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Trink dich fit dank Pedro Schmidt

Schnapsidee gegen Muskelkater

Nach einer langen Partynacht hatte der Pharmazeut Pedro Schmidt eine nicht ganz uneigennützige Idee – heute haben sogar die Schweizer Nati-Fussballer sein Getränk im Rucksack dabei. So kam es zur Erfolgsgeschichte von Ka-Ex.

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Foto: Joseph Khakshouri, 06.06.2024 Shooting 2 Pedro Schmidt, hat ein Anti-Kater-Mittel / Sportgetränk entworfen, auf das auch Profifussballer schwören. Portraits in Seinem Büro wo er 10 Angestellte hat. Zürich (ZH)

«Bei mir hat es den Nachmittagskaffee ersetzt»: Start-up-Gründer Pedro Schmidt kann die Energie gut gebrauchen.

Joseph Khakshouri

Ein gelegentlicher Exzess liegt in der menschlichen Natur. Pedro Schmidt (40) kennt es aus eigener Erfahrung. «Nach einer langen Partynacht dachte ich am nächsten Morgen: Es kann doch nicht sein, dass man mit einem Kater derart leiden muss!»

Da Schmidt Pharmazie-Student an der ETH Zürich ist, bleibt es 2011 nicht beim frommen Wunsch – er beginnt zu tüfteln. «Hausmittel wie Alka-Seltzer oder Aspirin lindern Schmerzen», sagt Schmidt. «Das allein hilft dem Körper aber nicht.» Im Labor mischt der Student verschiedene Stoffe zusammen: Aminosäuren, Elektrolyte, Vitamine und basische Salze. Diese Tüftelphase kostet Schmidt vier Jahre, später seinen Job bei einer Pharmafirma («ich habe gekündigt») und 150'000 Franken («meine Ersparnisse»). Immerhin stehen ihm seine Freunde bei jeder Partynacht unentgeltlich als Versuchskaninchen zur Verfügung.

Foto: Joseph Khakshouri, 07.05.2024 Pedro Schmidt, hat ein Anti-Kater-Mittel / Sportgetränk entworfen, auf das auch Profifussballer schwören. Portraits in Seinem Büro wo er 10 Angestellte hat. Zürich (ZH) Pedro Schmidt. ©Joseph Kakshouri

Pedro Schmidt mit seinem Goldendoodle Chewie (nach Chewbacca aus Star Wars) im Büro in Zürich Wiedikon.

Joseph Khakshouri

Acht Jahre nach Gründung des Startups ist die Stimmung bei Pedro Schmidt und seinen Mitarbeitenden in Zürich Wiedikon nüchtern betriebsam. Von einer Schnapsidee ist Ka-Ex nun weit entfernt. Das Getränk ist in fast ganz Europa erhältlich. In der Schweiz in der Migros, im Coop, in Apotheken und in Selecta-Automaten.

Der Grund: Profisportler haben Ka-Ex für sich entdeckt. Sie merkten, dass seine Mischung nicht nur beim Alkoholkater hilft, sondern auch beim Muskelkater. «Nach einem harten Training laufen viele identische Prozesse im Körper ab wie nach einer Partynacht», sagt Pedro Schmidt. Dass Ka-Ex auch Leistungssportlern hilft, wurde diesen Frühling mit Spielern der Schweizer Nationalmannschaft nachgewiesen.

Pedro Schmidt KaEx Antikatermittel

Jassen und eine Flasche Ka-Ex: So bereiten sich Silvan Widmer (l.) und seine Kollegen auf die Spiele der EM vor.

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Wissenschaftler entnahmen ihnen immer 48 Stunden nach einem Quali-Spiel Speichelproben. Unter den Akteuren ohne Ka-Ex hatten sich die Werte nur bei 45 Prozent von alleine normalisiert. Mit Ka-Ex war das bei 81 Prozent der Spieler der Fall. Das Getränk hatte Stresshormone und Entzündungswerte signifikant gesenkt.

Im Sitzungszimmer des Ka-Ex-Büros hängen verschiedene Trikots. Die Schweizer Spieler sind nicht die einzigen, die Ka-Ex trinken, um nach einem Spiel schneller wieder fit zu sein. Bei einer internen Studie wurde gezeigt, dass es auch den Ruhepuls und den Stresslevel senken und die Schlafqualität verbessern kann.

Aber braucht man das Getränk nur, wenn man vorhat, sportliche – oder alkoholische – Höchstleistungen zu vollbringen? «Nein», findet Pedro Schmidt, «aber man sollte es direkt nach dem Training oder nach dem Ausgang vor dem Schlafen trinken.» Er selbst genehmigt sich täglich um circa 15 Uhr eine Flasche. «Es ersetzt meinen Nachmittagskaffee» – obwohl das Getränk kein Koffein enthält. «Ka-Ex hilft mir dabei, meine Energiereserven hoch zu halten.»

Nicht in der Schweiz produziert

Schmidts finanzielle Reserven halfen ihm über die Anfangszeit des Start-ups hinweg. Danach überlebte es dank Finanzierungsrunden und Investoren wie Tobias Reichmuth von «Die Höhle der Löwen Schweiz». «Heute haben wir in der Schweiz die Profitabilität erreicht», sagt Schmidt. Produziert wird das Getränk bei einem grossen Hersteller mit Fabriken in ganz Europa. «In der Schweiz gibt es keine Firma, welche alle gewünschten Stoffe in solch grossen Mengen bereitstellen kann.»

In Gedanken ist Schmidt aber gerade in den USA, wo Ka-Ex derzeit den Markteintritt umsetzt und seit Kurzem in der Edel-Fitnesskette Equinox erhältlich ist. Es läuft also gut – doch warum arbeiten im Ka-Ex-Büro nur zwölf Personen? «Wir haben so viele Aufgaben wie möglich ausgelagert», sagt Schmidt. Dazu gehört auch die Distribution der Flaschen oder eben der Eintritt in neue Länder.

Foto: Joseph Khakshouri, 06.06.2024 Shooting 2 Pedro Schmidt, hat ein Anti-Kater-Mittel / Sportgetränk entworfen, auf das auch Profifussballer schwören. Portraits in Seinem Büro wo er 10 Angestellte hat. Zürich (ZH)

Hobby-Fussballer: Pedro Schmidt gönnt sich eine kurze Pause von der Büroarbeit.

Joseph Khakshouri

Schmidt selbst wünscht sich manchmal, auch seine Funktion könnte ausgelagert werden. «Ich bin zwar ein ziemlich guter Unternehmer, aber es ist nicht für immer mein Lebensinhalt, und ich plane, die Firma in den kommenden Jahren zu verkaufen», sagt er.

Als Sechsjähriger kam er aus Brasilien in die Schweiz und wuchs in Wettingen AG auf. Sein Vater, inzwischen pensioniert, war in der Konzernleitung bei Siemens. «Er hat mich beraten und sass auch bei uns im Verwaltungsrat.» Die starken Erfolgsschwankungen einer Firma über nun fast zehn Jahre auszuhalten, braucht viel Energie. «Auch emotionale», ergänzt Schmidt. Bald hat er Gelegenheit aufzutanken: Ende Juni heiratet er seine langjährige Freundin. An der Feier wird für jeden Gast natürlich auch eine Flasche Ka-Ex paratstehen.

Lynn Scheurer von Schweizer Illustrierte
Lynn ScheurerMehr erfahren
Von Lynn Scheurer am 23. Juni 2024 - 06:00 Uhr