Das Ei, ein kleiner Wunderball, ein Kraftpaket – im Inneren wahlweise flüssiges und wachsweiches Gold, das so herrlich ausläuft, wenn man es ansticht. Gekochte Eier, egal ob hart oder soft, sind eigentlich schnell zubereitet und es braucht neben kochendem Wasser nur noch die Eier-Uhr? Halt, stopp! So kocht man doch kein Ei.
Bitte, was? Warum nicht?
Tatsächlich ist schon das Wording komplett daneben: Eier sollen nämlich gar nicht gekocht werden, da sich das Eiweiss, das sich direkt unter der Schale bedindet, in sprudelnd-heissem Wasser umgehend hart wird. Das hat zur Folge, dass das Ei-Innere länger braucht, um gar zu werden.
Und wie «kocht» man ein Ei richtig?
Eigentlich ist es ganz einfach: Man bettet die Eier in den Topf, übergiesst sie mit Wasser und stellt den Topf erst dann auf die heisse Herdplatte. So wärmen sich die Eier langsam, aber mollig mit dem Wasser auf und platzen selbst dann nicht, wenn sie aus dem bitterkalten Kühlschrank kommen (der Temperaturunterschied setzt ihnen oft zu) oder die Schale nicht vorher angestochen wurde.
Sobald das Wasser aufkocht, darf man den Topf vom Herd nehmen und die Eier im heissen Wasser gar ziehen lassen.
Ab dann wird gestoppt: Weichgekochte Eier brauchen mit dieser Methode etwa vier bis sieben Minuten, für hartgekochte Eier muss man zehn bis dreizehn Minuten warten – je nach Grösse und gewünschter Konsistenz.
Wem darf man die Schuld geben, wenn das Ei danach nicht perfekter schmeckt?
Die US-Food-Autorin MFK Fisher (1908-1992), schrieb in einer ihrer Ausführungen übers Kochen erstmals über das Eierkochen. Eine Auswahl ihrer kulinarischen Essays ist in dem Buch «Die Kunst des Essens. Anleitung zum Genuss» erschienen – hier widmete sie sich dem Thema schon damals unter dem reisserischen Titel «Wie man Eier nicht kochen sollte».