Wie ein bunter Hund. Er ist beliebt in Adelboden – bis heute. Und fällt auf in seinem neongelben Skidress. Auch acht Jahre nach seinem Rücktritt wollen die Fans im Berner Oberland ein Autogramm von Marc Berthod. Der 41-Jährige verteilt sie gern. Der Bündner ist der einzige Schweizer bisher, der am Chuenisbärgli sowohl den Slalom als auch den Riesenslalom für sich entscheiden konnte. Die einzigen Weltcupsiege seiner Karriere überhaupt.
Er erinnert sich gern daran. «Das Chuenisbärgli ist der Hang, den man gewinnen muss», erzählt er. «Das hat sich eingeprägt. Ich weiss nicht, warum ich es gerade hier geschafft habe, aber das war für mich das Grösste.»
Slalomsieger wird Berthod im Januar 2007. «Das war eine Überraschung, ich hatte eine hohe Startnummer, es war mein erster Grosserfolg.»
Marc Berthod: «Früher war aber alles chaotischer»
Den Riesen gewinnt er ein Jahr später, im Januar 2008. In Adelboden sei es für ihn immer gut gelaufen, meint er. «Schon bei meinem ersten Einsatz 2005 wurde ich Siebter.» Das Publikum im Berner Oberland habe zusätzlich getragen, motiviert. «Früher war aber alles noch chaotischer», erinnert sich Berthod und lacht. «Wir kamen aus dem Zielraum und wurden belagert.» Die Fahrer hätten sofort mitten im Publikum gestanden. «Wir kamen nicht vorwärts und nicht zurück. Das ist heute professioneller organisiert.» Ansonsten habe sich in den letzten 20 Jahren am Chuenisbärgli nicht viel verändert. «Der Start ist noch am gleichen Ort, auch das Ziel, es gibt die gleichen Wellen. Und die Pistenpräparation ist nach wie vor top.»
Der einzige Schweizer Adelboden-Doppelsieger ist heute für SRF als Co-Kommentator im Einsatz. Besorgt schaut Berthod auf die vielen Stürze in dieser Saison. «Der Skisport hat in diesem Winter einige Aushängeschilder verloren. Es gab zu viele Unfälle.» Er will nicht alles auf den vollen Rennkalender schieben. «Es ist auch in der Verantwortung der Athleten, dass sie auf ein Rennen verzichten, wenn sie müde werden.» Es sei wichtig, die Athleten zu unterstützen, indem man alles für die Sicherheit tue.
Sportlicher Leiter am Gymnasium
Die Rennen vermisst der St. Moritzer nicht. «Es haben sich für mich danach schöne Sachen ergeben.» Bei der WM 2017 war Berthod das erste Mal für SRF im Einsatz. Der Anlass fand in seiner Heimat statt – «und SRF wollte einen Sidekick, der etwas über den Ort erzählen kann». Als die beiden Kommentatoren-Legenden Matthias Hüppi und Bernhard Russi gleichzeitig aufhören, wittert Berthod seine Chance. «Ich habe dem Sender signalisiert, dass ich Zeit habe. Sie haben mich dann zum Casting aufgeboten.» Der Rest steht in den Büchern.
Der 41-Jährige hat Betriebsökonomie studiert und amtet am Sportgymnasium in Davos als sportlicher Leiter. Und dann sind da seine Familie, Ehefrau Sara (41) und die drei Kinder, die Zwillinge Roc und Coby (10) und Lani (6). Die Zwillinge haben ihre Leidenschaft für den Skirennsport entdeckt, nehmen gern an Rennen teil. Berthod ist es wichtig, dass seine Kinder sich bewegen und Freude daran haben – egal, wie gut sie sind. Deshalb lässt er es offen, ob der nächste Schweizer Adelboden-Doppelsieger aus den eigenen Reihen kommt.