Eine Kochshow für Menschen, die nicht kochen können? Genau das ist das Konzept der neuen Sat.1-Sendung «Doppelt kocht besser». Ab dem 4. Juli (immer montags bis freitags um 19:00 Uhr) begrüsst der österreichische Starkoch Alexander Kumptner (39) pro Episode drei Zweierteams. Wer wenig Kocherfahrung hat, steht am Herd - die andere Person gibt per Knopf im Ohr Anweisungen.
Emotionale Ausbrüche sind da vorprogrammiert. «Da gibt es welche, die kommen total verliebt an und nach 40 Minuten heisst es: ‹Du bist das Allerschlimmste›», erzählt Kumptner lachend im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news. Aufgrund seiner vielen Moderatoren-Jobs pendelt der gebürtige Wiener ständig zwischen seiner Heimat und Deutschland hin und her. Das wirkt sich natürlich auch auf sein Privatleben aus. Wie seine Freundin dazu steht, verrät Kumptner im Interview.
Ihre neue Kochsendung «Doppelt kocht besser» startet im Juli. Was hat Sie am Format gereizt?
Alexander Kumptner: Als ich mitbekommen habe, um was es in dem Format geht, war ich direkt Feuer und Flamme. Es gibt so viele Kochformate, aber meines ist eben nicht nur eine Kochshow. Das Kochen ist quasi nur der Rahmen der Sendung. Aber im Grunde geht es um zwischenmenschliche Beziehungen von Liebespaaren, Geschwistern, bei Freunden, zwischen Eltern und Kindern. Bei «Doppelt kocht besser» treten pro Folge drei Paare im Wettkampf an. Ich gebe ein Gericht vor und erkläre es dem Teammitglied, das kochaffiner ist. Diese Person darf sich aber keine Notizen machen und sitzt dann mit einem Mikrofon in einem Nebenraum und leitet über einen Knopf im Ohr seine Partnerin oder seinen Partner an, der am Herd steht.
Der Gag ist: Der Mensch am Herd kann wenig bis gar nicht kochen. Was man da an Techniken sieht, ist einfach unglaublich. Allein die Vielzahl von Varianten, wie man Gurken einsalzen und ausdrücken kann - unfassbar! Da waren Techniken dabei, die kannte ich selbst noch nicht (lacht). Oder jemand bekommt die Ansage, er soll Karotten schälen. Dann nimmt die Person einen Löffel und fängt an, über die Möhre zu kratzen!
Was ist das Besondere an dem Format?
Kumptner: Was das Format wirklich toll und spannend macht: Es gibt verschiedene Paarungen. Es gibt Liebespaare, Oma-Enkelin, Schwiegereltern-Schwiegertochter oder zwei Freunde/Freundinnen. Am Anfang sind die Kandidatinnen und Kandidaten noch nervös, aber nach fünf Minuten vergessen sie meistens, dass eine Kamera läuft. Und dann erlebt man sie vollkommen ungefiltert. Sie machen quasi die Schlafzimmertür auf. Man merkt sofort: Wer hat die Hosen an, wer ist offensiv, wer defensiv, wer ist cholerisch und wer nicht. In den drei Teams herrscht jeweils eine unterschiedliche Dynamik. Das macht die Sendung aus.
Da gibt es wahrscheinlich einige emotionale Ausbrüche?
Kumptner: Absolut! Da gibt es welche, die kommen total verliebt an und nach 40 Minuten heisst es: «Du bist das Allerschlimmste.» Das war sensationell.
Gab es Momente, die Sie berührt haben?
Kumptner: Berührt hat mich eine ganz liebe Oma, die mit ihrer Enkelin angetreten ist. Sie wollte ihrer Enkelin das Kochen einfach näherbringen, damit das nicht verloren geht. Auch wie die beiden miteinander umgegangen sind, das war einfach toll. Es muss nicht immer laut sein. Das war ein richtiger Wohlfühlmoment. Bei denen würde ich zu Hause gerne beim Kochen zuschauen.
Gibt es eine Konstellation, die Sie besonders mochten?
Kumptner: Jedes Team tritt mit einer anderen Motivation an. Die lustigste Konstellation ist aber, wenn die Frau, die immer kocht, ihrem Mann zeigen möchte, wie viel Arbeit das ist - und ihn leiden sehen möchte. Die Damen scheuchen die Herren dann richtig durch die Küche (lacht).
Sie geben das Gericht vor und probieren am Ende. Helfen Sie manchmal den Kandidatinnen und Kandidaten?
Kumptner: Ich bin in erster Linie der Sport-Moderator, der alles mitbekommt und kommentiert. Aber ich gebe auch Kochtipps. Ich greife die Fehler, die gemacht werden auf und erkläre, wie man es besser machen kann. Ich lobe aber auch, wenn jemand etwas gut gemacht hat.
