Wir möchten kein Spielverderber sein, aber: die biologische Uhr, die gibt es. Leider. Die tickt mal laut, mal leise. Mal hämmert sie so monoton, dass man sie kaum erträgt. Mal lässt sie uns in Ruhe, mal bedrängt sie uns. Denn ab einem bestimmten Alter möchte man verräumt, verstaut sein. Unter Umständen eine Familie mit jemandem gründen, der für einen verantwortlich ist, wenn ungemütliche Dinge passieren. Der einem den Kopf streichelt. Aber auch dann wird es wieder kompliziert: Möchte man sich um jeden Preis auf jemanden einlassen oder möchte man sich um jeden Preis mit exakt dieser einen Person niederlassen? Ist es das Konzept des Zusammenseins, nach dem man sich so sehnt? Oder ist es die Person, die man sich so sehr an seiner Seite wünscht?
In den Zwanzigern macht man sich da noch wenig Gedanken. Da hat man noch alle Zeit der Welt, um zu suchen. Dann geht es los: Wir haben jede Menge Erfahrung auf dem emotionalen Buckel. Im Sack stecken glitzernde Liebes-Präsente und solche, die mit Tränen gefüllt sind. Daraus resultieren einerseits Ansprüche, aber auch mehr oder weniger grosse Macken am Selbstbewusstsein, denn jeder Stich ins Herz schmerzt. Als Resultat dessen neigt man gerne dazu, sich fürs geringste Übel zu entscheiden.
«Wenn wir zwischen Mitte 20 und Ende 30 viel Zeit in einen Partner investieren, steigt die Chance erheblich, sich für ihn zu entscheiden. Die ‹Ich möchte nicht wieder von vorne anfangen müssen›-Philosophie kontrolliert dann unsere Beziehungsentscheidungen. Da wir wissen, dass der Dating-Prozess, den es braucht, um den nächsten Partner zu finden, Jahre dauern kann, entscheiden wir uns in diesen Situationen oft einfach für einen Kandidaten, um die Energie und Mühe zu sparen, die erforderlich ist, um bei unserer Suche nach Liebe wieder neu zu beginnen», so Michelle Afont, Ex-Scheidungsanwältin und Autorin des Liebes-Ratgebers «The Dang Factor».
Praktisch statt romantisch gedacht
Hach wie schön ... Irgendwann ist man so verzweifelt, dass man einfach nimmt, was man halt gerade neben sich auf der Couch sitzen hat? Klar, das ist bequem und zusammen ist man weniger allein. Die ideale Beziehung, die gibt es eh nicht. Sagt man sich dann zumindest gerne. Michelle Afont erklärt: «Leider zieht die tickende biologische Uhr das Unbedingt-Sesshaft-Werden-Wollen der wahren Liebe oft vor. Gründe dafür können ein geringes Selbstvertrauen, Gruppenzwang, gesellschaftlicher und familiärer Druck sein.» Eben dieser Druck, eine explosive Mixtur aus vermeintlichem Heiratsalter und der röhrenden Gebär-Zeitschaltuhr, schürt den Wunsch, es doch einfach gut sein zu lassen.
Nun ist es ja so: Das mit den Kindern und der Fruchtbarkeit hat ein Ablaufdatum. Aber Liebe eben auch. Passt euer Partner eigentlich besser zu eurer Familie und Clique als zu euch persönlich? Weil er doch echt nett und irgendwie auch lustig ist? Gibt es Charakter-Eigenschaften, die nicht optimal sind, die ihr aber aushalten könnt? Weil er euch ein gutes Leben bieten kann? Er sieht nicht fantastisch aus, aber er kümmert sich so lieb? Ist es mit ihm besser als einfach Single zu sein? Hmm, er oder würde sicherlich ein guter Vater / eine gute Mutter sein. Ihr mögt, ja liebt euren Partner, aber seid nicht verliebt? Joa. Merkt ihr was? Ihr wollt einfach unter die Haube.
Leichter gesagt als getan: Locker durch die Hose atmen
Noch mal: Es ist nicht leicht. Die Partnerwahl und -suche ist verwirrend. Da darf man stolpern und zweifeln. Aber sich gewisse Fragen ehrlich zu beantworten, schubst einen ein Stück weit in die korrekte Richtung. Jeder muss für sich entscheiden, inwieweit Kompromisse gemacht werden wollen und können. Aber wenn wir uns mal so umschauen, dann erkennen wir: Richtig gute Beziehungen können in jedem Alter gefunden werden. Und vermutlich machen auch nur die richtig guten richtig glücklich.