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Wo ist der Liebes-Haken?

Kann eine Beziehung auch zu gut laufen?

Wenn in der Beziehung einfach alles immer perfekt ist, dann wirkt das schnell mal verdächtig. Was dahinter steckt und wie man mit der Unsicherheit, die diese grosse Harmonie auslöst, umgehen kann.

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Glückliches Paar beim Wandern.

Alles immer picobello wunderbar? Das kommt uns schnell verdächtig vor.

Pexels / Andre Furtado

In Filmen ist es gang und gäbe, mit dem Satz «Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende» ein märchenhaftes Happy End zu krönen. Aber ob das der Schönen und dem Biest tatsächlich gelungen ist? Nobody knows. Und weil es niemand weiss, bleibt man an besagtem Satz hängen und verspürt unbewusst den Druck, ebenso leben zu können – glücklich bis ans Ende. Paradox also, dass man in einer Situation, in der man den Satz ehrlich aussprechen könnte, eben diese zu hinterfragen beginnt.

Tatsächlich aber gibt es Menschen, die sich in einer (zu) glücklichen Beziehung unwohl fühlen. Alles scheint ihnen verdächtig: Wie kann ein Rosarote-Brille-Liebesglück anhalten? Warum gibt der Schmetterling im Bauch keine Ruhe? Gibt es eine völlig konfliktfreie und kompromisslose Beziehung? Ohne Verlustängste und Eifersucht? Kann nicht sein. Muss irgendwo einen Haken haben. Schliesslich wäre die märchenhafte «Happily ever after»-Beziehung ja zu schön, um wahr zu sein.

Wo ist er nur, dieser Haken?

Kommen diese Zweifel auf und wird plötzlich alles fragwürdig, suchen die meisten nicht gleich ein Gespräch mit dem oder der Partner*in. Schliesslich kann man dieses «Problem», das ja eigentlich gar keines ist, nur schwer ansprechen. Man tut also, was jeder in einer ahnungslosen und dennoch intimen Situation tut: Dr. Google fragen. Leider kommt da etwa dasselbe bei raus wie beim Googeln der Krankheitssymptome: Man glaubt, es hätte bald das letzte Stündchen geschlagen. Doch die Panikmache bringt nichts. Schuld an den Ängsten ist nämlich weder Dr. Google noch ein Disney-Film.

Die Vergangenheit misstraut der Zukunft

Wie so oft stellt euch mal wieder die eigene Psyche eine Falle. Meistens steckt eine Erfahrung aus der Vergangenheit hinter dem Misstrauen. Beispiel: Ihr habt als Kind immer miterlebt, wie sich eure Eltern gezofft haben. Ihr verbindet also Liebe mit Streit. Und somit ist es nur logisch, dass ihr in jeder Partnerschaft mit Komplikationen rechnet. Genauso wie jemand, der/die schon mal betrogen wurde, immer wieder Verlust- und Vertrauensängste hat. Viel kann man dagegen nicht machen. Das geht allen gebrannten Kindern so. Ist halt menschlich, sorry.

KOMMUNIKATION, Leute!

Habt ihr keine prägenden Erfahrungen gemacht, kann die totale Harmonie vielleicht wirklich problematisch sein. Beispielsweise dann, wenn sie durch Stillschweigen und (zu viele) Kompromisse entsteht. Konflikte sollten nicht gemieden, sondern ausgetragen werden. Sonst staut sich am Ende sämtliche Unzufriedenheit hinter dem Damm des Schweigens auf und irgendwann, PENG – bricht der Damm und der/die Partner*in wird völlig unvorbereitet mit Vorwürfen überflutet. 

Ihr habt schon verstanden: Das ganze Aufstauen und Harmonie-Getue bringt rein gar nichts. Stattdessen sollte man seine Grenzen offenlegen und gemeinsam über Bedürfnisse sprechen. Die kann der/die andere leider nicht aus dem Himmel heraus erahnen und erraten. Jede Partnerschaft braucht einen ständigen und ehrlichen Austausch. Ganz egal, ob der schlussendlich zu Diskussionen führt. Oder zu der Erkenntnis, dass ihr tatsächlich eine märchenhafte Beziehung führt.

Von Style am 1. November 2024 - 09:00 Uhr