Schwimmen, Radfahren und dann noch Laufen: Ein Triathlon ist eine riesige Herausforderung. Aber auch ein grosser Reiz: Denn der Wettkampf bietet eine einzigartige Mischung aus sportlicher Herausforderung, ganzheitlicher Fitness, persönlicher Entwicklung, Gemeinschaftsgefühl und Abenteuer. Kein Wunder, dass der Sport immer beliebter wird. Laut der Deutschen Triathlon Union (DTU) hat sich die Anzahl der Mitglieder in Triathlonvereinen und die Wettkampfanzahl in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Aber wie steigt man eigentlich ein in eine Sportart, bei der das Training so aufwändig ist?
Eine, die das wissen muss, ist Profi–Triathletin Laura Philipp: Die 36–Jährige holte 2016 ihren ersten Ironman–70.3– Sieg, 2017 wurde sie deutsche Meisterin auf der Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21,1 km Laufen). Mittlerweile ist sie mehrfache Ironman–Siegerin und führt die Bestenliste deutscher Triathletinnen auf der Ironman–Distanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und ein Marathonlauf von 42,195 km) an.
Dabei lernte sie erst im Alter von 24 Jahren das Schwimmen: «Ich habe dann ein paar Freunde bei einem lokalen Triathlon unterstützt und mir das Rennen und ihre Staffel angesehen. Und das sah wirklich lustig aus. Und da dachte ich mir, ich kann auch Rad fahren und ein bisschen laufen, also fehlt mir nur noch das Schwimmen, um einen Triathlon zu absolvieren, und das war die Motivation, die mich ins Schwimmbad brachte», sagt Philipp. Ein Jahr später absolvierte sie ihren ersten Triathlon.
Auch wenn Philipp nach eigenen Aussagen «nicht so viel Freizeit ausserhalb von Training und Wettkampf» bleibt, ist sie Teil des Athletenteams des auf Sport spezialisierten Kopfhörer–Herstellers Shokz und Trainerin in der Coaching–Community «Kickass Sports», die sie mitgegründet. Für den Einstieg ins Triathlon–Training empfiehlt sie, Spass am Sport zu haben und den Prozess zu geniessen: «Trainiere regelmässig, aber übertreibe es nicht. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, in einen Rhythmus zu kommen und eine erste Erfahrung mit den drei Sportarten zu machen.»
Aufrüstung ist nicht das Wichtigste
Auch die Ausrüstung ist erstmal nebensächlich. Philipp ermutigt Triathlon–Anfänger, sich selbst treu zu bleiben und nicht von teurer Ausrüstung abhängig zu sein: «Es geht mehr um die Erfahrung, wie dein Körper reagiert, wenn du schwimmst, radelst und läufst. Mach es mit wenig Technik. Hör einfach auf deinen Körper, hör auf dein Gefühl und ich denke, dann wirst du einen schönen Tag bei deinem ersten Triathlon haben. Später brauchst du vielleicht dynamischere Ausrüstung, aber für den ersten Triathlon ist folgendes wichtig: ein einfaches Fahrrad, eine Schwimmbrille und Laufschuhe. Das ist alles.»
Auf die Ernährung achten
Wichtig sei am Anfang ausserdem die richtige Energiezufuhr während des Sports: Denn ein Triathlon ist sehr herausfordernd für den Körper. «Deshalb ist es wichtig, am Abend davor oder am Tag vor dem Rennen richtig zu essen.» Philipp empfiehlt vor allem einfache Nahrung, die leicht verdaulich ist, zudem ausreichend Wasser. «Es ist interessant, wie der Körper auf die Aufnahme von Kohlenhydraten reagiert. Triathlon ist ein langer Ausdauersport. Hier hilft es, ein wenig Zucker in dein System zu bringen. Es hilft wirklich, zum Beispiel ein Gel zu nehmen, und du wirst während deines Rennens eine viel bessere Erfahrung machen», so Philipp.
Musik spielt eine grosse Rolle
Teil der Motivation im Training ist für Philipp als Profi–Athletin und Shokz–Testimonial auch Musik. «Ich höre nicht bei jeder Trainingseinheit Musik, aber vor allem bei sehr langen Trainingseinheiten kann es ganz gut sein, etwas Unterhaltung zu haben, entweder Podcasts zu hören und mich zu informieren, während ich trainiere, oder einfach nur etwas Motivationsmusik zu hören», sagt Philipp. Je nach Trainingseinheit wechselt sie zwischen den Musikrichtungen: «Wenn ich zum Beispiel ein paar Intervalle mache, möchte ich etwas Schnelles hören und etwas, das mich antreibt – aber ich mag auch deutsche Rap–Musik.»
Die richtige Balance finden
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Triathlon–Trainings ist die Balance zwischen Belastung und Regeneration. Laura Philipp empfiehlt, auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers zu hören und sich nicht zu überlasten. Die richtige Mischung aus Trainingseinheiten und Ruhephasen sei entscheidend, um Verletzungen vorzubeugen und langfristige Fortschritte zu erzielen.
Ihr eigenes Training sei jeden Tag unterschiedlich: «Es hängt davon ab, in welcher Phase des Jahres wir uns befinden. Im Winter versuche ich, eine gute Grundlage für eine lange Rennsaison zu schaffen. Normalerweise versuche ich, drei Trainingseinheiten pro Tag zu absolvieren.»
«Das Wichtigste ist, dass man im Training körperlich und geistig fit und gesund bleibt. Das wird letztlich auch zu guten Leistungen im Rennen führen», so Philipp. «Ich versuche einfach, auf mich zu achten und auf die Bedürfnisse meines Körpers zu hören.» Dabei helfen ihr zum Beispiel auch Tracking–Tools. «Ich versuche, nur so viel zu trainieren, wie ich mich tatsächlich erholen kann. Das ist etwas, was man herausfinden muss. Wie viele Stunden muss ich schlafen? Wie viele Kalorien muss ich zu mir nehmen, um das Beste aus dem Training herauszuholen? Man muss wirklich ehrlich zu sich selbst sein und auf die Bedürfnisse seines Körpers hören. Das ist auch ein Prozess und etwas, das mit der Zeit einfacher wird.»