Die Haare sammeln sich büschelweise in der Bürste und unter der Dusche lösen sie sich in ganzen Strähnen vom Kopf: Wer schon mal mit Haarausfall zu kämpfen hatte, kennt das Gefühl – es ist der pure Horror! Hilflos muss man dabei zusehen, wie die schöne Mähne immer dünner und lichter wird. Man hat förmlich Angst, plötzlich mit Glatze dazustehen, falls das im gleichen Stil so weitergeht … Aber (Gott sei Dank) befinden sich unsere Haare in einem ständigen Zyklus, sodass immer nur ein kleiner Teil ausfällt, während der Rest fleissig weiter wächst – es gibt also keinen Grund, gleich in Panik zu geraten. Trotzdem möchte man irgendetwas tun, um die Haare (so gut es geht) zu unterstützen, oder?! Dermatologin Dr. med. Nora Gräni von Dermanence hat uns erklärt, wie man bei Haarausfall nach dem Absetzen der Pille oder nach einer Schwangerschaft reagiert.
Vorübergehendes Phänomen
Haarausfall, bei dem die Haare «gleichmässig» dünner werden (diffuser Haarausfall), kann durch einen Vitamin- oder Eisenmangel oder durch eine Schilddrüsenunterfunktion ausgelöst werden, oder eben nach dem Absetzen der Pille oder nach einer Schwangerschaft auftreten. Bei den letzten beiden Ursachen gibt es eine gute Nachricht: Wem aufgrund von Hormonschwankungen die Haare ausfallen, der kann meist auf eine baldige Besserung hoffen. Um zu verstehen, warum das so ist, müssen wir zuerst die Lebenszeit der Haare unter die Lupe nehmen. Denn jedes Haar durchläuft einen Zyklus mit drei Phasen:
Wachstumsphase:
In dieser ersten Phase befinden sich etwa 85% der Haare auf unserem Kopf – sie entstehen im Follikel der Kopfhaut, werden dicker und wachsen für zwei bis sechs Jahre.
Übergangsphase:
Anschliessend durchlaufen die Haare einen Umbauprozess, bei dem die Wurzel nicht mehr mit Nährstoffen versorgt wird und zu schrumpfen beginnt – das dauert circa zwei Wochen und betrifft rund 1-3% der Haare gleichzeitig.
Ruhephase:
Hier kommt die Stoffwechselaktivität des Haares komplett zum Erliegen, weshalb es schliesslich ausfällt. Etwa 8-14% aller Haare sind für rund drei Monate in dieser Phase. Danach wächst ein neues Haar nach und der Zyklus beginnt von vorne.
Wer die Pille nimmt oder schwanger ist, hat wahrscheinlich bemerkt, dass die Haare in dieser Zeit schöner und dichter werden – ein netter Nebeneffekt der Hormone. Andersherum kann es natürlich auch sein, dass man durch die Einnahme der Pille auf einmal Haarausfall bekommt, weil auch das die natürlichen Hormone durcheinanderbringt. Aber mit der Pille oder einem Baby im Anmarsch steigt das Östrogen im Körper an, was bei den meisten Frauen eben dazu führt, dass die Haare länger in der Wachstumsphase bleiben, und gar nicht erst in die Übergangsphase kommen, in der sie ausfallen.
Tschüss Pille, tschüss volle Haare
Diese wundervolle Wirkung lässt aber leider (und logischerweise) nach, sobald man die Pille absetzt oder nachdem das Baby geboren ist: Der Östrogenspiegel sackt in die Tiefe und der Haarzyklus kehrt zu seinem normalen Rhythmus zurück – und die Haare durchlaufen wieder die Ruhephase. Drei Monate nach der Geburt oder nach dem Absetzen der Pille fallen die Haare deshalb vermehrt aus und man ist es gar nicht mehr gewohnt, nach dem Kämmen eine derart volle Bürste zu haben.
Verständlich, dass der Körper erst mal mit dieser Hormonumstellung klarkommen muss. Normalerweise pendelt sich der Haarzyklus aber von alleine wieder ein und auch der Haarausfall nimmt ab. Ist das nicht der Fall, kann es sein, dass man unter sogenanntem chronischen Telogeneffluvium (Haarausfall) leidet, was man bei einer Hautärztin oder einem Hautarzt abklären lassen kann.
Hilfe für die Haare
Grundsätzlich braucht man also nach dem Absetzen der Pille oder nach einer Schwangerschaft einfach etwas Geduld, bis die Haare ihren natürlichen Rhythmus wiedergefunden haben. Aber die folgenden Tipps können euch helfen, die Mähne dabei bestmöglich zu unterstützen:
1) Eine sanfte Bürste:
Trotz Haarausfall dürft ihr eure Mähne ganz normal ein- bis dreimal täglich kämmen. Aber ihr macht eure Haare besonders glücklich, wenn ihr dazu eine Bürste mit weichen, feinen Borsten benutzt.
3) Auf Farbe und Hitze verzichten:
Auch das mit dem Färben und Strecken solltet ihr erst mal sein lassen. Chemie und Hitze strapazieren die Mähne zusätzlich – und das muss in dieser Zeit echt nicht sein.
4) Tabletten mit Zink und Biotin:
Als Unterstützung kann es hilfreich sein, für eine Weile Tabletten zu schlucken, die mit Zink und Biotin die Haare stärken. Aber Dr. Gräni rät, dies nur als Kur für eine begrenzte Zeit zu machen – es ist kein Wundermittel gegen Haarausfall!
Hattet ihr auch schon mal mit Haarausfall zu kämpfen? Dann teilt uns eure Erfahrungen mit und verratet uns eure Tipps in den Kommentaren!