Wenn Sie ein Kandidat wären, wen würden Sie an den Herd stellen?
Kumptner: Wenn man am Herd steht, dann ist das, wie wenn man Auto fährt, und der Beifahrer mischt sich die ganze Zeit ein. Und sagen wir es so: Ich wäre in der Küche ein schlechter Beifahrer. Wenn meine Freundin kocht, kann ich mich auch nicht zurückhalten und mische mich ein. Beim dritten Mal Klugscheissen sagt sie meistens: «Magst du es selber machen?» Ich bin sehr schlecht, was das Anleiten angeht. Ich mache es lieber selbst. Wenn ich mit jemanden teilnehmen würde, dann mit meiner Schwester. Sie backt gerne, aber mit Kochen hat sie gar nichts am Hut.
Was empfehlen Sie Menschen, die nicht kochen können, es aber gerne lernen wollen?
Kumptner: Einfach probieren, scheitern und sich immer wieder Rezepte durchlesen - aber nicht gleich das Schwierigste heraussuchen. Die meisten machen den Fehler, dass sie gleich irgendwelche Superstar-Rezepte nachmachen wollen. Wenn es dann nicht gelingt, verlieren sie die Motivation. Kochen lernen ist ein bisschen wie Skifahren. Als Anfänger fährt man auch nicht gleich über die schwarze Piste. Man muss auch den eigenen Geschmack erst kennenlernen. Kochen ist ein Handwerk und nur durchs Scheitern lernt man. Dadurch bildet man sich kulinarisch fort. Man sollte auf jeden Fall eine eigene Meinung zu Rezepten haben und sie abändern, wenn man zum Beispiel eine Zutat nicht mag.
Welches Gericht ist Ihr Go-to-Rezept nach einem harten Arbeitstag?
Kumptner: Ich habe in meinem Leben schon sehr viel probiert. Aber Spaghetti aglio e olio (Nudeln mit Knoblauch und Öl, Anm.d.Red.) ist mein Leibgericht. Das geht schnell und die Zutaten hat man meistens zu Hause. Es ist aber gar nicht so einfach, es gutzumachen. Die meisten machen nur eine Öl-Pfütze - das ist nicht richtig. Aber das ist mein Soulfood und erinnert mich an meine Kindheit. Mein Papa hat das immer gekocht.
Welche Rolle spielt gesunde Ernährung in Ihrem Leben?
Kumptner: Die vegetarische Ernährung ist mir ein grosses Anliegen, obwohl ich auch gerne Fleisch esse. Aber ich versuche, es zu reduzieren. Wir leben in einem Fleisch-Überkonsum. Früher hat man einmal in der Woche den berühmten Sonntagsbraten gegessen. Und jetzt essen die Leute gefühlt sechsmal die Woche Fleisch und einmal Gemüse fürs gute Gewissen. Was mich allerdings auch immer wieder schockiert: Manche Leute glauben, nur weil «Low Carb» irgendwo draufsteht, dass sie sich schon gesünder ernähren. Man müsste öfter das Kleingedruckte lesen und auch gewisse Dinge hinterfragen. Denn uns wird gerne etwas als gesund verkauft, was gar nicht gesund ist.
Sie haben viele Moderatoren-Jobs. Bleibt da überhaupt noch Zeit für Ihr Restaurant?
Kumptner: Im Moment ist es schwierig, weil ich gerade sehr eingespannt bin. Aber ich habe mich gut darauf eingestellt. Mit meinem Team und meinen Partnern arbeite ich schon lange zusammen und so funktioniert das. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich stehe permanent im Restaurant. Das geht zurzeit auch gar nicht.
Wenn Sie ständig zwischen Deutschland und Österreich pendeln, wie schaffen Sie es, Berufs- und Privatleben zu vereinen?
Kumptner: Es ist nicht immer leicht. Zum Glück muss meine Freundin auch sehr viel arbeiten und ist sehr verständnisvoll. Ich habe auch einen Hund, den ich wahnsinnig vermisse. Aber es geht - wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
Vermissen Sie Österreich manchmal?
Kumptner: Ich vermisse manche Dinge. Ich mag Wien, aber ich bin auch gerne unterwegs. Ich bin zum Beispiel sehr gerne in München oder in Hamburg, bei letzterem geht mir nur das Wetter oft auf die Nerven. In Berlin könnte ich nicht leben. Köln ist nicht ganz so schön, dafür finde ich die Leute sehr nett. In Wien ist es genau umgekehrt: Die Stadt ist wunderschön, aber leider sind die Menschen oft Grantler.
Wien ist vor Kurzem zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt worden.
Kumptner: Ich bin Wiener, aber ich habe immer Fernweh und es gibt für mich viele Städte, die mindestens genauso lebenswert sind.