Kann er der Richtige sein? Ist er wirklich verliebt in mich? Haben wir genügend gemeinsame Interessen? Sind wir überhaupt kompatibel? Fragen, die wir alle kennen. Sie tauchen vor allem am Anfang einer Beziehung auf, wenn wir einen potenziellen Partner neu kennenlernen und noch nicht sicher ist, in welche Richtung die Reise gehen könnte. Aber auch während einer Beziehung halten wir manchmal inne, treten einen Schritt zurück und reflektieren. Das ist richtig und wichtig.
Allerdings kann das Analysieren der eigenen Partnerschaft obsessive Züge annehmen. Psychologen sprechen dann von Relationship OCD – oder zu Deutsch: Beziehungs-Zwangsstörung. Selbst wenn objektiv betrachtet eigentlich alles super läuft, dominieren Zweifel den Alltag. Negative Gedanken lassen sich selbst bei der Arbeit oder im Sport nicht mehr abschütteln, die Sorgenspirale dreht und dreht und dreht sich: Das Grübeln nagt an der Liebe und führt nicht selten zu deren Ende.
Die gute Nachricht: Relationship OCD lässt sich wie andere Zwangsstörungen gut therapieren. Aber woran erkennen wir, dass wir unsere Beziehung nicht mehr auf gesunde Weise betrachten, sondern in eine krankhafte Richtung steuern? Hier vier Warnsignale, die bei euch die Alarmglocken schrillen lassen sollten:
Ihr braucht Bestätigung
Und zwar nicht nur in Form von Liebesbekundungen, die ihr von eurem Partner einfordert. Auch in eurem Freundeskreis und in eurer Familie sucht ihr nach Bestätigung. Beim Kaffeeklatsch geht es hauptsächlich um eure Beziehungsproblemchen – und das weil ihr hören wollt, dass doch eigentlich alles ganz normal und gut verläuft.
Ihr sucht nach Beweisen
Oh Gott, wie er das Butterbrot schmiert! Schrecklich, diese neue Hose! Wieso lacht er so laut über diesen infantilen Witz? Es ist eindeutig: Ihr könnt unmöglich zusammenpassen! Sabotiert sich da gerade jemand selbst und sucht geradezu nach Anzeichen dafür, dass ihr zwei kein guter Match seid? Wenn ihr im kleinsten Detail Grund zu generellen Zweifeln findet, läuft das Hinterfragen aus dem Ruder.
Ihr vergleicht euch ständig
Sind andere Paare in eurem Umfeld glücklicher? Streiten die sich genauso oft? Gehen sie zärtlicher miteinander um? Wie spricht euer bester Kumpel über seine Freundin? Klingt das liebevoller als bei deinem Partner? Das Gefühlsfeuerwerk, das ihr aus Hollywood-Filmen kennt – wieso war das bei euch nicht so? Und sowieso: Wo bleiben die kleinen Geschenke zwischendurch, die euch eurer Ex auch nach sieben Jahren Beziehung noch machte? Menschen mit einer Beziehungs-Zwangsstörung vergleichen ihre Partnerschaft ständig mit anderen – egal ob real oder fiktional.
Das Nachdenken wird zum Ritual
Zeit ist ein wichtiger Faktor. Menschen mit ROCD können Ewigkeiten damit verbringen, ihre Gedanken und Gefühle zu analysieren. Das Grübeln wird zum Ritual. Wenn ihr euch mehr als eine Stunde pro Tag Gedanken über euren Partner oder eure Beziehung macht, ist die Grenze des Normalen überschritten.