Das Sportjahr ist vollgespickt mit Highlights: Nach der Eishockey-WM, der heimischen Kunstturn-EM, der Fussball-EM und vielen grandiosen Erfolgen der Schweizer Sportlerinnen und Sportler stehen nun die Olympischen Spiele unmittelbar bevor.
Fast genauso vollgepackt wie der Sportkalender ist 2021 auch die Kündigungsmappe bei SRF Sport. Jann Billeter, 49, geht nach 24 Jahren zum Konkurrenzsender MySports. Stefan Bürer, 57, kehrt dem Leutschenbach nach 28 Jahren den Rücken. Mit ihm muss auch gleich der langjährige Co-Kommentator und Tennis-Experte Heinz Günthardt, 62, das Feld räumen. Zuvor nahmen schon gestandene Journalistinnen und Journalisten wie Matthias Hüppi, 63, und Steffi Buchli, 42, den Hut.
Mit den bereits gegangenen Moderatorinnen und Moderatoren und den bevorstehenden Abgängen wanderten nicht nur Fachexperten ab, sondern auch Charakterköpfe. «Der Sportjournalismus verkauft sich auch immer über Persönlichkeiten», ist sich Roland Mägerle im Interview mit «Blick» bewusst. Dass mit Bürer und Billeter gleich zwei Aushängeschilder gehen, löst beim Abteilungsleiter Sport dennoch keine Panik aus. «Nun, diese Stars sind ja auch nicht so zu uns gekommen. Die haben alle ihren Weg gemacht.» Sie hätten viele junge Talente, die dran seien, Fuss zu fassen und sich zu entwickeln. «Und ich bin überzeugt, dass es ein paar Namen schaffen.»
Und schliesslich gibt es ja auch noch einige andere Sportmoderatorinnen und -moderatoren, die teilweise schon lange dabei sind – und mal mehr, mal weniger Star-Faktor mitbringen.
Seine Kommentare: legendär. Seine Emotionen: mitreissend. Doch das finden nicht alle: Keiner der SRF-Moderatoren polarisiert so stark wie Sascha Ruefer. Der 49-Jährige wird von den einen geliebt und gefeiert, die anderen würden ihm am liebsten das Mikrofon ausschalten, wie nach jedem Nati-Spiel an der EM in den Kommentarspalten zu lesen war. Doch wer polarisiert, sorgt auch für Aufmerksamkeit. Wenn die Zuschauenden schon nur einschalten, um am nächsten Tag über Ruefers Kommentare zu futtern, beschert das dem SRF Quote. Seit über 20 Jahren mit an Bord, ist der frisch getrennte Ruefer ein echtes Urgestein – und hat den wohl höchsten Star-Faktor im Sport.
Rainer Maria Salzgeber
Konkurrenz kriegt er von Rainer Maria Salzgeber, 51. Seit 1994 sorgt er dafür, dass das Wallis nicht nur als Kanton des Fondue und des Fendants wahrgenommen wird, sondern auch als Ort der Sportkompetenz. Mit seinen bunten Outfits und Anzügen ist er darüber hinaus auch ein Farbtupfer-Garant auf der Mattscheibe. Dass Tochter Cloé, 20, in Papas Fussstapfen tritt und sich in der Medienbranche etablieren will, trägt zu Salzgebers Star-Appeal bei – ist es doch im Showbusiness gang und gäbe, dass die Kinder ihren Eltern auf den Berufspfaden folgen.
Annette Fetscherin
Beim TV-Publikum ebenfalls beliebt ist Annette Fetscherin. Die 38-jährige Thurgauerin ist erst seit vier Jahren bei SRF, hat sich aber in dieser Zeit schon etabliert. Während der EM nahm sie in Zürich immer wieder Studiogäste in Empfang – und überzeugt dem «St. Galler Tagblatt» zufolge mit ihrer ruhigen und kompetenten Art, die aber auch für Kritik wegen der distanzierten Moderationsweise sorge. «Solche Rückmeldungen gehören zum Job. Da wächst man mit der Erfahrung auch rein», gibt sich Fetscherin selbstsicher. Die Pferdenärrin, die frisch verliebt ist, hat gute Chancen, zu einem der neuen SRF-Aushängeschilder zu werden – sie wird in vielen verschiedenen Sparten eingesetzt. Nun reist sie bald nach Tokio.
Paddy Kälin
Er hat der «Aargauer Zeitung» zufolge «etwas Lausbubenhaftes», ist «erfrischend im Auftreten, wenn auch etwas unkritisch». Paddy Kälin, 45, ist seit 2000 Teil der Sporttruppe und hat im Zuge seiner zahlreichen Berichterstattungen schon viel erlebt. Ein unvergesslicher Moment mit Kälin in der Hauptrolle aber will einem nicht umgehend in den Sinn kommen, was wohl seiner unaufgeregten Kompetenz zu verschulden ist. Dazu passt auch sein Style: skandinavisch cool und clean hat Kälin den Casual Chic perfektioniert.
Lukas Studer
Lukas Studer feiert in zwei Jahren seit Zwanzigjähriges beim SRF und ist ein sicherer Wert. Kompetent und charmant führt er durch die Sendungen. Der frühere Primarlehrer ist ein Mann für alle Fälle – aber (noch) kein unvergleichbarer Charakterkopf wie Ruefer oder Salzgeber.
Daniela Milanese
Seit Ende des letzten Jahrhunderts arbeitet Daniela Milanese beim SRF. Die 46-Jährige hat damit eine Menge Erfahrung im Gepäck – aber «vermag die Zuschauer selten zu packen», wie die «Aargauer Zeitung» urteilt. Eine auch ausserhalb des SRF medial präsente Figur wie einige ihrer Kolleginnen und Kollegen ist sie bislang nicht geworden.
Olivier Borer
Seit 2015 ist Olivier Borer, 39, regelmässig auf der Mattscheibe zu sehen, zuvor war er schon länger hinter den Kameras beim SRF tätig. Er ist der wohl feinfühligste Moderator. «Ich bin kein Lautsprecher. Mir liegen die leisen, die feinen Töne», beschreibt er sich auf seiner Webseite.
«Man mag ihn. Oder man zappt weg», lautet das harsche Urteil der «Aargauer Zeitung». Doch genau damit hat er alles, was es braucht, um ähnlich viel Aufmerksamkeit zu generieren wie Sascha Ruefer. Und damit das Zeug zu einem Charakterkopf, der dem SRF in dieser Form in letzter Zeit schon in mehrfacher Ausführung abhandengekommen ist.