Der Highlighter schimmert, die Wangenknochen glowen. Trotzdem ist alles irgendwie unbefriedigend. Wenn Milien auf den Wangenknochen und unterm Auge herumtanzen, dann ist der Teint hügelig. Wie kleine, weisse Mahnmale sitzen sie auf der Haut, springen aus dem Spiegel und lachen uns provozierend ins Gesicht. Es mag sich um Dinge handeln, die nur einem selbst auffallen, aber sowas wie Highlighter macht plötzlich keinen Spass mehr: Er betont Milien traurigerweise nur zusätzlich.
Man könnte Wochen damit verbringen, sie loszuwerden. So sehr zu drücken, dass die Haut platzt. So, dass man danach mit Blutkruste rumläuft. Grieskörner machen aggressiv, weil sie sich so sträuben. Sie springen nicht einfach wie ein Pickel auf, sie leben zurückgezogen in der Haut. Wir haben bei Dr. med. Karoline Zepter, Fachärztin für Dermatologie, nachgefragt: Sind wir etwa selbst schuld daran, dass der Endgegner Milium sich so frech platziert? Und mit wem genau haben wir es da überhaupt zu tun? Woher kommt der Mist und wann hauen die Dinger mit dem ekligen Namen wieder ab? Fragen über Fragen. Antworten über Antworten.
Style: Was zur Hölle sind Milien eigentlich genau?
Dr. med. Karoline Zepter: Milien oder Griesskörner sind kleine Zysten, die sich am Ausgang von Talgdrüsen bilden und Keratin (Hornmaterial) enthalten. Sie können theoretisch überall am Körper entstehen, häufig ist jedoch die Augenregion betroffen. Durch die sehr dünne Haut sind die Milien als kleine weisse Kügelchen hier sehr gut sichtbar.
Wer neigt dazu?
In erster Linie Kinder, bei denen die Milien aber häufig auch von selbst verschwinden. Die Pubertät ist eine Phase, in der durch hormonelle Schwankungen (oft aber auch durch Junk Food und/oder mässige Hygiene) Milien häufiger auftreten. Wer zu empfindlicher, sensitiver Haut oder zu Ekzemen neigt, bekommt leider auch im Erwachsenenalter vermehrt Griesskörner. Hier ist die sanfte Entfernung besonders wichtig.
Was können wir dagegen tun?
Bloss nicht drücken! Das ist die wichtigste Massnahme, denn Drücken ist nicht nur sinnlos (es gibt ja keine Öffnung), es kann das gesamte Gewebe in der Umgebung entzünden, zu Infektionen führen oder sogar Narben verursachen. Bei Milien immer den Profi ranlassen: Erfahrene Kosmetikerinnen oder Dermatologen wissen, wie man mit sterilen Nadeln oder Lanzetten die oberen Hautschichten öffnet und den Hornpfropf vorsichtig entfernt. So bleiben keine Spuren der lästigen weissen Kügelchen.
Sind sie tatsächlich ein unvermeidbares Übel, das immer wieder kommt?
Nein, unvermeidbar sind Milien nicht. Wer sich mit der richtigen Hautpflege Mühe gibt, kann das Wiederauftreten von Milien deutlich reduzieren. Wichtig ist ausserdem, sich vor UV-Strahlung zu schützen, mit Cholesterin-Bomben vorsichtiger zu sein und auf ausreichend Vitamin D zu achten. Damit könnten Milien Geschichte werden.
Kann man vorbeugen?
Selbstverständlich! Eine der wichtigsten Massnahmen ist eine gute Reinigung der Haut. Milien entstehen ja immer dann, wenn sich zu viel Hornhaut über den Poren aufbaut. Wer regelmässig abends alle Spuren von Make-up und Umweltverschmutzung (Staub, Teer, Zigaretten...) beseitigt, löst automatisch oberflächliche Hornhautschichten und verhindert so das Verstopfen der Poren. Sinnvoll sind Peelings mit Fruchtsäure (5%) und Salicylsäure (2%): Hier ist öfter, aber niedrig konzentriert besser – schliesslich ist die Augenpartie speziell empfindlich. Grundsätzlich leichte Cremes oder Seren verwenden, die speziell auf die Augenpartie abgestimmt sind. Und dann natürlich die Anti-Milien-Geheimwaffe Retinol. Regelmässig angewendet beugt es nicht nur Milien vor, sondern verhindert auch die ersten Knitterfältchen.