I. Mir tut Sex weh. Was mache ich falsch?
Dr. med. Reto Stoffel: Zahlreiche Ursachen sind möglich: Bei Frauen, die nicht geboren haben, ist die Scheide eher straffer, was auch bei üblicher Penisgrösse zu Schmerzen führen kann. Aber auch die Trockenheit der Scheide durch fehlende Erregung, Infekte oder tiefe Hormonwerte in der Stillphase sowie in den Wechseljahren führen zu Schmerzen beim Intimverkehr. Dagegen kann man etwas tun: Ist der Partner zu gut bestückt, helfen Gleitmittel sowie sanfter und regelmässiger Intimverkehr, bis die Scheide etwas gedehnt ist. Bei trockener Scheide sollte ein Arzt einen Infekt ausschliessen. Sind die Hormonwerte zu tief, können die Schleimhäute mit östrogenhaltigen Cremen oder Zäpfchen aufgebaut werden. Bei fehlender Erregung lieber einmal auf Sex verzichten und sich das nächste Mal ein romantisches Umfeld schaffen, da sonst eine negative Verbindung durch die Schmerzen beim Sex entsteht.
II. Ich komme vaginal nicht zum Höhepunkt. Liegt es an mir?
Eher nicht! Das sexuelle Empfinden ist von Frau zu Frau verschieden. Ich bringe immer den Vergleich mit anderen Genüssen wie zum Beispiel Süssigkeiten oder Wein. Weinliebhaber können Genüsse erleben, die anderen Menschen total fremd sind. Die Vorstellung, dass Frauen vaginal einen Orgasmus erleben müssen, entspricht nicht der Realität. Letztlich ist der Orgasmus für eine Frau schön, unabhängig davon, wie dieser erreicht wird.
III. Ich werde beim Sex nicht feucht, obwohl ich erregt bin. Ist das psychisch oder physisch?
Weder noch. Meist besteht ein Hormondefizit wie oben aufgeführt. Lokale Anwendung von östrogenhaltigen Cremen oder Zäpfchen helfen.
IV. Mich juckt es im Intimbereich. Eine Allergie?
Juckreiz im Genitalbereich ist meist Ausdruck eines Infektes, selten auch einer Allergie auf falsche Intimpflege, Waschmittel oder Textilien, vor allem beim Tragen von Strings oder engen Hosen. Nach den Wechseljahren führt auch der fehlende Schleimhautaufbau der Schamlippen zu einem unangenehmen Juckreiz. Auf alle Fälle sollte ein Frauenarzt konsultiert werden.
V. Mein*e Freund*in hat Genitalherpes. Reicht ein Kondom / ein Lecktuch, damit ich nicht angesteckt werde?
Genitalherpes ist übertragbar. Der Schutz durch Kondome oder Lecktücher ist nicht absolut, weshalb ich rate, dass der/die Partner*in behandelt wird. Vorsichtshalber sollte während dieser Zeit auf Sex verzichtet werden. In der Regel dauert das zwei Wochen
VI. Wieso verliere ich beim Husten oder Joggen immer ein paar Tropfen Urin?
Dass ein paar Tropfen Urin verloren gehen, ist auch bei jungen Frauen nicht so selten. Ursache könnte eine Senkung oder eine Überdehnung der Blase sein. Letzteres nimmt zu, da Frauen zum Trinken von zu grossen Flüssigkeitsmengen angehalten werden. Die ideale Trinkmenge beträgt 1,5 Liter pro Tag. Empfehlung: regelmässiger Gang auf die Toilette, besonders vor dem Joggen.
VII. Nach dem Sex rieche ich fischig. Ist das normal?
Der unangenehme Geruch entsteht durch Gardnerella-Bakterien, die vom Darmbereich eingeschleppt werden. Sie sind harmlos, aber unangenehm. Die Intimpflege mit alkalifreien Seifen oder Duschgels sollte optimiert werden, die Reinigung von vorne nach hinten erfolgen. Diese Reihenfolge muss vor allem beachtet werden, wenn Analverkehr praktiziert wird.
VIII. Nach dem Orgasmus kommt viel Flüssigkeit aus meiner Vagina. Ich finde es peinlich.
Das ist von Frau zu Frau verschieden. Dafür muss man sich nicht genieren! Eine trockene Scheide ist unangenehmer.
IX. Nach dem Sex bekomme ich jeweils eine Hautirritation. Liegt das am Kondom?
Kondome enthalten teilweise Zusatzstoffe wie Gummi, Latex, Puder oder Gel. Da hilft nur, den Kondomtyp zu wechseln. Meist findet man ein Produkt, das die Lust nicht zur Last macht. Falls das nicht erfolgreich sein sollte, müsste die Verhütungsoption überdacht werden.
X. Mein*e Partner*in möchte Stellungen, die für mich nicht stimmen. Was soll ich tun?
Manche finden, oft durch Sexvideos angeregt, dass verschiedene Stellungen ein Muss beim Sex sind, und wollen das ganze Kamasutra durchexerzieren. Gut, wenns für beide stimmt, wenn nicht, sollte klar kommuniziert werden, was für einen stimmt und was nicht.