Früher beschämt als Massagegerät getarnt, heute immerhin für die meisten Schweizer kein Tabu-Thema mehr. Eine Studie des Erotikhändlers Amorelie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass die Hemmungen in Sachen Sextoys hierzulande immer mehr abnehmen. Mehr als die Hälfte der befragten Schweizer gaben an, dass der Umgang mit dem verruchten Spielzeug in den letzten Jahren zunehmend entspannter geworden sei. Dabei liegen sie in der Umfrage sogar vor den Deutschen und den Österreichern.
Inzwischen gibt es auf dem Markt unzählige vibrierende, saugende, geriffelte Produkte zur Befriedigung der weiblichen Bedürfnisse. Aber wer kam eigentlich zuerst auf die glorreiche Idee, so etwas zu erfinden? Soweit es sich zurück verfolgen lässt, verdanken wir den Spass den Griechinnen. 8000 Jahre v. Chr. erstellten sie aus Ton und Holz sogenannte «Olisbos». Deren Hohlräume füllten sie vor dem Gebrauch mit warmem Wasser. Clever. Circa 7050 Jahre später ging es dann noch etwas kreativer und auch nicht ganz ungefährlich zur Sache. Die ägyptische Königin Kleopatra baute sich mittels einer Papyrustüte, gefüllt mit lebenden, brummenden Bienchen, den ersten Vibrator der Geschichte.
Verstehen Sie Spass?
Gelehrte wie Hippokrates schrieben der Lust-Befriedigung anschliessend lindernde Wirkungen von Genital-Krankheiten zu. So weit, so gut. Leider wurde genau diese Aussage lange Zeit zu einer Art Ausrede. Denn Heilung? Eigentlich geht es bei dem Ganzen doch um Spass. Der Kreativität tat dieses Gemogel allerdings keinen Abbruch. Nachdem die Frauen im Mittelalter für ihre Gelüste oft zu Gemüse griffen, wurde 1900 während der Pariser Weltausstellung eine breite Palette an neuen Erfindungen vorgestellt. Teils riesige, an Foltergeräte erinnernde Instrumente, teils aber auch schon batteriebetriebene Spielzeuge, die bereits den heutigen Vibratoren ähnelten. Der medizinische Vorwand stand bei dem Verkauf jedoch noch immer im Fokus. Wer sich trotzdem dafür schämte, der kaufte einfach Aufsätze für den Küchenmixer oder den Fön. Ja, sowas gab es wirklich.
Als in den 1920ern die ersten Pornofilme auf dem Markt erschienen, kam die scheinheilige, medizinische Maske immer mehr ins Bröckeln und die Geräte wurden ganz offiziell als das betitelt, was sie nunmal sind: Sextoys. Mit den ersten, eigens diesen Zwecken gewidmeten Shops, wie zum Beispiel der Eröffnung von Beate Uhse 1962, und der Erfindung von Silikon, wurden immer mehr stimulierende Gerätschaften lanciert. Zu dieser Zeit galten Erotikhändler aber eher als zwielichtig. Tagsüber ganz selbstverständlich ein solches Etablissement betreten? Niemals.
Heute ist das zum Glück ganz anders. Sextoys sind inzwischen kein Tabu-Thema mehr, sondern gelten fast als Statussymbol. Statt zu Tupperware-Partys, treffen wir uns heute ungeniert zu lustigen Fuckerware-Partys. Zu verdanken haben wir diese Offenheit unter anderem Erfolgsserien wie «Sex and the City» und Erotik-Onlineportalen, die speziell auf die moderne Frau ausgerichtet sind. Keine anrüchigen Bilder, kein Schmuddel-Animationen, keine Scham. Im Gegenteil. Geräte, wie zum Beispiel der Womanizer, sind dank ihrer ausgeklügelten Optik erstmal gar nicht als frivoles Toy zu erkennen – und können dann auch gerne mal über 200 Franken kosten. Sexspielzeuge wurden zu Produkten, die man haben möchte und über die man spricht. Und das nicht nur bei Männern, sondern auch bei uns Frauen. Eine Entwicklung, die der selbstbewussten Frau von heute gut tut. Wortwörtlich.