Den Namen seines Konkurrenten hat sie nie genannt. Doch dass sie dazu aufruft, für Demokratie und gegen Hassbotschaften oder Falschinformationen einzustehen, spricht eine deutliche Sprache. «Alle vier Jahre wird uns gesagt, dass dies die wichtigste Wahl unseres Lebens sein wird. Aber diese hier ist es», appellierte Herzogin Meghan, 39, Mitte der Woche in einem Video von «Time» an die Bevölkerung, wählen zu gehen.
Auch Donald Trump, 74, verstand Meghans Aussagen als klares Zeichen gegen sich und als Aufforderung zur Wahl seines Präsidentschafts-Konkurrenten Joe Biden, 77.
Das zumindest lässt seine Reaktion vermuten. Als er bei einer Pressekonferenz am Mittwochabend auf das «Time»-Video angesprochen wurde, wetterte er gegen Meghan: «Ich bin kein Fan von ihr.» Die Reporterin befragte ihn nach seiner Reaktion, die Meghans Aussage – sie habe «die Menschen im Wesentlichen ermutigt, für Joe Biden zu stimmen» – in ihm ausgelöst hat. Kryptisch fügte er an: «Ich wünsche Harry viel Glück, denn er wird es brauchen.»
Bereits zuvor hatte Trump seine Antipathie für Harry und Meghan offen kundgetan. «Es wurde berichtet, dass Harry und Meghan, die Grossbritannien verlassen haben, dauerhaft in Kanada residieren würden», twitterte er Ende März. «Nun haben sie Kanada in Richtung USA verlassen. Wie dem auch sei: Die USA werden nicht für ihren Sicherheitsschutz aufkommen. Sie müssen ihn bezahlen!»
Dass die Fronten nach dieser klaren Ankündigung verhärtet sein würden, war anzunehmen. Doch das liess Meghan nicht davon abhalten, sich immer wieder gegen die Werte, die Trump vertritt, auszusprechen – indirekt, aber deutlich. Damit ist sie immer mehr zur Zielscheibe des US-Präsidenten geworden. Auffällig ist, dass es sich bei Trumps neuesten Sticheleienopfer wieder um eine Frau handelt. Denn bereits zuvor hat er gegen Frauen des öffentlichen Lebens geschossen, wie die folgenden Beispiele zeigen.
Das US-amerikanische Promi-Paar Chrissy Teigen, 34, und John Legend, 41, kriegte im September letzten Jahres sein Fett weg. Der Grund dafür: gekränkter Stolz. So haben das Model und der Sänger sich Trump zufolge positiv zu den Gefängnisreformen in den USA geäussert, ohne seinen Anteil an der Sache hervorzuheben und ihn vorgängig zu unterstützen. Bei der Gelegenheit bezeichnete er Legend als «langweiligen Musiker» und Teigen als «seine vulgäre Frau».
Teigen liess diese Beleidigung nicht auf sich sitzen. «Was eine...», schrieb sie, ironischerweise vulgär. «Er hat jeden ausser mir markiert. Eine Ehre, Mr. President.» Und ihr Ehemann John Legend leistete Teigen Schützenhilfe. «Stell dir vor, du bist Präsident eines Landes und verbringst den Sonntagabend damit, zu hoffen, dass irgendjemand – irgendjemand! – dich lobt», schrieb er. Und an Trumps Ehefrau gewandt: «Melania, bitte lobe diesen Mann. Er braucht dich. Dein Land braucht dich, Melania.»
Auch mit Musikerin Taylor Swift, 30, hat sich Donald Trump in vergangener Zeit angelegt. Die beiden scheuen nicht davor zurück, die Meinung über den jeweils anderen kundzutun.
Das Ganze beginnt im Herbst 2018, als Swift ihre politische Neutralität aufgibt und sich gegen die Wahl der republikanischen Abgeordneten Marsha Blackburn in Tennessee ausspricht. «Ihre Entscheidungen empören und erschrecken mich», begründete sie die Wahl gegen Trumps Parteikollegin. Diese habe Swift zufolge gegen gleiche Entlohnung für Frauen und gegen ein Bundesgesetz zum Schutz von Frauen vor Gewalt gestimmt. Zudem sei die Politikerin gegen die Ehe für Homosexuelle. «Das sind nicht meine Tennessee-Werte», sagte Swift.
Angesprochen auf Swifts Positionierung erklärte Trump schnippisch: «Ich mag Taylors Musik jetzt etwa 25 Prozent weniger.»
Das liess Swift nicht davon abhalten, ihre Meinung weiter gegen aussen zu vertreten. Sie warf Trump im Mai vor, den Tod George Floyds wegen Rassismus mitverschuldet zu haben. «Wir werden dich im November abwählen», prophezeite sie bei Twitter.
Auch Popsängerin Beyoncé, 39, ist schon ins Fadenkreuz des Präsidenten geraten. 2016 setzte sie sich stark für die Wahl von Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton ein. Die Sängerin und ihr Ehemann Jay-Z waren gar Gastgeber eines Wahlkampfevents Clintons.
Trump meinte, diese «Künstler kommen rein und performen einige Songs bei Clinton-Events, weil sie es nicht geschafft hat, ein Publikum um sich zu scharen». Was dann passiere, sei, dass «sie gehen und alle anderen mit ihnen gehen, und Clinton spricht noch immer vor der gleichen lausigen Menge. Das Verrückteste, das ich je gesehen habe», erklärte Trump gemäss «The Rolling Stone» in einer Rede.
Sein Fazit bezüglich des Engagements des Musiker-Ehepaars fällt dementsprechend deutlich aus. «Ich habe Beyoncé und Jay-Z nicht gebraucht.»
Doch Beyoncé, Swift, Teigen und Meghan sind in bester Gesellschaft: Die «New York Times» hat sich die Mühe gemacht, alle Beleidigungen zusammenzutragen, die Trump öffentlich gemacht hat – gegen Personen, gegen Institutionen, gegen Dinge.
Dabei zeigt sich: Es sind längst nicht nur Frauen, die von Trump einen fiesen Spruch abbekommen. US-Talkmaster Jimmy Kimmel etwa findet er «sehr schwach und untalentiert», Schauspieler Alec Baldwin hat eine «sterbende mittelmässige Karriere» und seine «Darstellung stinkt», Talkmasterin Oprah Winfrey ist «sehr unsicher» und «Vogue»-Chefin Anna Wintour «bettelt um Vergebung». Von Joe Biden gar nicht zu sprechen, den er nur «schläfriger Joe» nennt und der «unfähig» sei, «einen geraden Satz korrekt wiederzugeben» – und ohnehin «ein anderer Einzelner mit niedrigem IQ» sei.
Bis zum Mai 2019, als die Liste zuletzt aktualisiert wurde, sind 598 Beleidigte zusammengekommen. Auf deren Stimme dürfte Trump am 3. November, wenn es für ihn um die Wiederwahl geht, beim besten Willen nicht mehr zählen können.