Lange war es still um Züri West. Die Berner Band prägte die Schweizer Musikszene in den letzten 40 Jahren wie wohl kaum eine andere. Hits wie «I schänke dr mis Härz» kennt hier wohl jedes Kind. Vor Züri West war Mundart zu singen eine absolute Nische. Heute ist es Standard.
Grund für die längere Stille um die Band war wohl auch die Krankheit des Fontmannes Kuno Lauener (62), der 2021 bekannt gab, an Multipler Sklerose erkrankt zu sein. Eine heimtückische Krankheit, die mit Sehstörungen, Sprech- und Schluckstörungen, Müdigkeit, Muskelschwäche, oder Konzentrations- und Gedächtnisstörungen einhergeht. Sie verläuft meist in Schüben, beeinflusst die Lebenserwartung zwar kaum, ist allerdings auch nicht heilbar.
Morgen, am 8. Dezember 2023, erscheint nun das 14. Album der Kult Band, vielleicht ihr letztes. Das Album ist voller Melancholie, aber nicht ohne Hoffnung. Die Single «Loch dür Zyt» läuft bereits im Radio, wird in den sozialen Netzwerken gefeiert. Die Band um Kuno Lauener freuts, doch ein kleiner Wermutstropfen bleibt, denn auf Tour werden sie nicht gehen, wegen der «blöden Krankheit» wie der Frontmann Lauener in einem «Blick»- Interview preisgibt.
Obwohl es ihm derzeit gut gehe, merke er, dass es gesundheitlich nicht besser, sondern eher schlechter werde. Im Song «Loch dür Zyt» hat er das verarbeitet, er handelt von der Vergänglichkeit. «Ich vergesse wegen dieser Krankheit einfach viel. Ich weiss am Morgen nie genau, was mich erwartet. Es gibt keine Konstanz mehr. Ich frage mich manchmal: Wer war ich gestern, wer bin ich heute? Das ist sehr anstrengend.» Er sei wahnsinnig erstaunt und froh gewesen, als er die Scheibe hörte, wie sie «flutscht», die Angst war gross, dass es nicht so gut wird.
Im Februar 1984 wurde Züri West gegründet. Damals wollte die Band vor allem schneller, lauter und härter als die Anderen sein. In den vergangenen 40 Jahren war die Combo eine der prägendsten Bands der Schweiz, obwohl es nach ihren eigenen Angaben viele gab, die besser waren als sie selbst.
Dass sie trotzdem so erfolgreich sind, läge vor allem an Frontmann Kuno Lauener und seine Art Texte zu schreiben, aber auch daran, dass die Band musikalisch immer zusammen Songs erarbeitet hat. In der Band galt und gilt: Alle zusammen gegen den Rest.
Die Bandmitglieder seien stets in die Zukunft orientiert, fragten sich aber auch, ob diese Platte vielleicht die letzte sei, gerade weil man eben nicht wisse, wie sich Kuno Laueners Krankheit entwickle. Heute singen Sie: «I ha ke Ahnig wie ’s jitz witer geit/ öb öpper e Plan het – e konkrete». Lauener sagt dazu: «Ja, der Song richtet sich an mich. Wer bin ich noch? Aber im Moment bin ich noch. Von dem her: suberi Büez!»