Kein Schwitzen mehr, kein Transpirieren, keine unschönen Flecken mehr unter den Armen. Klingt ja erstmal ziemlich gut. Aber sich dafür Spritzen in die Achseln piksen lassen? Autsch! Model, Mami und Kochbuch-Autorin Chrissy Teigen, 33, macht das aber. Und zwar live bei Instagram. In den Spritzen befindet sich Botox, das die Schweissdrüsen lahmlegt – und Teigen nennt es «den besten Move, den sie je gemacht hat».
Ist das denn wirklich so ein guter Move, Frau Dr. med. Kleeman*?
Style: Ist eine Botox-Behandlung der Achseln völlig ungefährlich?
Dr. med. Daniela Kleeman: Die Behandlung des übermässigen Schwitzens in den Achselhöhlen ist in professionellen Händen ungefährlich, da das Botox, beziehungsweise Botulinumtoxin lediglich in die oberste Hautschicht injiziert wird und es nur lokal wirkt. Nämlich dort, wo sich die Schweissdrüsen befinden.
Gibt es Risiken?
Wirkliche Risiken gibt es nicht – sofern man sich von einem erfahrenen Arzt/einer erfahrenen Ärztin behandeln lässt. Selten kann es mal zu kleineren Blutergüssen an der Injektionsstelle kommen.
Wie lange hält die Wirkung vom Botulinumtoxin an?
Die Wirkungsdauer ist sehr individuell, aber hält bei den meisten Menschen zwischen sechs und acht Monaten an.
Müssen wir regelmässig zum Achsel-Botox?
Da sich das Botulinumtoxin nach diesem Zeitraum wieder von den Nervenendplatten in der Haut löst, wo es den Impuls zum Schwitzen blockiert hatte, verliert es seine Wirkung und muss neu injiziert werden.
Schwitzen wir nun vielleicht an einer anderen Körperstelle mehr als vorher?
Nein. Die übermässige Schweissproduktion wird nur unter der Achsel reduziert und nicht an einer anderen Körperstelle mit vermehrtem Schwitzen kompensiert.
Das Blockieren der Schweissproduktion in den Achseln ist also unbedenklich – wieso schwitzen wir denn dort überhaupt?
Unter den Achseln, wie auch an den Füssen und Händen, hat es viel mehr Schweissdrüsen pro Quadratzentimeter Haut als an anderen Körperstellen. Das führt bei Anstrengung oder Stress – bei einigen Menschen auch ohne diese Faktoren – dazu, dass die Schweissproduktion an diesen Stellen stärker ist und sich im ungünstigsten Fall mit unschönen Schweissrändern oder mit Schweissfüssen oder feuchten Händen bemerkbar macht.
Gibt es natürliche Alternativen/Hilfsmittel, mit denen wir die Produktion von Achselschweiss reduzieren können?
Es gibt keine andere, gleich effiziente, risikoarme und über mehrere Monate anhaltende Methode, um den übermässigen Achselschweiss zu behandeln. Alternativ kann man die Drüsen operativ absaugen (ähnlich einer Fettabsaugung). Die Zufriedenheit der Patienten ist aber oft nicht von anhaltender Dauer, da die Achseln früher oder später meistens wieder anfangen, an gewissen Stellen vermehrt zu schwitzen. Des Weiteren kann man lokal Deos, Lösungen oder Crems mit hoher Konzentration an Aluminiumchloridsalzen anwenden, deren Wirkung ist aber ebenfalls meist mässig und deshalb nicht befriedigend. Dasselbe gilt für die Iontophorese, welche zeitaufwendig und wegen der benötigten Apparatur nur zu Hause und nicht in den Ferien gemacht werden kann.
Seidenbluse hin oder her – haben wir ein gestörtes Verhältnis zu unserem Schweiss?
Diejenigen, die sich «botoxen» lassen und deswegen einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen, sind in der Regel keine Leute, die nur wenig Schwitzen. Das sind Menschen, die im Alltag beeinträchtigt sind und unter ihrem übermässigem Schwitzen wirklich leiden. Deren Blusen oder Hemden sind weit über die Achsel-Partie hinaus nass, so dass sie sie oft mehrmals am Tag wechseln müssen.
Ist Schweiss gut, gesund, wichtig?
Unser Schweiss ist sehr wichtig, um die Körpertemperatur zu regulieren – wir geben über ihn übermässige Wärme ab. Er sondert aber auch Geruchsstoffe ab, die in der nonverbalen Kommunikation oftmals eine Rolle spielen.
Ihr Fazit: Ist es eine gute Idee, Achsel-Botox auf Instagram zu promoten?
Es auf Instagram zu promoten, damit die eigene Kasse klingelt, und man sich in Szene setzen kann: nein. Aber um betroffenen Menschen einen Weg zu vermitteln, wie und was man gegen übermässigen Achselschweiss machen kann, ist sicher eine gute Sache.
Vielen Dank für das Gespräch ♡
*Dr. med. Daniela Kleeman ist Fachärztin FMH für Dermatologie und Venerologie mit eigener Praxis in Zürich.
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