1. Reservieren ist so oder so von Vorteil, wenn man mit Kindern kommt umso mehr. Bereits bei der Reservation erwähnen, dass man den Nachwuchs dabei hat und ein «strategisch günstig gelegener Tisch» – also zum Beispiel nicht mitten im Raum – gut wäre. Bei der Gelegenheit kann man sich auch gleich erkundigen, ob es eine Kinderkarte und Kinderstühle gibt.
2. Eine Kinderkarte ist kein Muss, aber es macht auf jeden Fall Sinn, das Menü vorher anzuschauen. Wenn das Kind momentan nur Pasta und Käse isst, ist man beim Asiaten schlecht bedient.
3. Ein Restaurant ist nicht der Ort für kulinarische Experimente oder der, an dem um jeden Preis alle Regeln durchgesetzt werden müssen, was gesunde Ernährung angeht. Kompromisse hingegen gehen auch beim Auswärtsessen, zum Beispiel darfs eine grosse Portion Pommes sein, wenn vorher ein kleiner Salat gegessen wird.
4. Auswärts essen ist etwas Besonderes, deshalb darf auch etwas bestellt werden, das zu Hause tabu ist, zum Beispiel ein Süssgetränk. Das darf gern auch schon im Voraus angekündigt werden. Umso grösser ist die Vorfreude.
5. Das gleiche Prinzip kann für «Zeitvertreiber» angewandt werden. Dabei finden es Kinder natürlich am Tollsten, wenn sie etwas Neues auspacken dürfen, zum Beispiel ein Malbüchlein oder ein kleines Spielzeug. Als Alternative dient eine Box mit «Restaurant-Spielzeug», mit dem zu Hause nicht gespielt werden darf. Das darf je nachdem auch mal elektronisch sein (Handy, iPad), aber Obacht bei der Auswahl der Spiele, lautes Piepen oder «Gooool»-Geschrei kommen nicht gut an bei Tischnachbarn.
6. Beim Restaurantbesuch mit Kindern gilt das gleiche wie beim Verkehr: Wer Randzeiten nutzt, kommt viel entspannter ans Ziel. Wer vor dem grossen Gästeandrang essen geht, erspart sich nicht nur lange Wartezeiten, sondern minimiert auch die Gefahr, dass die Kinder müde werden und zu quengeln beginnen.
7. Es hört sich vielleicht komisch an, aber warum nicht den Restaurantbesuch üben mit den Kindern? Oder zumindest erklären, was dort passiert: dass man vielleicht etwas aufs Essen warten muss (es dafür aber etwas ganz Feines gibt), man nicht herumrennen und zu laut sprechen sollte, dass es dort einen coolen Spielplatz hat, aber man da erst hin darf, wenn man fertig gegessen hat.
8. Je nach Alter die Kinder mit einbeziehen, sowohl in die Gespräche am Tisch, als auch in die «Action»: Selbst bestellen finden die meisten Kinder lässig.
9. Last but not least: Die wichtigste Voraussetzung für einen Restaurantbesuch mit Kindern ist elterliche Gelassenheit. Andere Gäste nerven sich nämlich viel mehr über zeternde Eltern als über kleckernde Kinder.
Thomas, zwei Kinder, 10 und 8 Jahre
Das Zürcher Restaurant Adlisberg liegt auf städtischem Grund und ist trotzdem mitten in der Natur. Die Kinder haben fast unbeschränkten Auslauf – und die Augen unserer reitbegeisterten Tochter leuchten, wenn wir nur schon von diesem Ort sprechen. Gleich daneben ist ein grosser Pferdehof. Das Menü bietet gutbürgerliche Küche zu vernünftigen Preisen. Und die Freundlichkeit des Service setzt Massstäbe. Auch für VIP-Spotters ein guter Ort. Aus der nahen Fifa kommt der eine oder andere Fussball-Promi gern zum besten Siedfleisch der Stadt.
Sylvie, zwei Kinder, 11 und 9 Jahre
Das Zehndermätteli liegt in einer Aareschlaufe bei Bern. Es ist nur durch einen halbstündigen Waldspaziergang oder mit der Fähre zu erreichen. Wer den Weg auf sich nimmt, landet im Naturparadies und auf einem der grössten Spielplätze der Stadt. Als wir zuletzt dort waren, konnte man auf Eseln reiten, Hühner beobachten und sich im riesigen Sandkasten die kühnsten Traumschlösser verwirklichen. Kein Wunder, kriegt man für den Brunch am Sonntag nur auf Reservierung einen Platz. Für Familien besonders spannend ist die Besichtigung des Gartens, in dem für den Gastronomie-Betrieb nachhaltig Früchte und Gemüse angebaut werden. Inzwischen sind neue WirtInnen am Werk. Wir werden bald mal vorbeischauen und uns ein Bild machen, wie sich diese Oase weiterentwickelt.
Lynn, ein Kind, 2 Jahre
Ich bin mit meinem Zweijährigen abends nicht oft in Restaurants, aber zum Zmorge gehen wir gern ins Kafi für dich in Zürich, wo es eine richtige Spielecke und guten Brunch gibt. Wir lieben auch das Café der Boulderhalle Minimum. Dort gibts guten Cappuccino und Babyccino, eine kleine Sofaecke zum Rumturnen, Malstifte, und – das kommt besonders gut an – meist läuft laute Musik, zu der man rumhopsen kann. Ebenfalls wärmstens empfehlen kann ich das Café Be You in Frauenfeld, direkt am Bahnhof. Es gibt eine Spielecke, warme Waffeln und gleich daneben einen grossen Spielplatz. Ist auch ideal wenn man noch etwas Zeit vertreiben muss, bevor der Zug fährt.
Sara, zwei Kinder, 5 und 3 Jahre
Die Wirtschaft Degenried in Zürich: Sehr nah an der Stadt und doch mitten Wald. Bequem mit der Dolderbahn oder dem eigenen Auto anreisen und sich kulinarisch verwöhnen lassen. Die Karte bietet für jeden Geschmack ein leckeres Menü. Sehr zu empfehlen ist das Wienerschnitzel mit Pommes Frites und Preiselbeerkonfitüre. Das einladende Holzhaus bietet auch draussen viel Platz auf der Terrasse. Die Kinder haben eine eigene Speisekarte, bekommen Malstifte und können, bis das Essen kommt, um den Teich nebenan springen und zuschauen, wie aus Kaulquappen Frösche werden.
Sandra, zwei Kinder, 17 und 15 Jahre
Auswärts essen kann auch mit Teenagern eine Herausforderung sein. Meine Tochter ist kein Fan von Pasta, Pizza und Co. und probiert gern Neues, ihr Bruder hingegen isst nichts, was er nicht kennt. Beide zufriedenzustellen erscheint mir manchmal ein Ding der Unmöglichkeit. Ausserdem empfindet mein Sohn Lesen in der Freizeit als Zumutung, das gilt auch für Speisekarten. Die Lösung: Chez Boubier Café de Paris in Genf. Es gibt genau ein Menü: Salat, Entrecôte mit Café-de-Paris-Sauce und Pommes Allumettes und eine Dessert-Auswahl. Günstig ist es nicht, aber ein friedlicher Wochenend- oder Ferien-Abend mit zufriedenen Teenagern ist Gold wert!