Es gab mal eine Zeit, in der galt man schon als gesundheitsbewusster Mensch, wenn man neben der einen oder anderen Yogastunde auch ab und an noch etwas gedünsteten Broccoli als Beilage zum Dinner reichte. Nun: Das sind nur noch Relikte aus der Vergangenheit. Heute müssen wir uns nach Paleo oder Ayurveda ernähren, literweise Wasser hinunterkippen und keinen Tag ohne eine einstündige Meditation am Morgen starten. Mindestens. Wer es dazwischen nicht noch ins Pilates, Aerial Yoga oder zumindest ins Soul Cycle schafft, der fühlt sich schnell, als trete er seine Gesundheit mit Füssen. Wellness ist zu einer Mammut-Aufgabe geworden – was natürlich dezent gegen den Grundgedanken hinter dem ganzen Konzept verstösst. Wir haben diesen Umstand zum Anlass genommen, um mal genau nachzuforschen, was es mit den bekanntesten Wellnessmythen da draussen so auf sich hat.
1. Carbs bringen Tod und Verderben
Oder machen zumindest mit der Sekunde des Verzehrs fünf Kilo schwerer. In den letzten Jahren hat sich innerhalb der Wellness-Gesellschaft eine starke Angst vor Brot, Pasta und Reis entwickelt. Sie wurden zum Staatsfeind Nummer eins. Aber macht das Sinn? Wir haben längst nachgeforscht und herausgefunden: nur sehr wenig. Neben all dem Spass, den uns der Pastaverzicht raubt, bringt die Low-Carb-Diät jede Menge Nebenwirkungen mit sich. Wir merken uns: Kohlenhydrate sind Freunde.
2. Zitronenwasser boostet unseren Metabolismus
Kein Wellness-VIP, der den Tag nicht mit einem grossen Glas Zitronenwasser beginnt. Das verschafft unserem Stoffwechsel schliesslich direkt am Morgen einen Schub und regt die Fettverbrennung den ganzen Tag über an. Oder? Nö. Das schafft weder Zitronenwasser, noch irgendeine Wunderpille da draussen. Die einzige Möglichkeit, den Kalorienverbrauch im Ruhezustand anzukurbeln, ist es, Muskelmasse aufzubauen. Und dafür muss man nunmal wohl oder übel schwitzen.
3. Fischölkapseln verhindern das Risiko einer Herzkrankheit
Ja, die wenig appetitlich klingenden Kapseln und ihr guter Ruf haben es bis auf die Schreibtische in unserer Redaktion geschafft und wurden jeden Morgen in einem strikten Ritual eingenommen. Was das gebracht hat? Glaubt man der Wissenschaft, leider nicht besonders viel. Auch wenn sich Omega-3-Fettsäuren nachweislich positiv auf unser Herz auswirken, konnte eine Studie im New England Journal of Medicine nicht nachweisen, dass Nahrungsergänzungsmittel den gleichen Effekt erzielen. Im Klartext: Mit «echter» Nahrung fahrt ihr besser.
4. Zwei Liter Wasser am Tag sind ein Muss
Ginge es nach Gwyneth, wären es sogar noch mehr. Wellness-Gurus schwören auf bis zu vier Liter Wasser pro Tag. Und, ist mehr immer besser? Glaubt man den Experten (den Echten, nicht den selbsternannten Gurus) sollten wir selbst beim Schönheitselixier schlechthin nicht über den Durst trinken. Besser hören wir auf unseren Körper, trinken, wenn wir durstig sind oder uns müde fühlen und vergessen nicht, dass auch die Flüssigkeit aus unserer Nahrung zu unserer täglichen Wasserzufuhr beiträgt. Das klingt allein schon viel entspannter, oder?
5. Soja ist der Feind
Ja, ihr merkt schon, die Wellness-Industrie hat mehr als nur ein Hassbild, wenn es um gesunde Ernährung geht. Aktuell steht der wohl beliebteste Fleischersatz in der Kritik, weil er verdächtigt wird, Brustkrebs und andere Krebsarten zu begünstigen. Schuld sind die enthaltenen Isoflavone, von denen man einmal annahm, dass sie die Vermehrung von Krebszellen begünstigen würden. Mittlerweile konnte eine wissenschaftliche Untersuchung nachweisen, dass die Konzentration der Isoflavone im Soja unbedenklich ist – ihr dürft euer fleischfreies Schnitzel also auch weiterhin ohne schlechtes Gewissen geniessen.