Der «Bären», ein schönes Haus aus dem 16. Jahrhundert, steht unter Denkmalschutz. Auf dem Bänklein vor dem Kachelofen erwartet man eigentlich noch ein strickendes Müetti. Da könnte man meinen, hier werde nur Bodenständiges serviert. Gibt es auch: etwa Bauernhamme mit lauwarmem Kartoffelsalat oder die weitherum bekannte Kalbsleber mit Butterrösti.
Doch Christian Künzi kann auch anders. Er begann mit einer Bresaola-Terrine, angenehm frisch und schön kräftig im Geschmack, mit mehr Bresaola, Hobelkäse und Rucola hübsch angerichtet. Im Menü folgte eine ausgezeichnete Hummeressenz, die auch nach Hummer schmeckte. Darin schwammen zwei Ravioli aus etwas dickem Teig mit tadelloser Hummerfüllung. Der Hauptgang – zweierlei vom Sommerbock (aus Österreich) mit Gnocchetti – war ebenfalls fein, auch wenn das Ragout und sein konzentrierter Jus die präzis gegarten Koteletts leicht dominierten. Auf der anderen Seite des grossen Tisches wurde das Gericht «Güggeli, Gambas, Limonen, Ricotta-Ravioli» serviert: hervorragend marinierte und gebratene Gambas mit schmackhaften Hühnerstücken und diesmal ausgezeichneten Ravioli; über allem schwebte ein erfrischender Duft von Limonen. Eine sommerlich frische, handwerklich ausgezeichnete und schön präsentierte Kombination, die zeigte, dass im uralten «Bären» ganz modern gekocht wird. Zum Dessert musste es dann noch die währschafte Cremeschnitte sein, für die das Haus berühmt ist.
Bei der Weinkarte verdient die Auswahl, aber auch die Preisgestaltung Lob: Das Wirtepaar Christian Künzi und Barbara Künzi-Mürner hat begriffen, dass der Keller nicht das ganze Haus sanieren muss, sondern die Gäste erfreuen soll. Auch am Service gibt es nichts zu mäkeln, aber das versteht sich im Berner Oberland eigentlich von selbst.
15/20 GaultMillau-Punkten
Gasthaus Bären
Dorfstrasse 22
3713 Reichenbach
Tel. 033 676 12 51
Mo & Di Ruhetag
www.baeren-reichenbach.ch