Egal wie fluffig-rosarot es zwischen zwei Menschen zu Beginn einer Beziehung aussehen mag, laut Statistik zieht nach spätestens zwei Jahren der Alltag und somit oft auch die Lustlosigkeit ein. Um die grosse Frage nach dem «Und dann?» zu beantworten, haben wir uns Rat bei Dipl.-Psysch. Nicole Engel geholt. Mit eigener Praxis in Berlin kennt die Therapeutin sich bestens mit den Alltagsproblemen vieler Paare aus.
Sexkiller Alltag
Die Gründe für eine Sexflaute können laut Expertin von Paar zu Paar variieren. Meist liegt es an der fehlenden Abwechslung und der festgefahrenen Alltagsroutine. Engel erklärt, dass dabei schnell die Leichtigkeit der Anfangszeit verloren geht. Es können aber genauso gut biologische Ursachen, wie Harnwegserkrankungen, Vaginismus oder Ejaculatio Praecox (vorzeitiger Samenerguss) Schuld an der sexuellen Inaktivität sein. Als häufigsten Lustkiller nennt die Psychologin allerdings Stress. Egal ob durch zu viel Arbeit, einen zwischenmenschlichen Konflikt oder die intensive Fürsorge für Kinder – unter Stress leidet die Bildung unserer Sexualhormone.
Intime Zweisamkeit als Entstresser
Statt sich darin zu verlieren, empfiehlt Engel, den Stress doch einfach als guten Grund für Intimität zu sehen:
«Es kommt hier auf die Bewertung des Ganzen an. Sehe ich Sex als zusätzliche Belastung oder Stressor in meinem Alltag – oder als etwas, was mich runterbringt und entstresst wie eine gute Massage zum Beispiel.»
So kann in einer Partnerschaft etwas Negatives ganz leicht mit etwas Positiven kompensiert werden.
Sich Quality-Time nehmen
Ausserdem sollten sich Paare Zeit nehmen, um sich über ihre Bedürfnisse auszutauschen. Denn guter Sex, bei dem beide Parteien befriedigt aus der Sache gehen, kurbelt nicht nur die Produktion der Glückhormone an, in den meisten Fällen führt er automatisch zu noch mehr Geschlechtsverkehr.
In aussichtlosen Fällen Hilfe suchen
Und wenn gar nichts mehr geht?
«Steht die Sexflaute wie ein Elefant im Raum, dann sollten Paare miteinander sprechen. Reden hilft, immer! Was ist fatal daran, sich als Paar gemeinsam zu fragen, woran es liegt? Hierbei geht es auch nicht um die Suche eines Schuldigen, sondern darum, einander besser sowie die gemeinsame Paardynamik zu verstehen.»
Wenn auch das nicht hilft, rät die Expertin dazu, sich extern Hilfe zu suchen. Sie selbst kann sie aus jahrelanger Erfahrung sagen: «Paarcoaching hat schon viele Paare vor einer Trennung bewahrt. In sich als Paar zu investieren, hat sich in meiner Praxis schon so oft als unheimlich erfüllend erwiesen.»