Einst war es die grosse Liebe, die man mit der ganzen Welt teilen wollte. Doch nach der Trennung stellt sich jeder die Frage: Was mache ich mit all den verliebten Schnappschüssen auf Instagram? Löschen? Behalten? Keine einfache Entscheidung. Und schon gar nicht, wenn man so in der Öffentlichkeit steht, wie Miley Cyrus und Liam Hemsworth.
Aber mal ehrlich: Wir wissen alle, wie schwer es ist, sich von den geposteten Pärchenfotos zu verabschieden. Wahrscheinlich ist auch Miley dutzende Male mit ihrem Finger über dem Löschbutton gehangen – und hat die Bilder dann doch im Feed gelassen. Aber anscheinend hat sich das Ex-Traumpaar nun entschlossen, den anderen aus dem Kopf zu verbannen: Sie haben sich entfolgt. Und wenn ihr das Drama jetzt nicht versteht: Im Jahre 2019 entspricht Entfolgen dem früheren Ändern der Briefadresse (die einzige Möglichkeit, sich zu kommunizieren). Ganz nach dem Motto: Kein Kontakt, keine Probleme.
Eines soll jedoch gesagt sein: Miley zelebriert ihre neue Liebe mit Cody Simpson mehr als eindeutig und scheint Noch-Ehemann Hemsworth (der eher klammheimlich mit Model Maddison Brown turtelt) zu vergessen. Ob das aber wirklich so easy geht, wie es die Sängerin in den sozialen Medien darstellt, ist fragwürdig. Schliesslich sind die Hochzeitsfotos der beiden noch immer in Mileys Feed zu finden und auch Liam hat die gemeinsamen Bilder nicht gelöscht.
Doch wieso kapselt sich Liam so ab und Miley nicht? Gehen Männer und Frauen wirklich so unterschiedlich mit Trennungen um? Paartherapeutin Bettina Disler erklärt's uns.
Bettina Disler: Sie sind vergleichbar mit denjenigen beim Drogenentzug: Nicht nur, dass sich alle Gedanken ständig um den Wunschpartner drehen, man hat auch körperliche Entzugserscheinungen wie Bauchschmerzen, Herzrasen, Atemnot, Erschöpfung. Viele Betroffene fallen in ein Tief und fühlen sich total ausgeliefert; ihre Welt, wie sie mit dem Ex-Partner war, liegt in Trümmern.
Die Art und Weise, wie jemand leidet, lässt sich zum Glück nicht nach Geschlecht einordnen. Vielmehr ist es eine Typenfrage: Die einen verarbeiten den Schmerz portionsweise, indem sie über einen längeren Zeitraum verteilt und in unterschiedlichen Abständen kürzere Trauerphasen zulassen, sich ansonsten für Aussenstehende nicht merklich anders verhalten. Sie orientieren sich nach aussen, verplanen ihre Woche, um das entstandene Loch mit neuen Inhalten zu füllen.
Andere wiederum geben sich ihrer Trauer vollkommen hin, was in der akuten Phase auch bedeutet, dass sie sich zurückziehen und ihrem alltäglichen Leben nicht oder nur noch sehr schwer nachgehen können. Sie fallen sprichwörtlich in ein Loch, setzen sich intensiv mit allem auseinander, was nicht mehr ist. So lange, bis sie aufgeräumt haben und wieder bereit sind, ihren Raum neu zu gestalten.
Woher das Klischee kommt, weiss ich nicht. Aus meiner Praxistätigkeit kann ich nicht bestätigen, dass das so grundsätzlich der Fall ist.
Ja. War die Beziehung für beide schon länger nicht mehr gut, haben sich also beide schleichend voneinander entfernt, ist ein grosser Teil der Trauerarbeit meistens schon während der Beziehungsdauer geleistet worden. Wird aber eine Beziehung abrupt und unerwartet beendet, sei es von einem Partner oder beispielsweise durch einen plötzlichen Tod, dann ist es für den Verlassenen drastisch.
Die beiden haben seit vielen Jahren eine On-Off-Beziehung. Beide haben immer wieder Abschied voneinander genommen und dann einen Neustart gewagt. Für die Gefühle ist das eine Achterbahnfahrt, die sich mit der Zeit abnutzt. Entweder sie glauben nicht wirklich an die Trennung, weil ihre bisherige Erfahrung ist, dass sie wieder zueinander finden. Oder aber sie sind erschöpft von den abermaligen Neustarts und lassen nun endgültig voneinander los. In beiden Fällen haben die Gefühle füreinander eine längere Entwicklung durchgemacht.
Nicht immer. Entscheidend ist, wie die Menschen mit ihren Emotionen umgehen und diese ausdrücken. Findet zum Beispiel ein Partner heraus, dass er betrogen wurde und daraufhin die Beziehung beendet, kann dieser nach aussen hin trauriger und verzweifelter wirken als sein Ex-Partner.
Wenn in der Beziehung etwas nicht mehr stimmt, sprechen das oft die Frauen zuerst an. Es könnte daher kommen, dass sie sich eher gewohnt sind, ihre Gefühle mitzuteilen, diese wahrzunehmen und zu benennen.
Sie sollten den Fokus vom Ex-Partner auf sich selbst verschieben. Den Schmerz annehmen und sich um sich selbst kümmern: Was brauche ich jetzt für mich, damit es mir besser geht? Das ist sehr individuell. Einige wollen alleine sein, brauchen eine Auszeit und viel Schlaf. Andere haben ein Bedürfnis zu reden, treffen Freunde oder machen eine Therapie. Auf jeden Fall tut Liebeskummer weh. Es ist eine Wunde, die verheilen muss.
Alle Gefühle sind zeitlich begrenzt und wandelbar. Deswegen ist Zeit ein unabdingbarer Faktor. Sich bewusst die Zeit nehmen, darüber hinwegzukommen hat auch mit Achtsamkeit sich selbst gegenüber zu tun. Was geht für mich, was nicht? Was habe ich aus der letzten Beziehung für mich gelernt?
Nein. Das hängt immer auch von der Intensität der Gefühle am Zeitpunkt der Trennung ab und ist dementsprechend sehr individuell: von ein paar Wochen bis zu mehr als einem Jahr.
Es kommt ja immer auch darauf an, um welche Art von Beziehung es sich handelt und inwiefern sich die Menschen in der Begegnung mit jemand anderem weiter entwickeln wollen. So kann jemand, der noch um die Ex-Beziehung trauert, durchaus eine neue, für ihn wichtige Beziehung eingehen und parallel dazu vom Ex-Partner Abschied nehmen. Liegt der Fokus aber konstant bei der alten Beziehung, wird das mit dem neuen Partner wohl nicht wirklich eine verbindliche Partnerschaft.
Wenn man eine Beziehung eingeht, nur um nicht alleine zu sein, stellt man sich oft selbst eine Falle. Bereit für eine neue Beziehung ist man, wenn man auf eigenen Beinen stehen kann und den neuen Partner nicht als Krücke braucht, sondern ihn als ebenbürtigen Wegbegleiter sieht auf einer neuen Reise ins Ungewisse.
Kurze Antwort: Die Finger davon lassen. Falls der neue Partner nicht um die Ex-Beziehung trauern kann, ohne dass es die bestehende Beziehung tangiert, geht das nicht gut aus. Sollten sich beide nach einer Weile wieder über den Weg laufen und die Ex-Beziehung ist zwischenzeitlich verschafft, steht einer neuen Beziehung nichts mehr im Weg.
*Bettina Disler ist Paar- und Sexualberaterin mit eigener Praxis in Zürich.