Ich liege mit gespreizten Beinen auf dem Untersuchungsstuhl und die Frauenärztin tastet mir die Gebärmutter ab. Was sich auch beim x-ten Mal noch unangenehm anfühlt, wird nicht gerade besser, als mich die Gynäkologin mit der Neuigkeit überrumpelt, dass meine Gebärmutter nach hinten gekippt ist. Also, wie jetzt? Sie bemerkt meinen verwirrten Blick und beschwichtigt mich, dass das nicht so schlimm sei. Immer noch etwas durch den Wind frage ich trotzdem, was das genau bedeutet.
Normalerweise beugt sich die Gebärmutter nach vorne zur Bauchdecke. Ist der Uters nach hinten zum Kreuzbein gekippt, spricht man von einer Rückwärtsneigung der Gebärmutter. In der Fachsprache nennt man es «Retroflexio uteri». Nur etwa 10% der Frauen sind davon betroffen, die meisten leben damit, ohne es zu bemerken. Oder sie werden (wie ich) beim einem Frauenarztbesuch mit der Info überrascht. Oft ist die Ursache genetisch bedingt und man wird bereits mit einer Rückwärtsneigung der Gebärtmutter geboren. In wenigen Fällen kann es sich auch im Laufe des Lebens entwickeln, zum Beispiel aufgrund einer geschwächten Beckenmuskulatur oder einer Endometriose.
Unterschied zwischen «mobilen» und «fixierten» Retroflexio uteri
Glücklicherweise empfinden die meisten Frauen mit einer gekippten Gebärmutter keine Schmerzen, weshalb der Zustand lange unbemerkt bleibt. An dieser Stelle sollten wir aber noch den Unterschied zwischen einer «mobilen» und einer «fixierten» Retroflexio uteri erklären. «Mobil» bedeutet, die Gebärmutter ist lediglich nach hinten gekippt, die «fixierte» ist tatsächlich mit dem Bauchfell verwachsen. Das hört sich nicht nur etwas dramatischer an, es kann auch während der Menstruation zu äusserst unangenehmen Schmerzen im unteren Rücken führen oder während des Geschlechtsverkehrs zu Schmerzen im Unterbauch. In solchen Fällen können die Verwachsungen mit einer Operation gelöst werden, was die Schmerzen lindert. Bei der «mobilen» Retroflexio raten die meisten Ärzte von einer medizinischen Behandlung ab. Stattdessen kann mit gezielten Übungen die Beckenbodenmuskulatur gestärkt werden, wodurch die Gebärmutter im besten Falls wieder in die richtige Position zurückfällt.
Ist eine Schwangerschaft mit einer rückwärtsgeneigten Gebärmutter möglich?
Die Diagnose mag im ersten Moment erschreckend klingen, aber die meisten Frauen haben keine Empfängnisprobleme und erleben eine Schwangerschaft ohne grössere Beeinträchtigungen. In den ersten Wochen können sie jedoch unter zusätzlichen Rückenschmerzen leiden und Schwierigkeiten beim Wasserlassen haben. Ausserdem wächst der Bauch in den ersten Monaten nicht nach vorne, sondern nach hinten. Optisch zwar ein wenig irritierend – die Bäuche wirken so selbst gegen Ende der Schwangerschaft viel kleiner – für Mutter und Baby ergeben sich daraus allerdings keine gesundheitlichen Probleme. In den meisten Fällen kippt der Uterus nach 12 Wochen wieder nach vorne.
Bei einer «fixierten» Retroflexio uteri sind Fruchtbarkeitsproblemen allerdings nicht ausgeschlossen und sollten ärztlich untersucht werden. Hier kann in gewissen Fällen eine Operation helfen.