Verhütung? Die ist seit der Erfindung der Antibabypille in den 1960ern Frauensache. Wenn es nicht die kleine Tablette ist, dann ist es die Spirale, ein Ring oder ein Hormonstäbchen. Wer den Fremdkörper in sich trägt? Die Frau. Tja, für den Mann gibts halt keine grosse Auswahl. Das Kondom oder die Vasektomie sind für ihn die einzigen Möglichkeiten. Jedoch sind Präservative, besonders bei langjährigen Beziehungen, eher wenig beliebt. Und dass sich Männer mit Kinderwunsch nicht die Samenleiter bei einer Vasektomie durchtrennen lassen wollen, ist auch verständlich.
Trotzdem wollen immer mehr Frauen nicht mehr mit Hormonen verhüten. Könnten denn die Männer in Zukunft überhaupt – rein theoretisch – das Verhüten für uns übernehmen? Immerhin wird ja schon seit den 70ern an einer Pille für den Mann geforscht. Das sind die bisherigen (wenigen) Ergebnisse:
Ein Resultat aus aktuellen Studien der «Parsemus Foundation» in den USA ist das Vasal-Gel. Das Gel wird in die Samenleiter gespritzt und wirkt wie ein Sieb. Es lässt die Samenflüssigkeit durch, blockiert aber die Spermien. Die Verhütungsmethode soll gleich für mehrere Jahre zuverlässig wirken und kann mittels eines Lösungsmittels jederzeit rückgängig gemacht werden. Bisher wurde das Vasal-Gel lediglich an Kaninchen und Affen getestet – erfolgreich. Wie lange es letztendlich dauern wird, bis der Mann davon profitieren kann, ist aber noch unklar.
Schwangerschaften mit einem Tee vorbeugen? Jawohl! In Indonesien ist es Gang und Gäbe, einen Tee aus Gendarussa-Blättern zur Verhütung zu verwenden. Diesen trinken Männer eine halbe Stunde vor dem Sex – und voilà: Der Wirkstoff in den Blättern blockiert ein Enzym und verhindert, dass Spermien in die Eizelle eindringen. In Indonesien wird daran geforscht, den Wirkstoff Gendarusin zu isolieren und daraus ein Verhütungsmittel in Form einer Kapsel zu entwickeln. Die Verhütungsrate lag dort während der Versuche bei 99%. Bevor es aber in der EU zugelassen wird, müssten alle Tests, auch hier, noch einmal wiederholt werden. Auch das könnte noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
Hormonfrei und ohne jeglichen Einfluss auf die Libido oder die Fruchtbarkeit: Genau so wollen wir uns eine Verhütungspille vorstellen, oder? Und genau an solch einer Pille für den Mann forscht die Monash University in Melbourne. Ziel ist es, den Spermientransport zu unterbinden. Die Pille hemmt die zwei Proteine (α1A-adrenoceptor und P2X1-purinoceptor), die den Spermientransport auslösen. Also sind Spermien weiterhin vorhanden, bekommen aber das chemische Signal nicht, sich zu bewegen. Laut Forschern soll es noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis das Präparat auf den Markt kommt.
Auch die letzte Verhütungsvariante für den Mann ist längst noch nicht in der Apotheke zu kaufen – die Antibabyspritze. Sie besteht aus einem Kombinationspräparat aus Testosteron und wird alle drei Monate injiziert. Zusätzlich gibt ein Implantat kontinuierlich Gestagen an den Körper ab. Die Spritze und das Implantat unterbinden die Spermienproduktion. Grossunternehmen wie die Bayer AG und Organon haben allerdings ihre Forschung diesbezüglich 2007 eingestellt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) brach ihre Studien 2011 ab. Grund dafür: Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Depression, Libido-Veränderung, Akne, Gewichtszunahme, Muskel- und Kopfschmerzen, die während Versuchsreihen aufkamen.
Kommt uns irgendwie bekannt vor, oder?
Naja jedenfalls: Derzeit sieht es mit einer guten Verhütungsmethode für den Mann eher schlecht aus. Das Vasal-Gel und die Pille für den Mann lassen uns aber hoffen – wir bleiben also zuversichtlich, müssen uns aber wohl noch etwas gedulden.