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Immer online und doch allein

Gefährdet Einsamkeit wirklich unsere Gesundheit?

Dank digitaler Vernetzung können wir uns per Knopfdruck mit anderen Menschen verbinden – immer und überall. Komplexerweise macht uns genau das oft ziemlich einsam.

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einsamkeit

Alleinsein macht nicht nur traurig, sondern im schlimmsten Fall auch krank. 

Getty Images/EyeEm

Im ständigen Kontakt mit anderen zu stehen war noch nie einfacher. Ist uns gerade nicht nach persönlichen Treffen, können wir telefonieren, FaceTimen, Whatsapps verschicken, uns auf Instagram und Facebook austauschen und, und, und. Nicht selten entstehen dadurch sogar digitale Freundschaften. Und trotzdem: Rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung fühlt sich einsam. Wie passt das zusammen?

Während man früher gezwungen war, bei Freunden direkt vorbeizugehen, oder sie zumindest anzurufen, kann man heute anonym vorm Smartphone und Laptop hocken bleiben. Mit realem Kontakt und echter Nähe hat das aber wenig zu tun.

Soziale Berührungspunkte sind unabdingbar 

Schon in den 1940ern fand der Psychoanalytiker René Spitz heraus, dass es körperliche wie mentale Folgen hat, wenn Kinder zu wenig Zuneigung erhalten. Über einen längeren Zeitraum befasste er sich mit dem Leben in Waisenhäusern, in denen die Kinder zwar ausreichend mit Lebensmitteln versorgt wurden, aber keinerlei soziale Interaktion oder Zärtlichkeit erfuhren. Sie stagnierten in ihrer Entwicklung und entwickelten psychische und physische Auffälligkeiten, deren Folgen sogar zum Tod führen konnten.

Seither ist klar: Körperkontakt und Liebe ist für uns Menschen genauso wichtig wie Essen, Trinken und Schlaf. Aber ab wann ist man eigentlich einsam?

Alleinsein vs. Einsamkeit

Einen messbaren Indikator für Einsamkeit gibt es nicht. Daher ist es zuerst einmal wichtig, eine Unterscheidung zwischen Einsamkeit und dem Alleinsein zu treffen. Allein ist man, wenn man physisch abgekapselt von anderen Menschen ist. Einsamkeit beschreibt dagegen einen psychischen Zustand. Weil: Auch wenn man sich gerade in einer Gruppe von Freunden befindet, kann man einsam sein.

Der Körper fühlt sich gestresst

Fakt ist: Menschen sind evolutionsbedingt nicht für die Einsamkeit gemacht. Um überleben zu können, musste man sich früher in Gruppen zusammenschliessen. War man dann doch mal auf sich allein gestellt, reagierte der Körper mit dem Stresshormon Cortisol darauf – ein Reflex, der auch heute noch in uns stattfindet. Der Organismus steht dadurch ständig unter Strom. Das ist nicht nur unangenehm, weil man unterbewusst in dauernder Alarmbereitschaft ist, langfristig schadet das auch unserer Gesundheit: Das Immunsystem wird schlapp, Blutdruck und Blutzuckerspiegel steigen, die Wahrscheinlichkeit für Depressionen, Schlaganfälle und Herzerkrankungen ebenfalls.

Gerade für ältere Menschen kann das schnell gefährlich werden. Stirbt der Partner, bedeutet das für die Hinterlassenen oft abrupte Einsamkeit. Nicht selten leidet darunter dann auch die Gesundheit – was ebenfalls tödlich enden kann.

Immer online und trotzdem einsam 

Was früher eher ein Problem der Alten war, wurde aufgrund der Digitalisierung zur Bedrohung für jede Altersklasse. Denn noch mal: Ständiges Online-Sein ersetzt keine körperliche Nähe. Und wer keine echten sozialen Berührungspunkte erfährt, wird auf Dauer einsam – und irgendwann krank. 

Ihr fühlt euch einsam und wisst nicht, mit wem ihr über eure Probleme sprechen könnt? Meldet euch bei seelsorge.net und findet Hilfe!

Von Style am 3. September 2024 - 16:00 Uhr