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Neue Studie enthüllt

Auch die Genetik macht aus Kindern wählerische Esser

Oft fragen sich Eltern, was sie falsch gemacht haben, wenn sich das Kind nur von Pasta, Pizza und Pommes ernährt. Nicht so viel, besagt jetzt eine Studie aus England. Warum und was man tun kann, wenn man einen Picky Eater daheim habt, lest ihr hier.

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Picky Eater

Wenn Kinder heikle Esser sind, kann das für die ganze Familie belastend sein.

Getty Images

Dass die meisten Kinder Schoggi lässiger finden als Brokkoli ist wohl keine Breaking News. Auch haben wir alles Verständnis der Welt, dass die lieben Kleinen Pommes besser finden als Gemüse.

So weit alles normal.

Was aber, wenn man einen sogenannten «Picky Eater» daheim hat? Also ein Kind, das weder Lust hat, Neues auszuprobieren, noch sich sonst irgendwie aus seiner Komfortzone raus zu bewegen? Die Komfortzone dabei beinhaltet meist sehr wenige Lebensmittel. Darunter vorwiegend Pizza, Pasta, Pommes.

Eine Situation, die für die ganze Familie belastend und frustrierend sein kann. Bekommt mein Kind genug Vitamine, fragen sich Eltern. Und machen sich auch gerne mal Vorwürfe, in dem sie sich fragen, was sie in Sachen Ernährung wann falsch gemacht haben.

Gar nicht so viel, lautet die Antwort, die jetzt eine englische Studie geliefert hat.

Wenn das Kind kein Gemüse essen will, ist man als Eltern (fast) machtlos.

Wenn das Kind kein Gemüse essen will, ist man als Eltern (fast) machtlos.

Getty Images

So haben Forschende des King’s College London und der University of Leeds und des University Colleges London Daten zum Essverhalten ein- und zweieiiger Zwillingspaare, die im Jahre 2007 geboren wurden, verglichen.

Man darf der Genetik zu 60 Prozent die Schuld geben

Das Resultat: Eineiige Zwillinge wiesen ein ähnlich wählerisches Essverhalten auf, während bei genetisch unterschiedlichen Zwillingen abweichendes Verhalten beobachtet werden konnte

Die Schlussfolgerung: Es ist weniger der äussere Einfluss, sondern rund 60 Prozent der Genetik dafür verantwortlich, ob ein Mensch zum wählerischen Esser wird. 

Bevor wir jetzt aber verzweifeln, liefern wir good News. Wir haben nämlich mit der Kinderernährungsexpertin Franziska Hess über komplizierte und nicht komplizierte kleine Esser geredet.

«Eltern sollen vorleben, was ihnen bei der Ernährung und beim Essen wichtig ist»

Franziska Hess

Liebe Frau Hess, wann und wie merke ich, dass mein Baby bereit ist für Breikost?
Wichtig ist, dass das Baby mindestens vier Monate alt ist und mit Unterstützung selber aufrecht sitzen und alleine den Kopf halten kann. Meist zeigen Kinder selber, dass sie bereit sind für den Brei. Sie greifen nach dem Essen, machen Kaubewegungen und öffnen den Mund, wenn der Löffel kommt.

Was können wir tun, wenn sich das Kind nicht für das Essen vom Tisch interessiert?
In diesem Fall können folgende Fragen abgecheckt werden: 
1. Ist das Kind schon bereit dafür? Der optimale Beikost-Start ist individuell.
2: Ist das Kind hungrig? Ein gut gefüllter Magen schmälert in der Regel das Interesse am Essen. Derweil ist auch ein zu grosser Hunger ungünstig, weil dieser ungeduldig macht.
3: Ist das Kind zu müde? Dann ist Neues ausprobieren zu anstrengend.
Am besten ist es, wenn Eltern eine gute und entspannte Situation rund um das Essen schaffen und dabei auf die Signale des Kindes eingehen, sobald dieses Interesse zeigt.

Was tun, wenn das Kind plötzlich kein Gemüse oder keine Früchte mehr essen will?
Das Wichtigste: Entspannt bleiben! In den meisten Fällen handelt es sich nur um eine Phase, die in manchen Fällen auch Jahre dauern kann. Obst und Gemüse sind ein Teil des Nahrungsangebotes, das wir Kindern zur Verfügung stellen sollen. Das Kind soll und darf aber selber entscheiden, wieviel es davon essen mag. 
In Gruppen übrigens, wenn sich Kinder nicht beobachtet fühlen, springen viele über den eigenen Schatten und probieren Neues. Ebenfalls bewährt haben sich kleine Degustationen am Familientisch: Man kann gemeinsam zum Beispiel Rüebli auf verschiedene Arten zubereiten, schön präsentieren und darüber diskutieren was einem besser und was weniger gut schmeckt.

