Ihre Mutter sucht gerade zum 17. Mal schrecklich emsig und mit spitzer Stimme nach «Germany`s Next Topmodel». Nach dem schönsten Mädchen Deutschlands. Aber was ist in Heidi Klums Augen schön? In den Augen der Welt? In den ersten Staffeln war das Ganze einfacher, da war ein Model genormt. Da waren einige zu klein, manche zu dick. Im letzten Jahr gewann ein Transgender-Model, schon länger laufen auch Plus-Size-Mädchen mit und plötzlich soll man etwas Besonderes haben und sein, um zu gewinnen. Eben nicht mehr der Norm entsprechen.
Leni Klum ist mit 1.63m ziemlich klein. Trotzdem modelt sie. Vielleicht weil Supermodel und knallharte Geschäftsfrau Heidi Klum ihre Mutter ist, vielleicht aber auch, weil nobody perfect ist. Und weil eben genau das die neue Masche ist. Mit den sozialen Medien und ihren Tools wie Filter und Photoshop hat sich der Wahn zur unnatürlichen Vollkommenheit ins Unermessliche hochgeschraubt. So, dass man nichts mehr erkennt nämlich. Alle Nasen sind klein, alle Taillen schmal, alle Pos ausladend, alle Lippen prall. Und jeder Teint so glatt und porenlos wie der andere. Austauschbar. Leni Klum aber hat Pickel. Zu sehen war das kürzlich in einer Insta-Story. Mensch, denkt man. Toll, dass Leni sich traut, das zu zeigen.
Leni, so wie Gott sie schuf
Ein Herz für die ungeschminkte Wahrheit
Genau das ist es, was Leni Klum uns da wohl mitteilen will. Ein Bild ohne Makel ausradierendes Make-up, garniert mit einem roten Love-Emoji. «Skin Positivity» nennt man die Bewegung, die Haut jeglicher Textur zelebriert – in guten, wie in schlechten Zeiten. Die kleine Klum versucht auf diesem Weg ihren mehr als eine Million Follower*innen den Druck der allgegenwärtigen Schönheitsideale zu nehmen. Sie ist so eine der Guten. Der Mutigen.
Oder ist sie einfach eine der Generation Z? Teil einer entschlossenen Armee, die gegen den Klimawandel demonstriert und die Welt und ihre Bewohner*innen in schillernden Farben sieht. Sie nicht kategorisch in Mann und Frau einteilt, nicht wie Heidi Klum damals in Model und Nicht-Model. Ob Leni Klum da nun eine Welle reitet oder nicht, ob Kalkül oder pure Unschuld: Anderen Mut machen verdient Applaus. Danke, Leni.