Wer sich in den 90er-Jahren dazu entschloss, kein Fleisch mehr zu essen, musste sich ganz schön durchbeissen. Vegetarier – das waren entweder Menschen in Wollsocken und Birkenstock-Latschen, die «Körnlipicker», oder sie gehörten irgendeiner indischen Sekte an. War man jedoch ein tierliebendes Mädchen in der Pubertät, schlug die Mutter die Hände über dem Kopf zusammen und fand: «Was koche ich denn nur für dich?»
Fleisch mit Beilagen, so wurde damals in den durchschnittlichen Schweizer Familien gekocht. In Reformhäusern und Grossverteilern gabs die ersten Sojaprodukte, durch die man sich tapfer durchprobierte. Besonders lustig wurde es im Restaurant. Ein Koch hatte in einem besonders schwachen Moment den «Gemüseteller» erfunden. Ein weichgekochtes Potpourri, gern versehen mit in Speck gewickelten grünen Bohnen. Diesen «Gemüseteller» fanden alle Fleischesser so toll, dass er schweizweit Einzug auf alle Speisekarten hielt. Dazu gab es bei Familienfesten die Witze der Verwandtschaft: «Vegetarier leben nicht länger.» Bedeutungsvolle Pause. «Sie sehen nur älter aus.» Brüllendes Gelächter. Wie viel verstandener fühlt man sich da beim Inder.
Vegetarismus aus religiösen Gründen
Die vegetarische Kultur hat in Indien eine lange Tradition: Der Hinduismus, der Buddhismus und der Jainismus kennen Vorschriften für eine Ernährung ohne Fleisch, Fisch oder Eier und haben das Nichttöten von Tieren in ihrer Glaubenspraxis verankert. Je nach Region und Gruppierungen wird dies aber unterschiedlich streng gelebt. Heute noch ist es ein Traum als Vegetarierin in Indien unterwegs zu sein. Nach einem Restaurant sucht man nie lang, beim Eingang prangt ganz selbstverständlich ein Schild mit «Veg» oder «Non Veg».
In der westlichen Welt soll der griechische Philosoph Pythagoras, geboren 570 v.Chr. auf der Insel Samos, als Erster die vegetarische Ernährung propagiert haben. Die Pytagoreer glaubten, ähnlich wie die Hinduisten, an die Seelenwanderung und führten ein asketisches Leben.
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Birchermüesli und das Vegetarierheim
Spulen wir über zweitausend Jahre nach vorn. Von Griechenland in die Schweiz, an den Zürichberg in das Sanatorium des Arzts Maximilian Oskar Bircher-Benner: Ab 1904 behandelt er dort chronische Krankheiten mit einer veganen und vegetarischen Rohkost-Diät. Seine Apfeldiätspeise wird als Birchermüesli weltberühmt. Das Original enthält Äpfel, eingeweichte Haferflocken, Nüsse, Kondensmilch, Honig und Zitronensaft.
Bereits zur gleichen Zeit gibt es in Zürich das «Vegetarierheim und Abstinenz-Café». Ein gewisser Abrosius Hiltl ist dort Geschäftsführer. Er litt einst an Gelenkrheuma und sein Arzt riet ihm dringend, auf Fleisch zu verzichten – sonst drohe ihm der frühe Tod.
Unter Hiltl blüht das Restaurant auf und zieht an die Sihlstrasse 28. In den 50er-Jahren beginnt Margrit Hiltl, Abriosius Schwiegertochter, indische Spezialitäten zu servieren und hat damit Erfolg – sie liefert nun auch für die indischen Passagiere der Swissair das Essen.
Lieber nackt als …
1980 wird in den USA die Tierrechtsbewegung PETA gegründet. «People for the Ethical Treatment of Animals», bedeutet die Abkürzung und die Organisation schlägt raue, provokante Töne an. Ihr Kampf richtet sich gegen Tierversuche, Fleischverzehr, Massentierhaltung und Jagd. Dabei erhalten sie weltweit Unterstützung von Prominenten. «Lieber nackt als im Pelz», heisst ihr wohl berühmtester Slogan. Stars wie Pamela Anderson, Pink, Eva Mendes, Naomi Campbell oder Cosma Shiva Hagen ziehen blank – oder zeigen zumindest viel Haut. «Wir sind alle Tiere», lautet der Spruch der neusten PETA-Kampagne und ist ein Appell für vegane Ernährung und gegen die Vorstellung, andere Tierarten seien dem Menschen unterlegen. Ihr bekanntestes Gesicht ist der Schauspieler Joaquin Phoenix.
Auch bei uns in der Schweiz müssen wir inzwischen nicht mehr lange auf die Suche gehen. Entdecke mit Karma die grosse vegetarische Vielfalt! Zum Beispiel auch die indische Küche. Zaubere ein Paneer Tikka Masala mit Karma Bio Tikka Masala Sauce und Karma Paneer Nature. Und wenns ganz schnell gehen soll: Karma Noodle Soup Indian Curry oder Betty Bossi Chana Masala mit Basmatireis.
Vegetarismus als Lifestyle und für den Klimaschutz
Mit dem Film «Eine unbequeme Wahrheit» von Al Gore erhält 2006 die Klimabewegung frischen Auftrieb. Im Marketing taucht eine neue Zielgruppe auf: die «LOHAS», die Abkürzung für «Lifestyle of Health and Sustainability». Birkenstock-Sandalen sind plötzlich todschick, vom Apfel bis zum Lippenstift gibt es alles auch in Bio, in Hollywood brausen die Promis mit den ersten Elektroautos vor und vegetarische Ernährung gehört zum guten Ton. Der US-amerikanische Schriftsteller Jonathan Safran Foer beschäftigt sich 2009 in seinem Buch «Tiere essen», mit der Massentierhaltung und legt 2019 mit «Wir sind das Klima» nach. Vegetarisch – oder gar vegan – zu leben ist heute eine effektvolle Massnahme zum Klimaschutz. Die Nutztierhaltung verursacht 18 Prozent des weltweiten Treibhausgasaustosses und belastet so das Klima stärker als der gesamte weltweite Verkehr. Wer es noch nicht wusste: Selbstverständlich verzichtet Greta auf Fleisch, sie lebt gar vegan.
Die Zeiten vom drögen «Gemüseteller» sind definitiv vorbei. In den Buchhandlungen türmen sich trendige, vegetarische Kochbücher, das Angebot an guten Fleischersatzprodukten wächst ständig und viele Menschen bezeichnen sich inzwischen als «Flexitarier». Täglich Fleisch zu essen – das passt nicht mehr in die heutige Zeit.