raum aufwertet.