Ich stamme aus einer eher kleinen Familie und geniesse es deshalb umso mehr, wenn sich wie bei Familie Isaku viele Familienmitglieder in einem Raum tummeln. Der Jüngste sitzt am Handy, seine Schwester lernt für die Lehrabschlussprüfung, die Männer rund um Vater Shaban erzählen sich Witze und kringeln sich vor Lachen, Azas Schwiegertöchter helfen ihr beim Kochen.
Aza und Shabi sind die Chefs der Familie, ihre drei erwachsenen Kinder sind selber bereits mehrfache Eltern, und so sitzen an diesem Abend drei Generationen unter einem Dach. Was mir am meisten auffällt, ist, wie viel Respekt den Eltern entgegengebracht wird. Das finde ich schön. Bei den meisten Schweizern ist der Umgang in der Hinsicht anders, etwas kollegialer vielleicht.
Aber nun zur Küche: Aza kocht für uns «Pite me mish» - Pite mit Fleisch, die am Schluss mit Naturejoghurt gegessen wird und einfach köstlich schmeckt! Aber Achtung: Diätfood ist das zuallerletzt, denn Pite wird mit ordentlich Butter zubereitet. Unten habe ich das Rezept notiert. Während Aza mit einem Wallholz hantiert, wie ich es vorher nicht kannte, plaudern wir über die kosovarische Küche.
Aza: Heutzutage machen immer weniger Leute Pite, weil sie ziemlich aufwändig in der Zubereitung ist.
Sale, pepe e pomodoro: Ja, aber bei dir sieht das total locker aus, ich könnte den Teig nur mit Mühe und Not so auswallen wie du - das ist ja schon fast ein Kunststück!
Aza: (lacht) - Ich habe meine erste Pite auch schon mit 13 Jahren zubereitet, für die Heirat meines Onkels, ich hatte also viel Zeit zum Üben.
Wer hat dich denn Kochen gelehrt?
Meine Mutter.
Du hast einige Brüder, mussten die das auch lernen? Wie war das bei euch?
Nein, bei uns war es absolut normal, dass nur die Frauen kochen. Die Männer hatten dafür andere Aufgaben. Mittlerweile hat sich das natürlich auch im Kosovo geändert, es gibt viele moderne Männer, die selber auch gerne und oft in der Küche stehen.
Welches sind die berühmtesten Spezialitäten deiner Heimat?
Es gibt allgemein viiiel Fleisch! Ein beliebtes Gericht ist zum Beispiel «Pasul», eine weisse Bohnensuppe, die optional auch mit Fleisch gegessen wird, dann essen wir vieles mit Sauerkraut oder «Lakna», ein Fleischeintopf, den man traditionell mit Maisbrot serviert. «Oriz» gibt es auch oft - ein Reisgericht, das man auf einem Blech mit Zwiebeln, Poulet, Pfeffer, Salz und Paprika über dem offenen Feuer brät.
Gibt es Schweizer Gerichte, die du richtig gerne magst?
Ja, Riz Casimir und Raclette mag ich sehr!
Gibt es Schweizer Gerichte, die Du am Anfang total seltsam fandest?
Trockenreis! Bei uns wird Reis immer mit etwas gemischt. Einfach nur so puren Reis gibts bei uns nicht. Aber mittlerweile habe mich dran gewöhnt...
REZEPT: *Pite me mish*
Zutaten für die Füllung:
500 g Hackfleisch
1 grüne lange Parika, in kleine Stücke geschnitten
5 ganze Zwiebeln, gehackt
1 Tomate, gewürfelt
2 Zwiebeln
3 Knoblauchzehen
etwas Sonnenblumenöl
Salz, Pfeffer, Paprika
Zutaten für den Teig:
500 g Mehl
3-4 dl Wasser
1 TL Salz
100 g geschmolzene Butter zum Bestreichen
Zubereitung für den Teig: Das Mehl mit dem Salz in einer Schüssel vermischen. Das nicht zu kalte Wasser in die Mitte des Mehls geben und gut kneten. 15-20 Minuten ruhen lassen.
Zubereitung Füllung: Zwiebeln im Öl gute 10 Minuten dünsten. Danach die Paprika mitdünsten. Sobald diese etwas durchgegart ist, kommen die Tomatenwürfel, der Knoblauch und die Gewürze hinzu. Zuletzt kommt das Fleisch ebenfalls in die Pfanne und die ganze Mischung wird nochmals 5-10 Minuten gegart. Danach die Füllung abschmecken und auskühlen lassen.
Zubereitung Pite: Wenn der Teig «ausgeruht» ist, wird er entweder hauchdünn ausgewallt und dann so mit dem Fleisch belegt, wie es Aza im Video tut - diese Methode ist aber eher für Profis geeignet. Ansonsten kann man auch den Teig nicht ganz so dünn auswallen, mit geschmolzener Butter bestreichen, danach mit der Fleischmischung belegen und mit einem Teigdeckel zudecken. Die fertige Pite wird zum Schluss immer nochmals mit Butter bestrichen. Den Ofen auf 250 Grad vorheizen, dann die Hitze auf 230 Grad reduzieren, danach das Ganze während 40 Minuten backen. Gegen den Schluss die Pite mit Alufolie belegen, damit sie nicht verbrennt.
So profimässig sieht die Zubereitung bei Aza aus:
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