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Menstruation ist kein Muss

Ist es wirklich gesund, die Pille durchzunehmen?

Laut britischen Ärzt*innen haben Perioden keinen gesundheitlichen Vorteil. Sie haben Langzeitzyklen als unbedenklich eingestuft. Wir haben bei einer Schweizer Gynäkologin nachgefragt.

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Ist es gesund, die Pille durchzunehmen?

Manche Frauen halten monatelang an der Pille fest. Schädlich ist das nicht.

Getty Images/Tetra images RF

«We don't need to bleed» – «Wir müssen nicht bluten», steht gross über einem Artikel im britischen Guardian. Im Artikel erklärt die Autorin, wie sich immer mehr Frauen dazu entscheiden, die Pille durchzunehmen. Hintergrund: Anfang Jahr hat der Fachverband der britischen Gynäkologen seine Empfehlungen angepasst und klar formuliert, dass Perioden – oder wenn wir Hormonpräparate einnehmen, sogenannte Abbruchblutungen – keinen medizinischen Vorteil haben.

Folglich sei es nicht nötig, jeden Monat eine Pillenpause einzulegen. Ist das wirklich so? Und was bedeutet das für unseren Körper? Worauf müssen wir achten, wenn wir die Pille durchnehmen? Wir haben bei der Zürcher Gynäkologin Hülya Topal nachgefragt.

Style: Frau Topal, wieso machen wir bei der Pilleneinnahme normalerweise jeden Monat eine Pause?

Hülya Topal: Damit werden die oralen, hormonellen Kontrazeptiva dem normalen menstruellen Zyklus angepasst. Zudem wurde bei Einführung der Pille in den 1960er-Jahren auch bewusst das «21+7 Tage»-Schema gewählt, um Frauen das Gefühl zu geben, es handle sich um eine natürliche Verhütungsmethode.

Welche Risiken bestehen, wenn wir die Pille durchnehmen?

In Studien konnten keine Nebenwirkungen, beziehungsweise Nachteile durch das Ausbleiben der Menstruation im Langzyklus festgestellt werden. Bei einer gesteigerten Hormonzufuhr können allenfalls die allgemeinen Nebenwirkungen einer Pille zunehmen, weswegen wir raten, nicht mehr als drei Monatspackungen am Stück zu nehmen. Auf Menstruation kann man verzichten, aber es ist medizinisch empfohlen, den Körper nach drei, sechs oder spätestens zwölf Monaten einmal wieder bluten zu lassen.

Weshalb entscheiden sich manche Frauen für einen Langzeitzyklus?

Die zyklusabhängigen Symptome und alle mit der Menstruation auftretenden Beschwerden – etwa Migräne oder depressive Verstimmungen – sowie prämenstruelle Symptome wie zum Beispiel Völlegefühl, werden durch den Langzyklus reduziert oder aufgehoben. Dadurch, dass der Eisprung im Langzyklus nachhaltiger unterdrückt wird, wird auch die Verhütungssicherheit erhöht. Zudem wird der Langzyklus gerne in der Ferienzeit genutzt.

Wem raten Sie zu einem Langzeitzyklus?

Gesunden Frauen, die keine monatliche Regelblutung möchten. Auch bei starken prämenstruellen Beschwerden oder Regelschmerzen sowie Endometriose kann eine durchgehende Pilleneinnahme sinnvoll sein. Abraten würde ich nur Frauen, die explizit keinen Langzeitzyklus möchten.

In Grossbritannien ist gerade die «Holiday Pill» (Norethisteron) in den Schlagzeilen, weil sie rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist. Was halten Sie von dem Präparat?

Dieses Präparat wird auch in der Schweiz bei Frauen ohne hormonelle Verhütung gerne genutzt, um den Zyklus während der Ferien zu verschieben. In der Schweiz wird es vom Frauenarzt verordnet, der die Patientin kennt und auch die Risiken abschätzen kann.

Menstruation ist aus medizinischer Sicht also kein Muss. Gründe, wieso man trotzdem einmal im Monat bluten sollte, gibt es viele. Zum Beispiel lässt sich so eine ungewollte Schwangerschaft besser erkennen. Manche Frauen fühlen sich auch schlichtweg natürlicher und weiblicher, wenn sie einen Zyklus haben. Ausserdem gibt es gute Gründe, wieso sich Frauen bewusst gegen eine hormonelle Verhütungsmethode und damit auch für die Periode entscheiden. 

Grundsätzlich ist die Monatsblutung nichts, worüber wir schweigen oder wofür wir uns schämen müssten. Aber wir alle haben die Wahl, wie wir damit umgehen wollen.

Von Style am 26. Oktober 2024 - 16:00 Uhr