Das Gemüt erhellt sich sofort beim Betreten des Ateliers der Schweizer Textildesignerin Sonnhild Kestler. Der Raum ist hell, mit hohen Decken. Und selbst an einem grauen Tag bekommt man hier gute Laune: überall bunte Siebdrucke, zudem schillernde Mitbringsel von Reisen und anderes, was die Textildesignerin zur Inspiration seit Jahren sammelt. Die Souvenirs stammen vor allem aus Indien und beflügeln sie zu gedanklichen Reisen und fördern kreative Ideen.
Mit selbst gemischten Farbmustern kreiert Kestler perfekte Farbkombinationen.
MicasaIn hohen Regalen hat Sonnhild Kestler in ihrem Atelier unzählige Siebe aufgereiht, für jede Druckfarbe, die sie mischt, ein neues. Mit den kleinen Sieben fertigt die 62-Jährige Probedrucke auf Papier in allen möglichen Farben an. So startet ihr kreativer Prozess – sehr intuitiv und oft ohne dass sie das Endresultat kennt. Ist die Farbe erst auf Papier, greift Kestler zur Schere und beginnt Formen auszuschneiden. Keine realen Formen, davon ist sie über die Jahre weggekommen, sie arbeitet minimalistischer und entführt uns gern in ihre Fantasiewelt. Das ausgeschnittene Material arrangiert sie danach auf ihrem acht Meter langen Drucktisch, dem Herzstück des Ateliers. Hier entstehen die Welten vorerst auf Papier, die Kestler später auf Kissen, Foulards oder Röcke drucken oder sticken lässt.
Sonnhild Kestler arrangiert ihre bunten Formen.
MicasaDoch alles entspricht schon auf dem Drucktisch den finalen Grössenverhältnissen. Sodass sie sieht, ob die Proportionen wirklich funktionieren. Nur wenn das endgültige Format sehr gross ist, wird der Entwurf digital vergrössert. Das ist ihr besonders wichtig, nur so sieht sie, ob die Proportionen wirklich funktionieren. Mal arbeitet die Textildesignerin mit Pinzette, dann bespielt sie eine zwei Meter grosse Fläche mit Mustern und Formen. Der Schritt vom Bild zum fertigen dreidimensionalen Produkt ist auch für sie eine Überraschung. Ist das Bild stimmig, wird es nicht mehr angefasst.
Die Kollektion von Sonnhild Kestler und Micasa ist seit Kurzem erhältlich.
micasa x Sonnhild KestlerBunte Prints für Micasa
Ihren sonst vollbepackten Drucktisch hat Sonnhild Kestler nun freigeräumt, um ihre neue Zusammenarbeit mit Micasa vorzustellen: bunte Prints auf Sonnenschirmen, Kissen und Servietten. 52 Produkte hat sie kreiert. Die Kollektion trägt den Namen Ciao, und das nicht wegen des italienischen Worts für Hallo, sondern wegen Kestlers Töffli, des Piaggio Ciao. «Wenn ich nicht mit meinem Ciao unterwegs sein kann, bin ich nicht wirklich zufrieden», erzählt die Designerin mit Schalk im Gesicht. Ihr Ciao ist nicht nur ihr Lieblingsgefährt, sondern es steht auch für Inspiration. «Inspiration ist ein Gefühl, das manchmal einfach so angesaust kommt in unerwarteten Momenten, ganz wie auf dem Töffli.»