Im Unterschied zu den meisten anderen Menschen weiss Raffaela Zollo alias «Raffa's Plastic Life», 26, wie sich Sex als Frau und als Mann anfühlt. Geboren als Bub, entschied sich die gebürtige Bündnerin mit 19 Jahren für eine Geschlechtsangleichung. Ihr damaliger Freund Marc begleitete Raffa durch die Operation und war auch die erste Zeit danach für sie da. Trotzdem ging die Beziehung nach zwei Jahren in die Brüche: «Nach dem Eingriff erkannte ich mich selbst nicht mehr. Es war kompliziert», sagt Raffa zu SI online.
Mit 21 Jahren kam sie mit einem neuen Mann zusammen. Ein angehender Ingenieur aus Deutschland weckte in ihr grosse Gefühle. «Ich wäre für ihn durchs Feuer gegangen», erinnert sich Raffa. Ihre Liebe hielt eineinhalb Jahre, danach machte David Schluss. «Sein Entscheid kam von einem Tag auf den anderen. Wir führten die perfekte Beziehung, aber irgendwie wurde es ihm zu ernst.»
Danach wollte es nicht mehr klappen mit der Liebe. Nicht die Männer seien das Problem, sondern sie selbst, gesteht Raffa: «Ich bin sehr anspruchsvoll und sehr wählerisch. Bei meinen zwei Beziehungen passte es von Anfang an. Ich will, dass es sich mit einem neuen Mann genauso anfühlt.»
Nach der Trennung von ihrem letzten Freund sei sie ein Jahr lang im Tief gewesen. Vom Liebeskummer geplagt, startete Raffa mit Internet-Videos. Und das mit Erfolg: Heute zählt sie auf Youtube über 470 000 und auf Facebook über 300 000 Abonnenten. Auf Instagram folgen ihr zudem mehr als 340 000 Menschen. Unter den insgesamt 1,1 Millionen Fans war der richtige Mann nicht dabei, wie sie sagt: «Ich erhalte viele Nachrichten, aber ich möchte aus Prinzip keinen meiner Fans daten.»
Dass man sein Liebesglück online finden kann, daran glaubt Raffa aber. Seit zwei Tagen hat sie ein Profil auf der Online-Partnervermittlung Parship. «Wir Schweizer sind einfach ein verschlossenes Volk. In unserem Land werde ich auf der Strasse kaum von interessierten Männern angesprochen. Online hingegen ist die Hemmschwelle viel tiefer.» Damit steige die Chance, überhaupt mit einem potenziellen Partner in Kontakt zu kommen, begründet sich Raffa.
Auf der Dating-Plattform laufe es nicht schlecht. «Ich habe viele Nachrichten gekriegt, darunter waren auch Männer dabei, die mir optisch sehr gut gefallen haben», schwärmt Raffa.
Zu einem ersten Date sei es noch nicht gekommen. «Ich wäre aber spontan und offen dafür.» Über Wochen nur hin- und herzuschreiben, sei nicht ihr Ding, so die Transfrau. «Was nützt es mir, wenn der Mann auf den Profilbildern gut ausschaut? Ich muss wissen, wie er riecht, wie er sich bewegt und wie seine Ausstrahlung ist. Dazu muss ich ihn treffen.»
Was ihren Mr. Right anbelangt, hat Raffa klare Vorstellungen. «Charakterlich wünsche ich mir einen Mann, der zielstrebig, humorvoll, geduldig und unternehmungslustig ist. Ein wenig selbstironisch sollte er auch sein, weil ich das andauernd bin.» Optisch gibt es neben einem gepflegten Äusseren und schönen Zähnen ein zwingendes Kriterium: «Ich liebe es, High Heels mit 12 Zentimeter hohen Absätzen zu tragen, also muss mein Partner mindestens 1, 80 Meter gross sein.»
Neben der Körpergrösse gibt es ein weiteres Killer-Kriterium: «Der Mann darf keine Kinder haben. Ich will seine Ex auf keinen Fall präsent haben. Bei einem Kind wäre diese Vorstellung aber immer in meinem Kopf», sagt Raffa.
In dieser Sache steht sie einer biologischen Frau nach: Als Transfrau wird sie selbst nie ein Kind gebären können. Als Raffa sich damals für die Geschlechtsangleichung entschieden hatte, dachte sie nicht ans Kinderkriegen. «Ich habe mein Sperma vor der Operation nicht einfrieren lassen und bereue es auch nicht», sagt sie.
Kinder zu adoptieren, kommt für sie in den nächsten Jahren nicht infrage. «Ich hege keinen Familienwunsch. Ich bin da ganz ehrlich zu mir selber. Es mag egoistisch klingen, aber ich möchte meine Zeit momentan einfach geniessen.»