Herr Tischendorf, wie lange vertonen Sie «Bauer, ledig, sucht...» schon?
Von Beginn weg. Wir sind jetzt im elften Jahr. Allerdings vertonten wir anfangs in Zürich, was die Sache für mich einfacher machte. Schon seit einigen Jahren fliege ich jeden Montag nach Köln.
Gab es schon einmal Momente, in denen es Sie beim Synchronisieren vor Lachen verrissen hat?
Unzählige! Meist hat es mit genialen Formulierungen unseres Texters Christian Neu zu tun oder eben mit den Bauern selbst, die manchmal wirklich schwer vermittelbar sind.
Die Stimme von «Bauer, ledig, sucht...»: Siegmund Tischendorf, 65, ist gebürtiger Österreicher und studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Seit 1980 Engagements an diversen Theatern in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Seit 2001 freischaffend mit eigener Produktionsfirma. Nebenbei ist Tischendorf immer wieder in TV- oder Filmproduktionen zu sehen und ist auch als Sprecher engagiert.
Was war Ihr lustigster «Bauer, ledig, sucht...»-Versprecher?
Versprecher weiss ich nicht mehr. Aber es gab ein paar Formulierungen, die schon köstlich waren. Zum Beispiel: «Als sie das letzte Mal hier standen, hat Bettina Peters Zugpendel geschmiert. Das ist jetzt vorbei.» Oder: «Auf der Alm, da gibts koa Sünd, aber wenn man nicht aufpasst, hat man schnell einen Schwanz im Gesicht.» Gemeint ist natürlich ein Kuhschwanz.
«Ich denke, die Schweizer lieben ihre Bauern»
Was bedeutet Ihnen die Sendung?
Sie ist ein fester Bestandteil meines Jahresplans geworden, und es macht mir grossen Spass, mit feiner Klinge die Situationen zu kommentieren. Ich mag die Empathie, aber auch den leichten Sarkasmus der Kommentare, die versuchen, nie zynisch zu sein. Das unterscheidet die Schweiz von der deutschen Sendung. Ich denke, die Schweizer lieben ihre Bauern.
Welche Bauern sind Ihnen über die Jahre geblieben?
Ach, das sind so viele, die Namen sind mir zum Teil entfallen. In der aktuellen Staffel schiesst Bauer Hans, der Schwerenöter, den Vogel ab.
Können Sie sich beim Schreiben der Texte einbringen?
Nein, nicht wirklich. Aber im Studio passen wir dann schon den einen oder anderen Satz an, wenn nötig. Oder es wird auch mal eine Pointe umgeschrieben.
Gab es schon einmal Situationen, in denen Sie sich geweigert haben, einen Text einzusprechen?
Nein, das war nicht nötig bis jetzt. Grammatische Fehler schleichen sich manchmal ein. Die zu sprechen, weigere ich mich!
Wie lange dauert das Vertonen einer Folge?
Die Aufnahmen im Studio dauern etwa zwei Stunden.
Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade über Bauern sprechen?
Ich bin vor allem Schauspieler. Ich produziere und spiele Komödien. Die Bekannteste ist wohl «Caveman». Ich war lange beim Theater, zuletzt am Schauspielhaus Zürich, am Theater Kanton Zürich und Casinotheater Winterthur. Ich habe auch schon die verschiedensten Formate vertont, für die «BBC», den «Blick» und viele Filmtrailer. Leider wird in der Schweiz wenig synchronisiert. Mir wurde auch schon angeboten, Russel Crow zu synchronisieren. Leider hat das dann nicht geklappt, weil es seiner aktuellen Stimme wieder besser ging. Ich habe halt viele Baustellen. Zwar baue ich keine Hochhäuser, aber es ist auch nicht gerade Tiefbau.