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  4. Stillen oder Fläschchen: Unsere Probleme mit der Baby-Ernährung
Wie viel Milch braucht ein Kind?

Der Struggle mit der Baby-Ernährung ist real

Was tun, wenn es mit dem Stillen nicht rund läuft? Oder, wenn das Baby auch nach der Brust noch Hunger hat? Soll man dann das Fläschchen geben? Vier Mütter erzählen davon, wie sie mit diesen Fragen umgegangen sind und welche Lektionen sie für Kind Nummer zwei gelernt haben.

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mutter stillt baby

Hat es noch Hunger oder ist es schon satt? Und: Mache ich alles richtig? Mütter haben es oftmals echt nicht leicht, wenn es um die Baby-Ernährung geht.

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Mit der ersten Geburt bekommt Frau nicht nur ein Kind, sondern auch ein Starterpaket an Unsicherheiten. Hinzukommt, dass sich ihre Hormone erstmal wieder einpendeln müssen, womöglich hat sie einen Babyblues und von allen Seiten bekommt sie (gut gemeinte) Tipps, wie sie was machen soll. Kein Wunder fällt es vielen in den ersten Wochen als Mutter extrem schwer, auf das Bauchgefühl zu hören. 

Besonders das Thema Baby-Ernährung kann zu Tränen führen. Was ist besser, Stillen oder Fläschchen? Und falls es die Brust sein soll – wie lange soll das Kind trinken? Und ist Zufüttern empfehlenswert? 

Von Schnelltrinkern und «dicken» Babys

Auf diese Frage gibt es nicht die eine richtige Antwort. Deshalb lassen wir vier Mütter zu Wort kommen:

  • «Mein Sohn musste den ersten Monat seines Lebens im Spital verbringen. Dort wurde ganz selbstverständlich von Anfang an zugefüttert, da ich wenig Milch hatte. Er war tatsächlich ein Einsteigerbaby, das kaum je schrie. Meine Tochter dagegen war sehr unruhig im ersten Monat. Wollte alle 90 Minuten an die Brust und schrie häufig. Als ich mit Zufüttern begann, hatte ich das zufriedenste Baby der Welt. Seither ist meine Ernährungsmaxime: Kinder dürfen so viel essen, wie sie wollen. Sie sagen, wann sie satt sind, nicht irgendein Ernährungsratgeber. Auf die Bedenken meiner Freundin – ‹aber dann werden sie doch dick› – kann ich nur antworten: Sie sind beide sportliche Kerlchen geworden.» – Sylvie
  • «Tim war von Anfang an ein Schnelltrinker. Er war immer nach fünf bis sieben Minuten und nur einer Brust entweder eingeschlafen oder wollte sonst nicht mehr. Da meine Kolleginnen von 20-40-minütigen Still-Sessions erzählten, dachte ich, er kann unmöglich genug bekommen und machte mir auch ein wenig Sorgen. Es hat sich aber nie wirklich geändert während der sechs Monate, in denen ich voll gestillt habe. Und er war mit Gewicht und Grösse immer absolut im Normbereich. Ich hatte wohl einfach sehr viel Milch und er war ein schneller Trinker, was eigentlich auch sehr angenehm war. Ich hatte zum Glück auch eine gute Hebamme, die mich damit nicht stresste.» – Sarah 
mutter gibt fläschchen

Ob eine Frau eine gute Mutter ist, hängt nicht davon ab, ob sie ihrem Kind die Flasche gibt. Punkt.

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  • «Leider konnte ich nach der Geburt meines Sohnes nur schlecht stillen. Der kleine Mann hatte permanent einen Riesenhunger und bekam an der Brust wohl nicht genug Milch. Die Wochenbett-Hebamme hat darauf hin widerwillig ausgerechnet, wie viel Milch aus dem Fläschchen er maximal zusätzlich trinken darf – er sollte ja nicht ‹dick› werden. Wir hielten uns an ihre Vorgaben, weil wir es nicht besser wussten. Das Resultat: Mein Sohn hat stundenlang geweint und geschrien. Es war das reinste Chaos zwischen erfolglosen Still-Versuchen und Fläschchen machen. Irgendwann sagte eine der Grossmütter, das arme Kind bräuchte einfach nur eine ordentliche Portion Milch. Und sie hatte recht! Fortan bekam er reichlich Schoppen und war so zufrieden wie noch nie. Hätten wir es nur von Anfang an so gemacht...» – Edita
  • «Ich hatte das Glück, dass es nach zwei sehr schwierigen Wochen sehr gut lief mit Stillen. Jedoch war meine Tochter keine effiziente Trinkerin, sondern eher eine Geniesserin – eine happy Häppchen-Schnoiggerin. Und so war ich gefühlt 20 der 24 Stunden auf einer Brustseite entblösst, wohl auch weil meine Muttermilch irgendwann nicht mehr genügend nährend war und die Brust eher zum Nuggi-Ersatz wurde. Zumästen mit Hirsebrei oder anderer Nahrung? Fehlanzeige. Noch heute ist sie eine Milch-Liebhaberin, was gemäss Kinderarzt dazu führe, dass sie gemäss BMI etwas übergewichtig sei. Hallo?! BMI ausrechnen bei Kleinkindern, wo der Kopf noch überproportional gross ist? Sie darf definitiv weiterhin ihre verdünnte Schoppenmilch geniessen, nachdem ich es nach 18 Monaten geschafft habe, abzustillen (der nächste grosse Struggle!). Kids, so meine Erfahrung, spüren genau, was sie brauchen und alles kommt zu seiner Zeit.» – Aurelia
Ihr seid nicht allein!

Ihr seht, die Sache mit der Baby-Ernährung ist alles andere als easy. Falls ihr verunsichert seid, wisst ihr spätestens jetzt, dass es anderen Müttern auch so geht. Wäre es nicht wunderbar, wenn wir das zweite Kind zuerst bekommen könnten? Dann müssten wir uns über so viele Dinge nicht mehr den Kopf zerbrechen, sondern könnten in unserer Rolle viel entspannter sein. Weil das aber nicht geht, brauchen wir verständnisvolle und unvoreingenommene Fachpersonen wie Hebammen, denen es ausschliesslich um das individuelle Wohl der Babys und Mamas geht.

  • Mehr spannende Artikel übers Stillen findet ihr in unserem Dossier zum Thema.
  • Falls euer Kind den Babybrei verschmäht, haben wir hier einen interessanten Ansatz: Probiert es doch einfach mal Brei-frei!
Von Edita Dizdar am 10. November 2020 - 07:09 Uhr