Die öffentlichen Gratulationen innerhalb der Royal Family sind meistens weit mehr als nur «Alles Gute» und «Happy Birthday». Obwohl Prinz Charles, 72, und Herzogin Camilla, 74, ihrer Schwester und Schwägerin Prinzessin Anne zum 71. Geburtstag am Sonntag wörtlich nicht viel mehr als einen «sehr glücklichen» Jubiläumstag gewünscht haben. Doch dahinter steckt viel mehr. Das wird immer wieder klar, wenn ein Royal Geburtstag feiert. Die Queen etwa liess an Herzogin Meghans Vierzigstem Anfang des Monats grosszügig Ballone steigen – und das trotz aller Diskrepanzen zwischen dem Königshaus und den ausgeflogenen Sussexes.
Und auch Prinz Charles' Geburtstagswünsche geben Auskunft darüber, wie es um das Verhältnis zu seiner Schwester steht. So wählt er nicht etwa ein Porträtbild der Prinzessin, sondern ein Schwarz-Weiss-Foto aus dem Familienalbum, das die beiden Geschwister 1951 zeigt. Anne war damals gerade mal einjährig, ihr Bruder rund ein Jahr älter. Ganz vernarrt hält er das Händchen seiner kleinen Schwester im Garten des Familienzuhauses Clarence House – und es scheint, als ob die beiden nichts je trennen könnte. Doch wie sieht es 70 Jahre später aus?
Tatsächlich täuscht der Eindruck vom Kinderfoto von damals so gar nicht. Denn auch heute noch sollen sich Charles und Anne sehr nahestehen. Der Ursprung ihres innigen Verhältnisses liegt in der Kindheit. Die beiden haben nur einen knappen Altersunterschied von zwei Jahren und sind deshalb mehr oder weniger gleichzeitig grossgeworden.
Als die beiden Kleinkinder waren, bestieg ihre Mutter Queen Elizabeth II., 95, den Thron. Die Kinder «waren für Gesellschaft voneinander abhängig», wie «Hello!» bilanziert. Gerade auf Auslandsreisen sollen die beiden viel Zeit miteinander verbracht haben. Sinnbildlich für diese Zeit ist gemäss «The List» ein Bild von Charles, wie er seiner Schwester Anne 1954 hilft, die Treppen runterzusteigen – ein Zeichen dafür, wie viel Vertrauen und Zeit die beiden schon in frühen Jahren füreinander aufbrachten.
Anne soll auch von Beginn an respektiert haben, dass Charles die Nummer eins in der Thronfolge ist. 1980 sprach sie in einem Interview mit dem «Oberserver» darüber, dass sie «schon in ziemlich jungem Alter akzeptierte, dass ich die Nummer zwei in allem bin». Diese Akzeptanz soll zum guten Verhältnis beigetragen haben.
Doch auch ihre Interessen sind miteinander vergleichbar. Prinz Charles etwa zählt das Gärtnern, die Landwirtschaft und alles, was mit Natur zu tun hat, zu seinen liebsten Hobbys – nicht zu vergessen das Polospielen! Und auch Anne blüht vor allem für eines: Pferde! Sie war sogar an einem Olympischen Turnier als Springreiterin mit dabei.
Zwei witzige Details sprachen darüber hinaus schon früh für ein enges Band: Zum einen wurde Anne als einziges der vier Kinder der Queen und Prinz Philip nicht im Buckingham-Palast geboren, sondern in Clarence House – dem heutigen Zuhause von Charles und seiner Ehefrau. Renovierungsarbeiten im Palast sollen der Grund für den Tapetenwechsel zur Geburt gewesen sein.
Und auch bei der Hochzeit mit Mark Phillips zollte Anne ihrem Bruder Tribut – zumindest, wenn es nach dem britischen «Express» geht. Dass Anne den Vater ihrer Kinder ausgerechnet am 14. November 1973, dem 25. Geburtstag von Charles, geheiratet hat, erachtet die Zeitung als Hommage.
Nicht ganz so rosig soll die Beziehung zwischen Charles und seinem Bruder Prinz Andrew, 61, sein. Seit klein auf sollen sich die beiden nicht wirklich gut verstanden haben. Das Problem: Neid von beiden Seiten.
