Am Ende dauerte ihr offizielles Aufeinandertreffen nur 20 Minuten. Dabei hatten Royal-Fans rund um den Globus gehofft, dass die gemeinsame Enthüllung der Statue für ihre verstorbene Mutter Diana, †39, die zerstrittenen Brüder Prinz William, 39, und Prinz Harry, 36, wieder vereinen würde.
Ein schnell getrunkenes Glas Champagner und zahlreiche Bilder später, die die nach wie vor herrschende Eiszeit zwischen den Brüdern illustrieren, ist klar: Die erhoffte Aussprache ist ausgeblieben. Dies bestätigt eine Palast-Quelle gegenüber «The Sun». Demnach haben keine «Friedensgespräche» zwischen den Brüdern stattgefunden. «Es ist ein Schritt nach vorne, aber dies war weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort», berichtet die Quelle.
Harry ist in der Zwischenzeit schon wieder in die USA gereist. In Kalifornien lebt er mittlerweile mit seiner Ehefrau Herzogin Meghan, 39, und den Kindern Archie, 2, und der einmonatigen Lilibet. Der nächste Besuch in seiner alten Heimat ist allerdings gemäss Palast-Insider bereits terminlich festgehalten. «Für September ist eine umfangreichere Feier geplant, um Diana zu gedenken, und Harry wird dabei sein wollen.»
Im Herbst also wird sich den Brüdern die nächste Gelegenheit bieten, um über alles Vorgefallene zu sprechen. Dass es Harry ernst ist mit einer Aussprache, analysierte der Körpersprache-Experte Dirk W. Eilert nach dem Aufeinandertreffen der beiden vergangene Woche in der «Bild»-Zeitung. Für ihn ist klar: Harry will sich vertragen, während William ihn abblitzen lässt. «Er scheint noch nicht bereit zu sein, sich anzunähern und auszusöhnen», urteilte Eilert. «Hier werden weitere Annäherungsversuche auf Harrys Seite notwendig sein, die seinem Bruder zeigen, dass ihm die Verbindung zwischen ihnen wichtig ist.»
Vielleicht ist es daher gar nicht so schlecht, bleiben den beiden Brüdern zwei weitere Monate, um sich Gedanken über ihr künftiges Verhältnis zu machen – und darüber, wie sie ein gemeinsames Gespräch angehen wollen. Denn auf der Traktandenliste stehen schon jetzt einige Punkte, über die William und Harry dringend reden müssen, um ihre Beziehung wieder ins Lot zu bringen.
Anfang Januar 2020 teilten Harry und Meghan die Entscheidung mit, die wegweisend für das Verhältnis der beiden Brüder werden sollte: Die beiden traten per April 2020 von ihren Ämtern als hochrangige Mitglieder der Royal Family zurück und zogen nach Kalifornien.
Obschon die Queen verlauten liess, dass Harry und Meghan «ein geschätzter Teil der Familie der Queen» bleiben würden, liess schon das erste offizielle Statement vermuten, dass die Entscheidung hinter den Palastmauern für mächtig Wirbel gesorgt hatte. Elizabeth II., 95, liess durchblicken, dass sie und die Familie es «vorgezogen hätten, dass sie vollzeitlich arbeitende Mitglieder der Königlichen Familie bleiben würden».
Da die Sussexes damit als Repräsentanten des Königshauses wegfielen, wog der Druck der Öffentlichkeit auf Prinz Williams Schultern und deren seiner Frau Herzogin Kate, 39, umso schwerer. Schliesslich lag es fortan einzig und allein an ihnen, weiterhin als Prinzen-Paar zu glänzen und offizielle Termine wahrzunehmen und von den ehemaligen Royals zu übernehmen. Diesen Test bestanden sie zwar mit Bravour und sorgten insbesondere während des ersten Lockdowns mit ihren herzhaften Video-Calls immer wieder für Begeisterung. Dennoch lässt sich nur erahnen, wie der Abgang von Harry William als Bruder und als zuvor schon sehr engagierten Royal getroffen haben muss – Punkt 1 auf der Liste.
Schon lange vor dem Royal-Rücktritt von Harry und Meghan wurde der ehemaligen Schauspielerin und ihrer Schwägerin Herzogin Kate ein Streit angedichtet. Mal sollen Strumpfhosen die Ursache gewesen sein, ein andermal soll Meghan über Kates Lieblings-Mitarbeiter gelästert haben.
Der Ursprung allen Übels aber soll anderswo liegen: bei William nämlich. Dieser soll von Anfang an kein Fan von Meghan gewesen sein und der Liaison kritisch gegenübergestanden haben, wie im Buch «Finding Freedom» zu lesen ist. Harry habe sich demnach über den «hochnäsigen Ton» geärgert, in dem William über Meghan geredet haben soll. So habe er sie als «diese Frau» bezeichnet, was Harry gar nicht gefallen hat. Zumal er von seinem grossen Bruder den Rat bekommen hat, die Dinge mit «dieser Frau» langsam anzugehen. Höchste Zeit also, um die Differenzen aus dem Weg zu räumen und einen Neustart zu wagen – Punkt 2 auf der Liste.
Das Interview, das Harry und Meghan Oprah Winfrey gegeben hatten, sorgte für mächtig Trubel im britischen Königshaus. Dass der Inhalt dieses Interviews Zündstoff war und weitere Punkte auf der Traktandenliste lieferte, liegt auf der Hand. Doch auch der Umstand an sich, dass Harry und Meghan öffentlich Intimes über die Familie ausplaudern, dürfte für William schwer verdaulich sein.
