Mein Kind isst keinen Fisch. Ich habe gelernt, dass wir mehrmals pro Woche Fisch essen sollten. Warum eigentlich? Ist das für Kinder auch heute noch gültig? – Katja
Habt ihr auch ein Thema, das euch beschäftigt? Dann schreibt ein Mail an romina@schweizer-illustrierte.ch
Liebe Katja
Die mahnenden Worte meiner Hauswirtschaftslehrerin habe ich noch deutlich in den Ohren. «Zwei Mal wöchentlich solltet ihr Fisch essen», hat sie uns eingebläut. Denn Fisch sei gesund. Und damit hatte sie recht. Ob fettarm oder fettreich, neben den ernährungsphysiologisch wichtigen Omega-3-Fettsäuren, welche die geistige Entwicklung der Kinder fördert, liefert Fisch auch wertvolles, leicht verdauliches Protein, Selen und Vitamin D. Seefische sind zudem reich an Jod, ein Spurenelement, welches Kinder für ihr Wachstum sowie ihre geistige und körperliche Entwicklung brauchen. Es gibt sogar Hinweise, dass der Fischkonsum im ersten Lebensjahr einen schützenden Effekt vor Allergien hat. So viel zu den Nährstoffen.
Doch seit meiner Schulzeit sind Jahre vergangen und mittlerweile häufen sich die Negativschlagzeilen rund um den Verzehr von Fischen. Umweltschützer machen nicht nur auf die gravierenden Folgen der Überfischung aufmerksam, sondern warnen auch vor gesundheitsschädlichen Rückständen wie Dioxin und Parasiten im Fisch.
«Die gesundheitlichen Vorteile überwiegen klar.»
Katja Sciarmella, Ernährungspsychologin
Trotzdem gehört laut Ernährungspsychologin Katja Sciarmella Fisch nach wie vor regelmässig auf den Speiseplan. «Die gesundheitlichen Vorteile überwiegen klar, selbst dann, wenn man die Risiken einer möglichen Schadstoffbelastung nicht komplett ausschliessen kann», sagt die Luzernerin. «Besonders wichtig ist die Einnahme von Fischen mit hohem Fettgehalt wie Lachs oder Forellen.»
Doch was, wenn das Kind den Fisch nicht essen will? Es gibt viele Möglichkeiten, Fisch schmackhaft zu machen. «Die meisten Kinder mögen ihn paniert oder gebacken. Auch eine Tomatensauce kann den Fischgeruch etwas abschwächen», so Sciarmella.
Alternativ könne man auch Thon, geräucherten Fisch oder Fischstäbli mit Ketchup auftischen. Sciarmella: «Schummeln ist erlaubt, Hauptsache der Fisch landet im Kinderbauch». Ansonsten decken auch andere Eiweisslieferanten wie Eier, Bohnen, Kichererbsen, Nüsse und Hülsenfrüchte den wöchentlichen Bedarf ab.
Von Zwang hält Sciarmella aber nichts. Sie empfiehlt jedoch, die Lebensmittel immer wieder anzubieten und mit dem Nachwuchs geduldig zu bleiben. «In der Regel braucht es bis zu 20 Mal Probieren, damit sich Kinder an einen neuen Geschmack gewöhnen.» Wichtig sei es, dass Eltern den Fisch immer wieder anbieten und selber auch davon essen. «Eltern sind die besten Vorbilder, Kinder spiegeln ihr Essverhalten.»
Liebe Katja, aus eigener Erfahrung weiss ich, wie schnell sich bei Kindern die Geschmackswahrnehmung verändern kann. Was sie heute verweigern, mögen sie morgen schon wieder. Manchmal klappt das sogar bei den Erwachsenen. Ich mag zum Beispiel keine Gurke. Doch, um meinen Kindern mit gutem Beispiel voranzugehen, probierte ich das Gemüse immer wieder. Heute kann ich es essen.
Alles rund um eine gesunde Kinderernährung findest du bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung und bei uns im Family Channel.
Herzlich,
Romina
Unsere Expertin für Familienfragen
Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.