Eigentlich längst nichts Neues. Aber trotzdem immer noch eigenartig. Treffen wir andere, die nicht im selben Haushalt leben, stellt sich die Frage: umarmen oder nicht umarmen? Was früher ungehemmt und natürlich passierte, fällt heute aus oder erfolgt zögerlich. Im dümmsten Fall führt die Umarmung schliesslich zu Folgen. Zu Corona.
Sich Gedanken über eine simple Umarmung zu machen, hat was absurdes an sich. In Pre-Pandemie-Zeiten war sie ein gängiges Hallo, geteilte Freude, ein Ausdruck von Mitgefühl. Und jetzt: Ist sie schüchterne Sitte mit ausgewählten Kontakten. An welche wir uns in einem Jahr wie diesem umso intensiver und ausgiebiger kuscheln sollten. Weil? Bei diesem Vorgang wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet.
Oxytocin hilft gegen Stress
Bei angenehmen Berührungen – Zärtlichkeiten, Umarmungen, beim Stillen oder Sex – wird im Hypothalamus (einem Teil des Gehirns) Oxytocin gebildet. Dieses wirkt dem Stresshormon Cortisol entgegen und senkt den Blutdruck. Wir fühlen uns geborgen, haben weniger Angst, gehen eher Kompromisse ein. Eine Studie der Universität Zürich zeigt sogar auf, dass Oxytocin «sozialer, grosszügiger, mitfühlender und kooperativer» macht. Probanden, die einen Nasenspray mit Oxytocin benutzten, wiesen eine höhere Spendenbereitschaft auf als die Kontrollgruppe.
Kuscheln stärkt das Immunsystem
Aber Oxytocin kann noch mehr: nämlich das Immunsystem stärken. Die Oxytocin-Ausschüttung regt die Produktion von Killerzellen an, die wiederum Krankheitserreger abwehren.
Und ohne Kuschelpartner?
Kuscheln wir uns selbst! Im Gespräch mit der NZZ erklärt Sexual- und Paartherapeutin LuciAnna Braendle, dass Oxytocin auch ausgeschüttet werden kann, wenn wir uns selbst berühren. Es helfe zum Beispiel, sich einzucremen oder in eine Decke einzukuscheln.
Cuddle Time: Welche Kuschelposition ist eure liebste?