Die 39-jährige Weltnummer 4 ist bestens gelaunt bei ihrem alljährlichen Besuch am Hauptsitz des Kaffee-Giganten Jura (800 Mitarbeiter, 542 Millionen Franken Umsatz 2019) in Niederbuchsiten SO. Bereits seit 14 Jahren darf Jura-CEO Emanuel Probst, 63, seinen prominentesten Markenbotschafter regelmässig am Firmensitz begrüssen. Dieses Jahr allerdings in etwas kleinerem Rahmen, wie Probst erklärt: «Wegen Corona mussten wir den Event stark anpassen.» Gäste sind kaum da, Medien ebenfalls nicht.
Auf das Firmengelände wird Federer per Truck gefahren, auf dem ein Riesenbild aus seiner neuen Jura-Kampagne zu sehen ist. Und trifft zuerst auf sein Wachs-Double. Er selbst sei aber «putzlimunter», verrät der Basler und fragt sein Ebenbild im Tonfall des Samichlaus: «Und, bisch schön brav gsee im letschte Joor?» Beim Rundgang in der Jura World of Coffee entdeckt er «wie jedes Jahr wieder Neues». Und verrät, dass die Kaffeebohne Rubia der erklärte Liebling seiner Kids sei.
Für den Tennis-Maestro ist die Visite willkommene Abwechslung in einer «tennisarmen» Zeit. Nach zwei Knieoperationen im Frühjahr hat Federer inzwischen zwar auch schon wieder zum Racket gegriffen, wird aber frühestens bei den Australian Open im Januar in den Turnieralltag einsteigen. Die von Novak Djokovic ausgelösten Unstimmigkeiten unter den Topspielern und das Corona-bedingte Turnier-Chaos beschäftigen den erfolgreichsten Spieler der Geschichte aber auch während seines ungewohnt langen Aufenthaltes in der Schweiz.
Roger Federer, wie meistern Sie während Ihrer Turnierpause das Leben in diesen Corona-Zeiten?
Mit viel Geduld, Disziplin und vor allem mit viel gesundem Menschenverstand.
Das Virus bringt Sie nicht aus dem Tritt, das Knie hingegen schon. Wie steht es um Ihre Fitness?
Ich bin auf gutem Weg, komme schrittweise zurück, setze mir aber keinen Druck auf und lasse mir Zeit. Ich werde erst ins Turniergeschehen eingreifen, wenn ich zu hundert Prozent fit bin. Es sieht derzeit danach aus, dass ich mein Comeback an den Australian Open im Januar geben kann.
Sie können wieder voll trainieren?
Das noch nicht, mehr als zwei Stunden mit dem Racket liegen im Moment nicht drin. Aber ich arbeite schon eine Weile absolut schmerzfrei an Kondition und Kraft. Weitere Operationen wird es nicht geben.
Auf Trab halten dürfte Sie dafür Novak Djokovic mit seinen Eskapaden wie der Adria-Tour oder der Disqualifikation in New York. Wann haben Sie ihn letztmals gesprochen?
Vor etwa zwei Monaten. Es ging aber einzig darum, wie und wann es im Tennis wieder losgeht und wie die Corona-Massnahmen an den Turnieren umgesetzt werden können. Wir sind beide im zehnköpfigen Spielerrat der Tour. Es geht um viel, ums Überleben von Turnieren und von Profis, die ihre Ausgaben weiterhin haben.
Machen Sie sich derzeit vermehrt Gedanken, wie es nach Ihrer sportlichen Karriere weitergehen soll?
Diese Gedanken beschäftigen mich schon seit etwa fünf Jahren konkret. Doch solange ich Spass habe und es für uns alle stimmt, mache ich weiter. Danach werde ich den Fokus auf meine Familie, meine Stiftung und meine Sponsoren legen. Business-Ideen und Unternehmertum interessieren mich sehr. Aber ich will auf keinen Fall jetzt schon alles verplanen.
Auch nicht die Familie? Oder ist Ihre Planung da abgeschlossen?
(Lacht herzhaft.) Gute Frage! Ich werde sie gerne weiterleiten. Es ist sicher gut, wenn man da alle paar Jahre wieder mal nachfragt.
Die viele Reiserei hat dann auch mal ein Ende – oder werden Sie weiterhin Lust darauf haben?
Bestimmt! Ich möchte an viele Orte zurückkehren, wo ich schon war. Ich bin gerne in Asien und Südamerika unterwegs. Mexiko, Chile haben mir gut gefallen, auch Kolumbien. Ich kann mir vorstellen, Schaukämpfe zu bestreiten, Tennis an Orte zu bringen, wo dieser Sport noch wenig Beachtung findet.
Und ein Flug ins Weltall? In einem Werbeclip für Jura waren Sie ja bereits dort.
Nein, davor habe ich bei aller Faszination zu grossen Respekt. Das habe ich bemerkt, als ich einmal mit einem Astronauten im Weltall sprechen durfte.
Apropos Werbeauftritt: Was verbindet Sie schon so lange mit Jura?
Der Stolz, nun schon 14 Jahre Botschafter eines Schweizer Weltkonzerns sein zu dürfen. Es ist aber auch die jahrelange Freundschaft zu Marianne und Emanuel Probst. Sie und alle Mitarbeitenden haben wie ich die Ambition, zu den Besten der Welt zu gehören.