Das will uns der Körper mit Schwangerschaftsgelüsten sagen

Bei den einen sind es Essiggurken, andere kriegen plötzlich nicht genug von Nutella und weitere stehen auf die doch eher ausgefallene Kombination Essiggurken mit Nutella: Schwangerschaftsgelüste betreffen 50 bis 90 Prozent aller schwangeren Frauen. Worauf sie Heisshunger haben, ist jedoch sehr individuell.

Die speziellen Gelüste setzen oft schon in einem sehr frühen Stadium der Schwangerschaft ein. «Häufig sind sie gekoppelt an eine Schwangerschaftsübelkeit und an plötzliche Aversionen gegen Lebensmittel, die man früher gerne ass», sagt die Ernährungsberaterin Silvia Honigmann. In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft seien dann die Übelkeit und Aversionen weniger ausgeprägt, dafür steige oft das intensive Verlangen nach einem bestimmten Lebensmittel. Gegen Ende der Schwangerschaft nimmt das wieder ab.

Doch weshalb kommt es überhaupt dazu? «Die genaue Ursache ist bislang unbekannt. Es gibt aber Hypothesen», sagt Silvia Honigmann. Eine davon ist etwa, dass uns der Körper mit den intensiven Gelüsten aufzeigen will, welche Nährstoffe uns oder dem Baby fehlen. Hat eine Frau etwa aussergewöhnlich oft Lust auf Schokolade, kann das darauf hindeuten, dass ihr Körper mehr Magnesium oder Vitamin B benötigt. Isst eine schwangere Frau plötzlich viel mehr Fleisch als üblich, könnte ein Eisenmangel dahinter stecken. Eine weitere Hypothese sieht hauptsächlich die hormonellen Schwankungen als Grund für die Schwangerschaftsgelüste. «Sie können beispielsweise dazu führen, dass der Blutzuckerspiegel sinkt und wir deshalb mehr Lust auf Süsses haben», erklärt Silvia Honigmann. Als weitere mögliche Ursache für Schwangerschaftsgelüste werden in einer Studie der University of New York kulturelle und psychosoziale Faktoren genannt. Silvia Honigmann sagt dazu: «Untersuchungen haben gezeigt, dass schwangere Frauen aus gewissen Ländern eher Lust auf Süsses verspüren und andere beispielsweise eher nach rotem Fleisch.» Die Gelüste können also auch von der kulturellen Prägung abhängen.

Meist kein Grund zur Sorge

In den meisten Fällen ist es nicht nötig, gegen die Schwangerschaftsgelüste anzukämpfen. Vor allem dann nicht, wenn man sich ansonsten gesund und ausgewogen ernährt. Führen die Gelüste aber zu einer übermässigen Gewichtszunahme, sollte man versuchen, sich Grenzen zu setzen, denn eine zu grosse Gewichtszunahme erhöht das Risiko von Komplikationen in der Schwangerschaft.

Schafft man es nicht, seinen Gelüsten nur massvoll nachzugeben, ist es ratsam, das Gespräch mit einer Fachperson zu suchen. «Wir schauen dann beispielsweise gemeinsam, mit welchen gesünderen Lebensmitteln die Lust auf das Ungesunde gestillt werden könnte», sagt die Ernährungsexpertin. Eine gesunde Alternative verhindere, dass man den ganzen Tag gegen seine Gelüste ankämpfen muss und die Gedanken ständig um sie kreisen.

Mit diesen weiteren Tricks kann man den Gelüsten entgegenwirken:

• Snacks wie Früchte, Gemüse-Sticks oder Vollkornbrot mit Hüttenkäse lenken zwischen den Mahlzeiten von ungesunden Gelüsten ab und verhindern Heisshungerattacken.
• Regelmässige Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten verhindern zudem, dass der Blutzucker zu stark sinkt und beugen auch so Heisshunger vor.
• Ist Stress der Grund für die Heisshunger-Attacken, können Entspannungsübungen und Spaziergänge in der Natur helfen
• Um gedankenloses Snacken zu vermeiden, kann ein Menüplan inklusive Zwischenmahlzeiten erstellt werden

Hilfe, wenn gesunde Ernährung nicht möglich ist

Doch nicht nur Gelüste können ein Grund sein, um sich mit einer Ernährungsexpertin auszutauschen. Auch ausgeprägte Aversionen können zum Gesundheitsrisiko werden. Hauptsächlich dann, wenn sie sich auf gesamte Nahrungsgruppen wie Gemüse oder Obst beziehen. «Solche Aversionen verhindern eine gesunde Ernährung», sagt Silvia Honigmann. Deshalb sollten gemeinsam Strategien erarbeitet werden, um trotzdem zu den wichtigen Vitaminen zu gelangen.