Kind 2 steht in der Küche und schaut gebannt zu, wie seine Spaghettisauce überkocht. Ich unterdrücke den Reflex, aufzuspringen und die Pfanne vom Herd zu ziehen, und starre weiterhin in meinen Laptop, während ich aus den Augenwinkeln beobachte, was das Kind als nächstes tut. Es nimmt die Pfanne vom Herd und seufzt: «Das ist huere stressig! Ich will niemals Koch werden!» Dann starrt er auf die Sauerei und schliesslich auf mich. «Und jetzt?» – «Aufputzen», sage ich. «Ich?» – «Ja, du. Die Zeiten, in denen es meine Pflicht war, für dich zu putzen, sind vorbei.»
Man muss dazu sagen, es ist das erste mal, dass mein Sohn sich an den Kochherd wagt. Bisher war Wasser kochen für Fertignudeln das höchste der Gefühle. Insofern demonstriert dies zumindest mal seinen Willen für ein gewisses Mass an Selbstständigkeit. Jetzt, in diesen Sommerferien, bewegen wir uns nochmal einen Schritt mehr in Richtung WG. Denn während unser Tagesablauf sonst mehr oder weniger zumindest soweit gleich ist, dass wir jeweils zusammen Znacht essen (den in den allermeisten Fällen immer noch ich koche), verschiebt sich das während ihrer Ferien total.
«Ist es echt so schwierig, die Kaffeetassen einfach dort hin zu stellen, wo die anderen Kaffeetassen sind?»
Ich habe keinen Urlaub und arbeite im Homeoffice, wenn ich nicht unterwegs bin. Mein Bedarf an Nahrungsaufnahme findet zu den gewohnten Zeiten statt. Meine Kinder hingegen schneien gerade rein und raus, wie es ihnen passt, und haben zu irgendwelchen Unzeiten das Bedürfnis nach einer warmen Mahlzeit. Die man sich halt in diesem Fall selbst kocht. Und danach selbst aufräumt. Das ist nicht immer ganz einfach, auch für mich nicht. So hat kürzlich Kind 1 die Spülmaschine ausgeräumt, worauf ich am nächsten Tag nichts mehr gefunden habe in der Küche. (Ist es echt so schwierig, die Kaffeetassen einfach dort hinzustellen, wo auch die anderen Kaffeetassen sind?) «Ich mach das halt auf meine Weise», sagte das Kind auf meinen Tadel hin.
Hm. Das sind jetzt wohl die Tücken des WG-Lebens. Inwieweit machts jede und jeder halt einfach auf seine Weise, und wo hat das Grenzen? Klar, Tomatensauce einfach mal vor sich hingammeln lassen, bis sie sich selbst aufputzt, hat nichts mit «auf meine Weise» zu tun. Und Kafitassen, die man selbst nicht benutzt, falsch einzuräumen? Keine Ahnung. Das ist der Vorteil am Familienleben: Da mach ich zwar entscheidend mehr als meine Kinder, dafür gibts nur eine Weise, nämlich meine.
Nun gibts in meinem Haus wohl langsam aber sicher mehr als nur meine Weise, Dinge zu erledigen. Das ist gut so. Auch wenns wohl noch eine Weile dauert, mich dran zu gewöhnen.