Schliesslich gelten er und seine Frau als absolutes Vorzeige-Paar der Royals, das wegen seiner authentischen und aufgestellten Auftritte grosse Sympathien geniesst. Die eigene Familie öffentlich anzukreiden und in einem im grossen Stile beworbenen Interview über das Leben hinter den Palastmauern zu berichten, käme William und Kate wohl nicht einmal im Traum in den Sinn. Ein klärendes Gespräch darüber, wer in Zukunft wem was erzählt, dürfte auch hier zur Wogenglättung beitragen – Punkt 3.
In besagtem Interview äusserte Meghan den Vorwurf, dass sie innerhalb der Royal Family mit Rassismus konfrontiert worden sei. Sie erklärte, dass es «Bedenken und Gespräche» darüber gegeben habe, «wie dunkel Archies Haut sein könnte», wenn er geboren werde. Wer diese Aussage gemacht habe, spezifizierte Meghan nicht.
Der Vorwurf rief bei den Windsors unterschiedliche Reaktionen hervor. Die Queen blieb in einem Statement einigermassen diffus und teilte mit, dass die Familie «sehr traurig» sei, und Prinz Charles hielt sich ganz zurück. William hingegen stellte gegenüber «Sky News» klar: «Wir sind überhaupt keine rassistische Familie.»
Dass eine Google-Suche nun dennoch rund eine Million deutschsprachige Ergebnisse zu «Royal Family Rassismus» ausspuckt, dürfte ganz und gar nicht im Sinne der Windsors sein. Und William dahingehend umso wütender auf seinen Bruder, weil er als Vertreter der Familie deren Image wieder aufpolieren muss. Eine Aussprache ist auch hier dringend vonnöten – Punkt 4.
In der Doku-Serie «The Me You Can't See» sprach Prinz Harry wiederum bei Oprah Winfrey offen über psychische Probleme sowie die Hilfe, die ihm in seinen dunkelsten Stunden von der Familie verwehrt geblieben sein soll. Sein Fett weg kriegte auch Vater Prinz Charles, 72, dessen Papa-Qualitäten von Harry arg infrage gestellt wurden. Dass er sich in seiner Rolle als Royal oft nicht wohlgefühlt hat, hat demnach bei Charles für kein Verständnis gesorgt. «Mein Vater sagte zu mir, als ich jünger war, er sagte zu mir und meinem Bruder William: ‹Es war für mich so, also wird es für euch auch so sein.›»
Für Harry ist heute klar: «Das macht keinen Sinn. Nur weil du gelitten hast, heisst das nicht, dass deine Kinder leiden müssen. Im Gegenteil: Wenn du gelitten hast, dann tu alles dafür, dass – egal, welche negativen Erlebnisse du hattest – du es für deine Kinder richtig machen kannst.»
Zur harschen Kritik am gemeinsamen Vater hat sich William nicht geäussert. Er aber gibt mit Charles immer wieder ein sehr inniges und vertrautes Bild ab, nachdem die beiden in jüngeren Jahren durchaus auch einmal aneinandergeraten sein sollen. Mittlerweile verstehen sie sich Insidern zufolge sehr gut. In der TV-Dokumentation «Inside the Duchy of Cornwall» etwa berichtete ein Mitarbeiter, dass Charles William viel mehr Input gebe und ihn damit auf die Zeit auf dem Thron vorbereitet. «Sie verbringen mehr Zeit miteinander und sind viel besser aufeinander abgestimmt. Beide fühlen sich wohler in ihrer Haut – und miteinander.»
Für ihr gestärktes Band sprach auch ein Bild der beiden, das William und Kate zum letztjährigen Vatertag auf ihrem Instagram-Account veröffentlichten. Darauf sind Charles und sein Sohn ungewohnt innig zu sehen, wie sie sich fest drücken und dabei bis über beide Ohren strahlen. Umso leichter wird es, sich vorzustellen, wie sehr Harrys Kritik an Charles' Erziehung William vor den Kopf gestossen hat. Ein klärendes Gespräch darüber – womöglich auch mit Charles in der Runde – stellt Punkt 5 der zu besprechenden Themen dar.
Es sind fünf gewichtige Punkte, die William und Harry gemeinsam angehen müssen, um das Kriegsbeil zu begraben. Darüber hinaus dürften viele weitere Aspekte im Hintergrund in den Zwist der beiden hineinspielen, über die die Öffentlichkeit nur rätseln kann.
Nun also soll sich den Brüdern im September die nächste Chance bieten, sich endlich wieder zu vertragen. Britische Medien rätseln, ob Harry zu seinem nächsten Besuch in Grossbritannien auch seine Frau und die beiden Kinder mitbringen wird. Ein bisschen Schützenhilfe könnten Archie und Lilibet ganz bestimmt beitragen – das erste Aufeinandertreffen der Suss-Ex-Royals in 4er-Formation und der Cambridges könnte durchaus hilfreich sein dabei, die Wogen zu glätten und die Relevanz der Familie hervorzuheben. Denn als Harry bei Oprah Winfrey sagte, er und sein Bruder seien «auf verschiedenen Wegen», betonte er gleichzeitig auch, wie viel ihm dieser trotz aller Schwierigkeiten bedeutet. «Ich liebe William über alles», sagte er. Und fügte an, was doch eigentlich Grund genug für eine Versöhnung sein sollte: «Er ist mein Bruder.»