Dass über die Feiertage gerne üppig gekocht und natürlich auch geschlemmt wird, hat bei den Allermeisten Tradition. Nebst Weihnachts-Klassikern wie Fondue Chinoise, Filet im Teig oder Rollschinkli, kommt oft auch ein Sauerbraten oder sonst ein Stück gutes Fleisch mit Sauce auf den Familientisch. Dazu das passende Getränk, von Champagner über Weiss- und Rotwein bis zum Cocktail nach dem Essen. Und an Silvester darf es gerne auch ein bisschen mehr sein. Die Folgen des erhöhten Alkoholkonsums könnten allerdings unterschiedlicher nicht sein: Mal lockert sich die Stimmung auf und führt zu ausgelassenen Gesprächen, dann und wann wird der Bogen überspannt und der Abend endet im handfesten Familienstreit.
Doch so offensichtlich wie in der Flasche kommt der Alkohol nicht immer daher, er kann sich auch gut in diversen Speisen verstecken. Egal ob Trüffel-Jus, Portwein-Reduktion oder Cognac-Sauce, Wein oder Spirituosen sind fast immer dabei, wenn es ums Verfeinern und Abschmecken der Gerichte geht. Doch nicht nur in Saucen, auch in zahlreichen anderen Lebensmitteln hat es Hochprozentiges drin. Im Tiramisu, das es zum Dessert gibt, genauso wie in den Pralinen oder den Kirschstängeli, die auf dem Wohnzimmertisch liegen.
Was jetzt alles ganz lecker tönt und uns das Leben versüssen kann, ist für die kleinsten Partygäste nicht ganz unproblematisch. Denn alle Lebensmittel, die Alkohol enthalten, sind für Kinder komplett ungeeignet. Währenddem Süsses mit Schuss ein absolutes No-Go ist, schaut es bei den warmen Speisen ein bisschen anders aus. Denn beim Kochen und Garen verdampft der Alkohol. Oder etwa nicht?
«Wie viel Alkohol beim Kochen und Backen verdunstet, kann man nicht generell sagen. Es hängt davon ab, wie lange, bei welcher Temperatur, ob auf dem Herd oder im Backofen und in welcher Pfanne gekocht wird», sagt Marianne Honegger, Ernährungsberaterin für Kinder und Jugendliche. Selbst, ob dabei ein Deckel benutzt wird und wie das Gericht zusammengesetzt ist, würde eine Rolle spielen. «Grundsätzlich verdampft Alkohol bei knapp 80 Grad, er reduziert sich also immer beim Kochen», so Honegger. Allerdings bezieht sich das auf reinen Alkohol, ist er in anderen Flüssigkeiten aufgelöst, verdampft er nicht vollständig. Auch Fett kann die Auflösung verzögern. «Wenn Kinder am Tisch sitzen, empfehle ich auf alkoholhaltige Speisen ganz zu verzichten, insbesondere auch auf Wein und Kirsch im Fondue.»
Dass Alkohol Kindern noch mehr schadet als Erwachsenen, liegt auf der Hand. Bereits ab 0,5 Promille kann ein Kind bewusstlos werden. Da das rauschhafte Anfangsstadium meistens fehlt, fallen die Kleinen schlagartig in eine tiefe Betäubung. Wie der «Beobachter» vorrechnet, reichen bei einem zehn Kilogramm schweren Kind zwei Flaschen Bier à 3,3 Deziliter oder eine halbe Flasche Wein aus, um tödliche Folgen zu haben.
Doch auch bei gewissen Backwaren ist Vorsicht geboten, denn dort wird Alkohol teilweise noch als Konservierungsmittel verwendet. «Fruchtsaft, Brot oder reife Früchte enthalten natürlicherweise geringe Mengen an Alkohol. In üblichen Mengen gegessen, stellen sie kein gesundheitliches Risiko dar», sagt Honegger. Allerdings steigt der Alkoholgehalt beim Fruchtsaft, je länger dieser geöffnet ist. «Auch Kefir ist leicht alkoholhaltig, da der Kefirpilz Zucker zu Alkohol vergärt. Ebenso selbstgemachter Kombucha», so die Expertin.
Dass Kinder Alkohol ganz und gar nicht mögen, wissen Eltern, die schon mal tröstend einschreiten mussten, weil sich der Inhalt eines vermeintlichen Glas Wassers, das sich der Nachwuchs flugs an die Lippen führte, als Weisswein oder etwas Hochprozentiges herausstellte. So kommt nebst dem schädigenden Effekt, den der Alkohol sofort auf die Kids ausüben kann, noch ein langfristiger dazu. «Wird einem Gericht Alkohol beigefügt, macht man dies wegen des Geschmack. Kinder lernen neue Geschmäcker mögen, indem sie immer wieder von etwas probieren. Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, ihnen grundsätzlich keine Gerichte mit Alkohol anzubieten, um die natürliche Aversion möglichst lange aufrecht zu erhalten. Es gibt genügend andere Geschmäcker, die sinnvoller sind, sie kennenzulernen», erklärt Honegger.
Und schliesslich gibt es beim Kochen gute Alternativen. Beim Käsefondue etwa kann an der Stelle von Weisswein Apfelwein und etwas mehr Zitronensaft verwendet werden, um die notwendige Säure zu erhalten. Bei der Zubereitung von Desserts ersetzt Fruchtsaft locker den Alkohol. Und da gibt es ja auch noch die Weihnachtsguetzli, von denen über die Feiertage genascht werden kann – selbstverständlich alle ohne Zugabe von Alkohol liebevoll gebacken.