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SRF greift am Krimi-Set rigoros durch

«Tatort»-Darsteller dürfen kein Fleisch mehr essen

Das Schweizer Fernsehen ermittelte den «Tatort» als CO2-Schleuder. Damit soll nun Schluss sein: Der Sender erlässt am Set des Krimis eine ganze Reihe nachhaltiger Massnahmen.

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Tatort Carol Schuler und Anna Pieri

Sollen ökologischer drehen: Anna Pieri (l.) und Carol Schuler vom Zürcher «Tatort».

SRF/Daniel Winkler

Die TV- und Filmindustrie gehört zu den grössten Umweltsündern, wie eine Studie zeigt – das wirkt sich nun auch am Leutschenbach aus. Das Schweizer Fernsehen will künftig eigene Film- und Serienformate nachhaltiger produzieren, wie der Sender mitteilt. «Der CO2-Ausstoss der Film- und TV-Industrie hat sich in den letzten Jahren verdoppelt und es wird höchste Zeit zu handeln», sagt Urs Fitze, Leiter Fiktion SRF, zu schweizer-illustrierte.ch. Deswegen hätten SRF und die zuständige Produktionsfirma Zodiac Pictures beschlossen, Verantwortung zu übernehmen und den neuen Zürcher «Tatort» so umweltfreundlich und nachhaltig wie möglich zu produzieren.

Klare Regeln am Set

Unterstützung bei der Umsetzung des Öko-Krimis kommt für die konkrete Erhebung der CO2-Emissionsdaten von der Schweizer Klimaschutzstiftung myclimate, die eine Liste ökologischer Nachhaltigkeitsmassnahmen erarbeitet habe, heisst es weiter. Und die verlangt von der «Tatort»-Crew einiges ab, wie die folgenden vom SRF formulierten neuen Regeln am Set zeigen: 

1. Wir werden Flüge vermeiden, wenn die entsprechende Bahnfahrt unter fünf Stunden liegt. Sämtliche unverzichtbaren Flüge werden von uns kompensiert.

2. Unser Produktionsbüro wird mit Ökostrom versorgt.

3. Das Catering wird auf vegetarisch umgestellt. Wenn immer möglich, beziehen wir saisonal und lokal angebautes Obst und Gemüse, andernfalls wählen wir biologische und Fair-Trade zertifizierte Zutaten.

4. Wir organisieren wiederverwendbare Wasserflaschen und Kaffeetassen für die Crew und vermeiden Einweggeschirr.

5. Unser Ziel ist es, recycelte, recycelbare oder biologisch abbaubare Materialien zu verwenden und wir vermeiden Einwegplastik.

6. Holz- und Holzprodukte müssen FSC-zertifiziert sein. Wir pflegen einen bewussten Umgang mit giftigen Materialien und versuchen, diese wenn möglich zu ersetzen.

7. Die Kostüme und Requisiten werden wo möglich ausgeliehen und wiederverwendet zum Beispiel durch die Abgabe in Brockenhäusern. Wir kaufen möglichst biologisches und tierversuchsfreies Make-up- und Haarpflegeprodukte.

Carol Schuler und Anna Pieri, 2019

Am Set gibts fortan nur noch vegetarisches Essen für das Ermittler-Duo. Für ihre Rollen gelten die ergriffenen Massnahmen allerdings nicht.

David Biedert
Filmfiguren müssen nicht nachhaltig sein

Zudem werde die Fahrzeugflotte, die das ganze Equipment an den Drehort bringe, so klein wie möglich gehalten und «aus möglichst schadstoffarmen Fahrzeugen» bestehen, so Fitze weiter.

Jedoch: Der Öko-Befehl gilt nur für die Krimi-Crew. Dass auch die «Tatort»-Kommissarinnen Carol Schuler, 32, und Anna Pieri, 40, oder die anderen Figuren im Film nur noch Velo fahren und Tofu essen dürften, sei nicht geplant. «Es ist kein bewusstes Green Storytelling vorgesehen», so Fitze dazu. Heisst: Die Ermittlerinnen fahren also weiterhin im Auto durch die Gegend, dürfen auch mal eine Bratwurst am berühmten Sternengrill vertilgen.

Die Vergangenheit habe aber zeigt, dass bereits ein Umdenken passiert sei und sich auch entsprechend auf die Drehbücher niedergeschlagen habe – so gebe es kaum noch Produktionen, in denen geraucht oder Alkohol getrunken werde. «Genauso wird sich das wohl auch in Bezug auf das Umweltbewusstsein auswirken», glaubt der Chef von SRF-Fiktion.

Von Tom Wyss am 5. November 2019 - 19:00 Uhr