Vielleicht war es ein Versehen, vielleicht knallhart kalkuliert. Fakt ist: Bei ihrer Videocall-Rede an der UN-Klimakonferenz diese Woche schwärmte Queen Elizabeth II., 95, vom Engagement ihres Sohnes, 72, und ihres Enkels, 39, und lobte ihre beiden Nachkömmlinge in den höchsten Tönen. «Es freut mich, dass die Arbeit meines verstorbenen Ehemannes in den Bemühungen meines ältesten Sohnes Charles und dessen ältesten Sohnes William weiterlebt», sagte sie. «Ich könnte nicht stolzer auf die beiden sein.»
Wunderschöne und persönliche Worte, die die Monarchin da verteilt hat. So schön gar, dass sie auch ein anderer gerne gehört hätte – am anderen Ende der Welt. Prinz Harry, 37, nämlich scheint es gar nicht gut zu bekommen, dass zwar sein Papa und sein Bruder öffentlich gehuldigt wurden, er aber nicht.
Die Reaktion Harrys könnte so in jedem Elternratgeber stehen. Denn was macht ein Kind, wenn das Geschwister für etwas gelobt wird? Entweder es heult – oder es demonstriert, dass es auch kann, was für so viel Begeisterung gesorgt hat. Und so handhabte es im konkreten Fall auch Harry: Er hat seine Betupftheit schnell abgelegt und der Öffentlichkeit klargemacht, dass auch er sich für das Klima einsetzt.
Nur einen Tag nach der Rede von Queen Elizabeth nutzten Harry und seine Ehefrau Herzogin Meghan, 40, die Gunst der Stunde, um auch die eigenen Bemühungen in Sachen Umweltschutz in den Fokus zu rücken. Auf der Webseite ihrer Stiftung Archewell veröffentlichten sie beinahe postwendend ein Statement, in dem sie festhielten, dass sie sich «seit langem für den Planeten» engagieren, «sowohl gemeinsam als auch vor unserer Vereinigung – mit globalen Projekten und Partnerschaften, die über ein Jahrzehnt zurückreichen».
Sie seien noch eine junge Organisation, schreiben Harry und Meghan weiter, aber dennoch haben sie mit ihrer Stiftung Grosses vor. Die nämlich soll bis 2030 klimaneutral werden. Hierzu wird man mit unabhängigen Beratern zusammenarbeiten, um «alle mit Archewell in Verbindung stehenden Aktivitäten seit der Gründung zu erfassen», wie es heisst.
Ein Blick in die Klima-Bücher zeigt, dass sich Harry und Meghan tatsächlich schon seit langer Zeit gegen den Klimawandel und für den Umweltschutz einsetzen – und ihr Engagement nicht einfach aus leeren Worthülsen besteht. Schon kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes Archie, 2, sagte Harry etwa, dass sie beide «maximal zwei Kinder» haben möchten, um damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und den CO2-Ausstoss nicht weiter in die Höhe zu treiben. Und auch auf ihrem früheren Instagram-Account @sussexroyal machten die beiden immer wieder auf die Dringlichkeit ihres Anliegens aufmerksam und versuchten, ihre Follower zu einem nachhaltigen Lebensstil zu bewegen.
Ob die Queen das wirklich vergessen hat, als sie vor rund 25'000 Teilnehmenden aus 200 Ländern zwei andere Mitglieder aus der Familie hervorgehoben hat? Selbstverständlich war auch dieses Lob gerechtfertigt, Prinz William etwa hat erst Mitte Oktober zum ersten Mal den von ihm ins Leben gerufene Earthshot Prize verliehen, der bis 2030 jährlich fünf Projekte auszeichnen soll, die besonders innovativ und lösungsorientiert sind.
Dennoch hat das Aussen-vor-Lassen von Harry zweifelsohne einen Beigeschmack. Gut möglich, dass die Queen damit einen kleinen Rachefeldzug gegen ihren Enkel eingeleitet hat. Schliesslich hat dieser ihr in den letzten anderthalb Jahren eine Menge Ärger eingebrockt. Zuerst kam der royale Rückzug, die damit einhergehende Mehrarbeit für die Senior Royals – und dann begannen Harry und Meghan auch noch, im TV und auf Streaming-Plattformen gegen die Windsors zu schiessen. Die Queen hat sich bislang nur sehr selten und sehr besonnen dazu geäussert, was sie von Harrys und Meghans PR-Offensive hält. Es ist also durchaus denkbar, dass sie in ihrer Klimakonferenz-Rede nun doch noch ihre Meinung mitschwingen liess. Manchmal sagen keine Worte eben mehr als deren tausend.