10'000 Schritte. Würde man jetzt tippen. Das ist das Schrittziel, das einem eingeimpft wurde. Hört, liest und sieht man überall. Ist so. Dabei unterliegt diese Grenze keineswegs medizinischer Forschung. Sondern einer Werbung.
1964 brachte die Firma Yamasa den ersten portablen Schrittzähler auf den Markt. Manpokei, heisst der, das bedeutet übersetzt so viel wie: «der 10'000-Schritte Zähler». So viel sei nämlich gesund, meint der Hersteller. Einfach so als Einschätzung. Und die setzte sich durch, schreibt der Spiegel Online. Selbst bei der Weltgesundheitsorganisation.
Immer mehr Studien zweifeln nun jedoch an diesem Ziel. Weitere Untersuchungen weisen darauf hin, dass zwischen 6'000 und 8'000 Schritte pro Tag reichen können, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zu senken.
Eigentlich kaum aussagekräftig
Laut einer Studie aus dem Jahr 2011 entsprechen 7'500 Schritte pro Tag einer halben Stunde moderater Bewegung, die Erwachsene mindestens einhalten sollten. Andere Untersuchungen dagegen bewerten selbst die 10'000-Schritt-Regel als zu niedrig. Demnach wirken sich 15'000 bis 18'000 Schritte pro Tag langfristig besonders günstig auf die Gesundheit aus.
Eine weitere Studie einer amerikanischen Universität hat ausserdem ergeben, dass Menschen, die nicht mindestens eine Stunde in der Woche gehen, später im Alter Schwierigkeiten mit alltäglichen Tätigkeiten hatten. Die Studie wurde zwar bei älteren Menschen durchgeführt, die bereits mit gesundheitlichen Problemen wie Steifheit durch Arthrose zu kämpfen haben, trotzdem zeigen die Ergebnisse auch, dass jeder mit nur 10 Minuten Bewegung am Tag vorsorglich etwas für seine Gesundheit tun könne.
Noch streiten sich Forscher*innen aber offensichtlich darüber, welche Schrittzahl und Gehdauer nun die beste ist. Die Anzahl der Schritte und die Dauer allein sagen generell ja nichts über die Intensität der Bewegung aus und seien daher sowieso wenig aussagekräftig. Eine halbe Stunde Joggen hat beispielsweise einen anderen Effekt als ein langer Spaziergang, auch wenn beide Aktivitäten dieselbe Schrittzahl ergeben.
Ja und jetzt?
Bei allem Nichtwissen, wissen wir doch: Auch wenn die 10'000 Schritte unwissenschaftlicher Unfug sind – Bewegung ist immer besser als keine Bewegung. Die Botschaft der vielen Schrittzähler-Studien ist: Man macht wohl immer den entscheidenden Schritt zu viel. Oder zu wenig, aber welcher das ist und wann, erfährt man vermutlich niemals.