Sie reist um die halbe Welt, steht ständig im Rampenlicht und zieht währenddessen ihren fünf Monate alten Sohn Archie gross. Immer gut gelaunt, wie es scheint... Meghan Markle ist eine Power-Frau, keine Frage. In einem Interview gab sie jetzt aber zu, dass das Mami-Leben unter ständiger Beobachtung eine Belastung sei. Als der Interviewer sie fragt, wie es ihr gehe, bedankt sie sich zuerst dafür, dass er sich überhaupt danach erkundigt.
Normalerweise stelle ihr niemand diese Frage. Ihre ehrliche und verletzliche Antwort wird im Netz gefeiert. Unter dem Hashtag #WeLoveYouMeghan (der bereits über 70'000 mal geteilt wurde) erhält sie Unterstützung und Anerkennung. Liegt es nur an ihrer Berühmtheit oder hat sie mit ihrer Offenheit einen wunden Punkt getroffen, der uns alle betrifft? Denn Hand aufs Herz, wie oft interessieren wir uns tatsächlich für das Wohlergehen der anderen Person?
Höflichkeitsfloskel
Es ist wahrscheinlich die meistgestellte Frage überhaupt: «Wie geht es dir?». Sie rutscht uns fast automatisch raus, nachdem wir jemanden begrüsst haben. Wie oft erwarten wir eine aufrichtige Antwort? Oder noch wichtiger, wie oft geben wir ehrlich Auskunft? Meist ist es lediglich der Beginn für ein Gespräch und wir spielen den Ball mit «Gut, danke und dir?» wieder dem Gegenüber zu. Beim Smalltalk am Morgen im Zug wären wir wahrscheinlich fast überrumpelt, wenn die andere Person mit: «Danke, dass du fragst. Mir geht es ziemlich scheisse» antwortet.
Perfekte Fassade
Aber woher kommt diese Oberflächlichkeit? Okay, manchmal liegt es sicher an der Situation. Wenn wir gestresst sind und zufällig jemanden treffen, fehlt uns schlichtweg die Zeit, über persönliche Probleme zu reden. Aber der Kaffee mit einem guten Freund wäre die ideale Möglichkeit, Frust rauszulassen und das Herz auszuschütten. Doch auch da kratzen wir oft nur an der Oberfläche. Wollen wir die Leute nicht mit unseren Wehwehchen belasten? Liegt es an unserer Gesellschaft? Mittlerweile scheint es die Regel zu sein, dass wir immer und überall so tun, als wäre unser Leben perfekt.
Auf Social Media versuchen wir uns gegenseitig mit schönen Ferien-Fotos zu übertrumpfen und die makellose Fassade aufrecht zu erhalten. Meghan Markle hat sie nun mit ihrer Verletzlichkeit zum Bröckeln gebracht und ermutigt uns, dasselbe zu tun. Denn beweist Verletzlichkeit nicht Stärke und Mut? Wir öffnen uns anderen Personen gegenüber und zeigen, dass wir nicht makellos oder perfekt sind. Ja, es braucht Überwindung, weil wir Dinge zur Sprache bringen, die man uns von aussen nicht ansieht. Aber mit seeehr grosser Wahrscheinlichkeit inspirieren wir den Gesprächspartner damit und die Freundschaft oder Beziehung wird dadurch nur noch stärker. In diesem Sinne: Danke, Meghan! Du ermutigst uns, öfter ehrlich zu sein und über unsere Makel und Schwierigkeiten zu sprechen.