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Immerhin einer siehts positiv

Euer Gehirn freut sich über Langeweile

Gute Nachrichten: Ihr müsst euren Tag nicht von morgens bis abends mit wilden Aktivitäten vollstopfen. Wie wäre es mal mit süssem Nichtstun? Wer jetzt Panik verspürt, liest bitte aufmerksam weiter.

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Langeweile fürs Gehirn ist gesund

Immer auf Hochtouren, nie im Ruhezustand. Unser Hirn schlittert auf ein Burnout zu.

Getty Images

Wir starten diesen Artikel mit einer rhetorischen Frage:

Ist euch schon langweilig?

Eine wilde These: Nichts tun ist manchmal goldwert

Wir leben nicht nur im digitalen Zeitalter. Push-Nachrichten jagen uns jede News ofenfrisch auf den Smartphone-Bildschirm, Instagram reibt uns in unerschöpflicher Endlosschleife unter die Nase, was wir mögen, tragen und essen müssen, wohin die nächste Reise gehen soll und dass das Leben aller anderen etwa 3000× spannender ist als unser eigenes. Facebook, TikTok, den Fernseher, das brummende Telefon und die Dating-Apps nicht zu vergessen. Nee, langweilig ist einem im 21sten Jahrhundert eigentlich nie. Und unser Hirn deshalb so verknotet wie das Kabel der Kopfhörer, die wir zum nächsten Gruppen-Call aus der Tasche zerren.

Dauerbeschuss. Reizüberflutung. Nennt es, wie ihr wollt. Zen ist jedenfalls niemand. Wie ein Junkie konsumieren wir. Nur sind wir statt nach Drogen süchtig nach Informationen und Entertainment. Auf dem Sofa sitzen und Löcher in die Luft starren? HELP!

Wir machen euch einen Vorschlag: Versucht das mit den Löchern mal. Euer Kabelsalat-Hirn wird es euch danken. Wer immer auf Hochtouren arbeitet, nie zur Ruhe kommt, nicht reflektiert und durchatmet, der erleidet früher oder später ein Burnout. Das geht diesem emsigen Organ zwischen euren Ohren nicht anders. Und dabei kann es eigentlich so viel! Sich Dinge ausmalen, Ideen kreieren, die schönsten Tagträume schaffen, Geistesblitze produzieren – man muss es nur lassen.

Langeweile fördert die Kreativität

Drei Universitäten in Australien und Singapur fanden 2019 mit einer Studie heraus, dass Langeweile sowas wie der lodernde Zündstoff für unsere Kreativität und Produktivität ist. Susan Greenfield, Hirnforscherin, Schriftstellerin und Mitglied des britischen Parlaments, weiss ausserdem, dass wir mit dieser ständigen Reizüberflutung nachhaltigen Schaden in unserem Gehirn anrichten. «Als Kinder waren wir es gewohnt, unser Vorstellungsvermögen zu nutzen – wir konnten aus einem schlichten Karton eine ganze Festung werden lassen. Für unsere geistige Entwicklung ist das sehr wichtig, denn wir hatten unsere Fantasie in der Hand, waren Herr unserer eigenen Geschichte, hatten die Kontrolle. […] Heutzutage lassen wir uns nur noch von aussen stimulieren und unserem Hirn vorgeben, wie es zu arbeiten hat. Nichts davon kommt mehr von uns selbst» erklärt sie der Glamour.

Wir haben also die Kontrolle verloren. Freiwillig in die gierigen Hände von Handy-, Laptop- und Fernsehbildschirmen gelegt, die uns unbemerkt jedes Fünkchen Fantasie und Eigeninitiative aus dem Körper saugen. 

Wann habt ihr das letzte Mal in einer Festung aus Karton gesessen? In einer Höhle aus Kissen und Laken geschlafen? In den Wolken nach Bildern gesucht? Mit dem Tuschkasten einfach drauflos gemalt? 
Kindisch? Eigentlich unendlich schön und kreativ! Traut euch mal wieder! Holt euch die Kontrolle zurück und erzählt eure eigene Geschichte.

Von Style am 27. Oktober 2024 - 09:00 Uhr