Charles etwa soll der Altersunterschied und die damit verbundenen Privilegien Andrews ab einem gewissen Alter missfallen haben. «Prinz Andrews verwegenes, gutes Aussehen begann, Charles die Show zu stehlen», schreibt Anthony Holden in der Biografie «Charles, Prince of Wales». «Es verletzte seine Eitelkeit und sorgte für einige Sticheleien.»
Doch auch in umgekehrter Art prägte der Neid das Verhältnis. «Charles sagte: ‹Das Problem mit meinem Bruder Andrew ist, dass er ich sein will›», verrät Royal-Experte Richard Kay in der Dokumentation «Paxman on the Queen's Children».
Und auch das gute Verhältnis zur Queen soll Charles zeit seines Lebens ein Dorn im Auge gewesen sein. Andrew wird – zumindest bis vor seiner Verwicklung in den Sex-Skandal um Jeffrey Epstein – gerne als «Lieblingskind der Queen» bezeichnet. Wie der «Telegraph» mutmasst, ist vor allem mehr Zeit für das enge Band verantwortlich. Als Andrew zur Welt kam, war Elizabeth bereits längere Zeit auf dem Thron – und erlaubte sich, etwas kürzerzutreten. «Sie tauchte mit einem Bodyguard bei der Schule auf und fuhr manchmal sogar selber hin. Sie war an Sporttagen dabei und besuchte diverse Spiele.» Hingegen soll Charles' Verhältnis zu seiner Mutter eher unterkühlt und von den Pflichten des Thrones bestimmt sein.
Demgegenüber stehen die Aussagen von Royal-Expertin Katie Nicholl, die bei «9Honey» darüber sprach, dass die Rivalität der Brüder erst in höherem Alter kam. Zunächst seien sie gut miteinander ausgekommen, haben mit ihren Ehefrauen Diana, †36, und Herzogin Sarah, 61, gemeinsame Ferien verbracht. «Sie waren die ‹Fab Four›», so Nicholl. Doch daran, dass die beiden Brüder mittlerweile nicht mehr allzu viel miteinander zu tun haben, zweifelt auch sie nicht. «Diese Rivalität, diese Eifersucht – die kam später.»
Es soll nie grosse Reibereien gegeben haben – aber auch nie eine wirkliche Beziehung. Das Verhältnis von Charles und seinem jüngsten Bruder Prinz Edward, 57, ist demnach kein inniges. «Charles ist 16 Jahre älter als Edward und sie waren sich nicht nahe», erzählte Edward-Biografin Ingrid Stewart in der Dokumentation «Paxman on the Queen's Children».
Charles war schon auf dem Internat, als Nesthäkchen Edward klein war. Auch deshalb haben die beiden wenig Zeit miteinander verbracht. «Er hat ihn wahrscheinlich nur im Sommer auf Schloss Balmoral gesehen», so Stewart. Das Verhältnis soll heute gut sein – mehr aber auch nicht.
Charles scheint also bis auf seine Schwester Anne keine allzu nahen Vertrauten in seinen Geschwistern zu finden. Wie diese selbst untereinander klarkommen, ist nicht bekannt. Allerdings tauchten weder Charles noch Anne oder Edward an Andrews 60. Geburtstagsfest auf – ein Anzeichen dafür, dass sie ihrem Bruder nach dessen Skandalen den Rücken nicht mehr freihalten.
Und ob sich Andrew und Edward ganz allgemein viel zu sagen haben, sei dahingestellt. Wo Andrew nämlich einst eine glanzvolle Militärkarriere als Kampfpilot im Falklandkrieg hinlegte, brach Edward seinen Dienst ohne richtigen Abschluss ab. Er sei «kein Rambo», erklärte er sich damals, was ihn deutlich von Andrew unterscheidet. Heute begeistert er sich eher für Sport und Kunst.
Viel eher denkbar ist da schon eine tiefere Verbindung zwischen Anne und Edward. Sie beide haben sich dem Sport verschrieben und leben ein eher zurückgezogenes Royal-Leben. Gut möglich also, dass sie sich darüber regelmässig austauschen – und das womöglich sogar bei einem Ritt hoch zu Ross. Auf dem Rücken der Pferde liegt für sie beide nämlich ein grosser Teil vom Glück der Erde.