Wenn der Brokkoli zum Feind wird, kann man versuchen, das Gemüse mal anders anzurichten.

Wenn der Brokkoli zum Feind wird, kann man versuchen, das Gemüse mal anders anzurichten.

Getty Images

Was kann man machen, wenn das Kind partout nichts Neues probieren will?
Auch hier rate ich dazu, entspannt zu bleiben. Gut ist auch, dem Kind das gewünschte Essverhalten vorzuleben und das Kind zum probieren einzuladen. Wenn es aber nicht will, dann soll man es auf keinen Fall zwingen, sondern einfach weiterhin als gutes Beispiel vorangehen und immer wieder Essen ohne Zwang anbieten. Wenn die Eltern aber das Gefühl nicht loswerden, dass etwas nicht gut ist oder der Zustand zu lange dauert, dann sollen sie sich unbedingt an ihre Kinderärztin/ihren Kinderarzt wenden.

Wie reagieren wir richtig, wenn es der Nachwuchs keine fünf Minuten im Tripp Trapp am Familientisch aushält?
Auch hier plädiere ganz klar für keinen Zwang. Nach einer Ermahnung aber soll man das Essen des Kindes wegräumen und ihm erst bei der nächsten geplanten Mahlzeit wieder etwas zu essen geben. Dazwischen soll es keine Extras bekommen. 

Gibt es sowas wie eine Faustregel, wie viel Süssigkeiten es wirklich verträgt?
Gemäss Empfehlungen der Schweizer Gesellschaft für Ernährung ist gegen eine kleine Portion Süsses (oder salzige Knabbereien) pro Tag nichts einzuwenden.

Worauf müssen wir als Eltern in Sachen «No-Gos» achten, die wir Kindern bei der Ernährung und am Familientisch vorleben?
Grundsätzlich soll man sich bewusst sein, dass Kinder das Essverhalten hauptsächlich durch Nachahmung erwerben. Eltern sollen vorleben, was ihnen bei der Ernährung und beim Essen wichtig ist. Zusätzlich ist es wichtig, dass Eltern den Zeitplan, das Angebot und den Ort der Mahlzeiteneinahme bestimmen, das Kind aber soll und darf immer selber entscheiden, was und wieviel es essen will. Am Tisch selber rate ich von Ablenkungen wie Bücher, Spielsachen und Bildschirm ab. Auch sollen die Essensmengen nicht gelobt oder getadelt werden. Das Kind soll seinen Bedürfnissen entsprechend essen und nicht den Eltern zuliebe. In Bezug auf das Essen sollen auch keine Belohnungen oder Bestrafungen gemacht werden. Sätze wie 'Wenn du aufisst, gibts Dessert' sind kontraproduktiv. Ganz allgemein gilt am Familientisch: Keine Machtkämpfe und keine Zwänge.

Wie kriegt man es hin, dass der Familientisch ein schöner Ort wird, der Spass und Freude macht?
Eltern sollen Regeln für den Familientisch festlegen und diese gemeinsam durchsetzen. Daneben, ich betone es immer wieder, bewährt es sich, entspannt zu bleiben und die gemeinsame Zeit zu geniessen.

Gibt es Tipps oder Ratschläge, die Sie allen Eltern gerne mitgeben?
Man soll sich immer wieder bewusst machen, dass die Kinder unser Verhalten kopieren. Besonders auch das Unerwünschte. Und dann betone ich stets gerne, dass Kinder meist sehr gut spüren, wieviel sie benötigen. Die Sättigung wahr- und ernstzunehmen, ist der beste Schutz vor Überessen und somit ein Schutz vor Übergewicht.

In der Pubertät ernähren sich viele Teenager von Chips, Schoggi und Mc Donald’s. Ist das eine Zeit lang okay? Wann und wie sollten Eltern einschreiten?
Teenager können wir nicht mehr erziehen, sinnvoll ist es im Gespräch zu bleiben und ihre Sorgen sachlich und liebevoll zu verbalisieren.

Maja Zivadinovic
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Von Maja Zivadinovic am 19. Dezember 2024 - 18:00 Uhr