Wir wollen hier nichts Schönreden. Es ist maximal frustrierend, wenn wir uns die allergrösste Mühe geben, feines Gemüse zu kochen, lustige Brokkoli-Erbsen-Peperoni-Gesichtli kreieren, um das Kunstwerk dann vielleicht vom Boden aufzuputzen.
Der Grund: Das Kleinkind wirft maximal einen Blick auf den gesunden Teller, macht «Pfuiiii» und schiebt den Teller so weit weg von sich, dass eben alles auf dem Boden landet.
Ein Viertel der Vierjährigen lehnen Gemüse ab
Und wir? Verstehen die Welt nicht. Als Baby hat es keinen einzigen Gemüsebrei verweigert. Was also ist passiert? Wann hat der kleine Tyrann/die kleine Tyrannin entschieden, dass sie absolut kein Gemüse mehr probieren, geschweige denn essen wollen?
Ein Fakt vorweg: Rund ein Viertel der Vierjährigen lehnen Gemüse komplett ab. Der Grund dafür liegt in der Evolution: «Dass Kinder Nutella und Pommes gegenüber Selleriestängeln und Spinat bevorzugen, hat einen an sich sinnvollen Hintergrund», schreibt der deutsche Kinderarzt Herbert Renz-Polster in seinem Blog.
«Wer Kalorienbomben bevorzugte, kam besser über die nächste Notzeit. Und der kritische Blick auf das - für die empfindlichen Kinderzungen immer etwas bitter schmeckende - Gemüse hat sich nicht aus Trotz gegen die Eltern entwickelt, sondern als Vorsichtsmassnahme in einer mit giftigen Pflanzen beladenen Umwelt.»
Am ausgeprägtesten, so der Kinderarzt weiter, sei das Verhalten im Alter zwischen zwei und sechs Jahren. Die gute News: Es geht vorbei. Und zwar ganz ohne Druck und Zwang.
Was simpel und schnell geschrieben ist, ist im Alltag am Familientisch natürlich nicht ganz simpel umzusetzen. Wir liefern fünf Tipps, die euch dabei helfen, cool zu bleiben und euer Kind zu unterstützen:
Für Kinder ist es wichtig, dass wir ihnen auch Verantwortung übertragen. In Sachen Essen kann das so aussehen: Wir bestimmen, wann und was es zu essen gibt, das Kind dafür aber darf entscheiden, ob und was es essen will. Und ganz wichtig: Wie viel davon. Auch sollten wir ein Auge zudrücken, wenn das Kind mal mit den Fingern essen will. Das Entdecken und Erleben von Lebensmitteln ist wichtig für die kindliche Entwicklung.
Kinder fühlen sich gehört, wenn man sie miteinbezieht. Wenn wir ihnen also die Auwahl geben, ob sie zu den Kartoffeln Rüebli oder Fenchel wollen, stehen die Chancen etwas besser, dass sie zumindest vom Gemüse probieren.
Kinder sind Gewohnheitstiere. Es bietet sich deswegen an, pro Mahlzeit mindestens einen sicheren Wert aufzutischen. Dann können wir zu den geliebten Hörnli bestens auch mal ein Gemüse auftischen, dass das Kind noch nicht kennt oder normalweise nicht mag. Manchmal überraschen uns die lieben Kleinen nämlich sehr - und greifen plötzlich beherzt zu.
Wir fördern die Neugier und Motivation von Kinder, wenn wir sie integrieren. Beim Essen können wir das ganz simpel machen, indem wir sie mit zum einkaufen nehmen und ihnen erklären, welche Lebensmittel wo und wie wachsen und/oder woher sie kommen. Auch beim Kochen freuen sich Kinder, wenn sie mitrüsten und mithelfen dürfen. Gut möglich, dass so die Bereitschaft wächst, doch mal noch etwas Neues zu probieren.
… und erklären, warum wir nicht jeden Tag Nudeln mit Tomatensause kochen und essen wollen. Warum gesunde und vielfältige Ernährung wichtig ist und was Vitamine alles mit unserem Körper und unserer Gesundheit machen.
Und zum Schluss ein spannender Fakt: Studien haben ergeben, dass Kinder ein Nahrungsmittel bis zu 20 Mal probieren müssen, bevor sie es gerne bekommen. Also, nicht verzagen und durchhalten, liebe Eltern. Kommt Zeit, kommt vielfältigere Ernährung.