Der Neue, Cyrille Anizan aus Bordeaux, mit Beret, hat in der Küche das Kommando übernommen. Natürlich ist er klug genug, nicht alles über den Haufen zu werfen: Der «Storchen», neu mit fünf Sternen, ist ein Hotel mit riesiger Tradition. Also wollen auch in der «Rôtisserie» mit fantastischem Blick auf Limmat und Grossmünster Traditionen gewahrt bleiben.
Im wunderschön renovierten Restaurant flackert der Kamin auch an einem kalten Frühlingsabend. Also ist unsere Wahl des Hauptgangs schnell getroffen: Kalbs-Short-Ribs vom Feuer, serviert mit Pommes Alumettes, Frühlingsgemüse und Eierschwämmli. Wir kriegten ein Riesenteil, aber es war saftig und sauber zubereitet.
Und zuvor? Erst rollte der Amuse-Bouches-Wagen vor: Maître Axel Eichhorst bereitete am Tisch ein Crevetten-Ceviche mit Avocado zu. Nach der bei Ceviches üblichen Zitrus-/ Limetten-Note fahndeten wir umsonst. Dafür war die Spinatcremesuppe mit Onsen-Ei beeindruckend kräftig. Fleissig geraffelt wurde auch: zum Süppchen Belper Knolle, zu den Ravioli im nächsten Gang (dünner Teig, sanfte Kalbfleischfüllung) die Zürcher-Oberländer-Version mit dem hübschen Namen «der Wilde vom Walde».
Die verblüffendste Vorspeise: Tatar vom gebeizten Forellenfilet aus Bremgarten, dazu ein tolles Forellen-Sashimi mit Soja und Sesam.
Der «Storchen» in Zürich und das «Castello del Sole» in Ascona haben den gleichen Besitzer (Gratian Anda) – und folglich auch den gleichen Reis. Er wächst auf dem eigenen Gut Terreni alla Maggia. Wir kriegten ihn als angenehm körnigen Spargelrisotto, möchten ihn aber beim nächsten Besuch direttissima am Tisch haben; der Umweg unter die Wärmelampe ist beim Reis eine Risikovariante. Zuvorkommender Service, fantastische Terrasse.
13/20 GaultMillau-Punkten:
Hotel Storchen, La Rôtisserie
Weinplatz 2
8001 Zürich
Täglich geöffnet
www.storchen.ch